Horrorjahr und Hunde-Angriff: Diese Skandale erschütterten das britische Königshaus

Die Herabsetzung Andrews soll der größte Skandal im britischen Königshaus seit der Abdankungskrise 1936 sein. Nicht die einzige unrühmliche Geschichte für die Royals.

Thronfolger vor Gericht

1870 schrieb der spätere König Edward VII. Rechtsgeschichte in Großbritannien: Als Prince of Wales musste er in gleich zwei aufsehenerregenden Prozessen vor Gericht erscheinen – das hatte es in Englands Monarchie seit 1649 nicht mehr gegeben, als König Charles I. von Revolutionären verurteilt und später hingerichtet wurde. 

Thronfolger Albert Edward musste zunächst als angeblicher Liebhaber der Ehefrau des schottischen Baronets Sir Charles Mordaunt als Zeuge aussagen. Vor Gericht dementierte der Prinz jede „unstatthafte Vertrautheit oder kriminelle Handlung“ – mit so überzeugender Haltung, dass der Saal applaudierte. Am Ende erklärten die Geschworenen Lady Mordaunt für unzurechnungsfähig, die Ehe wurde nicht geschieden. Der Name des Prinzen war durch den Skandal „in den Schmutz gezogen“, wie Mutter Queen Victoria notierte.

Edwards zweiter Auftritt vor Gericht 1891 erfolgte vor Gericht im Zuge des „Baccarat-Skandals“. Bei einem Glücksspiel-Abend auf dem gleichnamigen Landgut wurde einer der Teilnehmer des Kartenbetrugs bezichtigt und verklagte daraufhin den Gastgeber wegen Verleumdung. Der Thronfolger als Bankhalter des Spiels wurde als Hauptzeuge vorgeladen. Der Prinz, diesmal sichtbar nervös und fahrig, gab an, keine Manipulation bemerkt zu haben. Die Jury entschied, die Verleumdungsklage abzuweisen. Ein Thronfolger im Kreuzverhör, zum zweiten Mal auf Augenhöhe mit der Justiz, die Rufschädigung fürs Königshaus war immens.

Die Abdankungskrise

Im London der frühen 1930er Jahre begegnete der spätere Edward VIII. bei Freunden einer bereits einmal geschiedenen und nun mit einem US-Geschäftsmann verheirateten Amerikanerin namens Wallis Simpson. Sie wurde seine Geliebte. Ein drohender Super-GAU für Großbritannien: Die Frau war zweimal geschieden und in engem Kontakt zum Botschafter Nazi-Deutschlands in London, eine Ehe kam nicht infrage. Doch selbst, als man dem schwer verliebten Prinzen Geheimdienstdossiers vorlegte, die eine Parallel-Affäre von Wallis mit einem Autohändler enthüllten, blieb Edward unbeeindruckt. 

Edward bestand auf einer Heirat mit dieser oder keiner Braut, sodass die Regierung ihn im Einverständnis mit der königlichen Familie vor die Wahl stellte: Thron oder Liebe. Am 10. Dezember 1936 unterschrieb Edward VIII. daher die Abdankungsurkunde. „Ich habe festgestellt, dass es mir unmöglich ist, die schwere Last der Krone zu tragen ohne die Frau, die ich liebe, an meiner Seite“, erklärte er sinngemäß in einer Radioansprache an die Briten am selben Abend. Sein Bruder Albert Herzog von York, der Vater von Elizabeth II. wurde als George VI. neuer Monarch, Edward ging ins Exil. Land und Königsfamilie waren zutiefst verstört – und die Queen hat wegen des Skandals um ihren Onkel nie daran gedacht, ihr Amt von sich aus aufzugeben.

Das „Annus Horribilis“ 

Ende 1992 sprach Königin Elizabeth II. rückblickend in einer Rede von einem Jahr in ihrem Leben, auf das sie, obwohl es ihr 40-jähriges Thronjubiläum beinhaltet hatte, nicht mit ungetrübter Freude würde zurückblicken können. War es doch wie nie zuvor von einer Vielzahl royaler Skandale geprägt. Von einem Horrorjahr sprach die Queen, denn innerhalb von zwölf Monaten trennten sich ihr Lieblingssohn Prinz Andrew und seine Frau Sarah Ferguson. Im Rosenkrieg des Prinzen von Wales und seiner Frau Diana erschien das Enthüllungsbuch „Diana: Ihre wahre Geschichte“, in der die Essstörungen und Selbstmordversuche der Prinzessin, aber vor allem auch die Liebesaffäre von Charles mit Camilla breit ausgelegt wurden. Das Ehepaar Wales trennte sich noch im selben Jahr. 

Und dann stand Schloss Windsor in Flammen, das schien nahezu symbolischen Charakter zu haben: Das Ansehen der Monarchie lag in Schutt und Asche, viele Briten stellten ihre emotionale Bindung an und die Relevanz der Monarchie offen infrage. Als die Reparaturen am Schloss vom Steuerzahler bezahlt werden sollte, war der Aufschrei so groß, dass die Queen sich entschied, erstmals und freiwillig Einkommenssteuer zu bezahlen. Die Instandsetzung von Windsor finanzierte sie aus Vermietungen von Ferienwohnung auf ihren weitläufigen Anwesen.

Auf den Hund gekommen

Im Juli 2002 griffen die drei Bullterrier von Prinzessin Anne im öffentlich zugänglichen Windsor Great Park zwei Jungen im Alter von sieben und zwölf Jahren an. Der ältere Junge wurde ins Bein und in die Schulter gebissen, der jüngere vom Fahrrad gerissen. Beide Kinder mussten im Krankenhaus behandelt werden. Drei Monate später wurde Prinzessin Anne vor dem Amtsgericht Slough nahe Windsor angeklagt, weil sie gegen das britische Kampfhunde-Gesetz („Dangerous Dogs Act 1991“) verstoßen habe. 

Prinzessin Anne verlässt nach der Verhandlung im November 2002 das Gerichtsgebäude
© IMAGO/Photoshot / Avalon

Sie erschien und bekannte sich direkt schuldig und zu 500 Euro Strafe sowie geringen Schadensersatzzahlungen an die Opfer verurteilt. Außerdem müsse der Bullterrier Dotty von nun an stets an der Leine geführt werden. Damit war die Princess Royal das erste Mitglied des Königshauses mit Eintrag ins Vorstrafenregister. 

Cash for Honours – Geld für Ehrentitel 

Im Zentrum der Vorwürfe aus dem Jahr 2021 stand die Frage, ob regelmäßig reiche Gönner hohe Zahlungen an royale Stiftungen leisteten und im Gegenzug dazu Orden und andere öffentliche Auszeichnungen erwarten konnten. Insbesondere der enge Vertraute und ehemalige Kammerdiener von Charles, Michael Fawcett, sollte einem saudischen Geschäftsmann nach beträchtlichen Spenden an die Prince’s Foundation (heute King’s Foundation) den Weg zu einem Commander-of-the-British-Empire-Orden geebnet und sogar Hilfe angeboten haben, die britische Staatsbürgerschaft zu erlangen. 

Bar-Großspenden in Millionen-Höhe wurden wohl auch gern in Plastiktüten überreicht. Die britische Charity-Kommission und sogar die Polizei nahmen Ermittlungen auf, Michael Fawcett räumte seinen Schreibtisch. Am Ende blieben Charles und seine Organisationen zwar rechtlich unbehelligt, doch das Image des zukünftigen Monarchen war ramponiert. 

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