Die Schriftstellerin Ursula Krechel ist mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden. Die 77-Jährige nahm den mit 50.000 Euro dotierten Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung am Samstag im hessischen Darmstadt entgegen. Mit Krechel werde eine Autorin ausgezeichnet, die in ihren Werken „den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur“ entgegensetze, hatte die Akademie im Juli erklärt.
Die 77-Jährige seziere in ihrer Lyrik die Innenansichten der Klassenverhältnisse. Ihre Romantrilogie aus den von 2008 bis 2018 veröffentlichten Werken „Shanghai fern von wo“, „Landgericht“ und „Geisterbahn“ sei eine große Erzählung der Vertreibung und Verfolgung von Juden und Sinti. Als roter Faden ziehe sich das Thema der Selbstbehauptung, Wiederentdeckung und Fortentwicklung weiblicher Autorschaft durch Krechels Schaffen. Sie rege dazu an, die Spuren der Vergangenheit im Alltag der Gegenwart aufzufinden.
Die 1947 im rheinland-pfälzischen Trier geborene Schriftstellerin studierte Germanistik und Theaterwissenschaft und promovierte 1971. Danach arbeitete sie als Dramaturgin und engagierte sich ehrenamtlich in der Theaterarbeit mit jugendlichen Untersuchungshäftlingen. 1974 debütierte Krechel mit ihrem Theaterstück „Erika“. Es folgten Gedichtbände, Romane und Essays. Ab 1985 arbeitete sie als Regisseurin für eigene Hörspiele.
Themen ihrer Werke sind Flucht, Exil, Gewalt und Feminismus. In diesem Jahr erschienen ihr Roman „Sehr geehrte Frau Ministerin“ und der Band „Vom Herzasthma des Exils“. Daneben lehrte sie als Gastprofessorin an verschiedenen Instituten. Krechel erhielt in den vergangenen Jahren zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Buchpreis. 2020 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung vergibt den Georg-Büchner-Preis seit 1951 an Schriftsteller, deren Arbeit sie als herausragend bewertet. Die Ehrung gehört zu der wichtigsten im deutschen Literaturbetrieb. Finanziert wird der Preis von der Bundesregierung, der hessischen Landesregierung und der Stadt Darmstadt. Im vergangenen Jahr ging er an den deutschsprachigen Schriftsteller Oswald Egger aus Südtirol in Italien.