Landtagswahl 2026: Sven Schulze in Sachsen-Anhalt – Vollgas im Rennen gegen AfD

Haseloff macht Schluss, die AfD sieht in Sachsen-Anhalt die Chance, 2026 in die Staatskanzlei einzuziehen. Die CDU stemmt sich mit Spitzenkandidat Sven Schulze dagegen. Wie will er erfolgreich sein?

Die Kulisse passt zum Auftritt von Sven Schulze. Während draußen die Motoren der Rennwagen dröhnen, gibt der CDU-Landeschef unmittelbar neben der Motorsport Arena Oschersleben zum Ende seiner Rede Vollgas am Pult. „Wir werden diese Wahl gewinnen“, sagt er. „Das ist meine Heimat, das ist mein Sachsen-Anhalt. Das wird nicht ein Experimentierfeld für irgendjemanden.“ Die AfD habe in puncto Inhalte „nichts auf der Kirsche“. „Die können es nicht.“

Schulze ist sich bewusst, dass er attackieren muss, um bei der Landtagswahl am 6. September mit der CDU als Erster die Ziellinie zu überqueren. Auf der Pole-Position liegt nach den jüngsten Umfragen vorerst die AfD. Sie sieht in Sachsen-Anhalt die Chance, erstmals einen Ministerpräsidenten stellen zu können. Ziel von Spitzenkandidat Ulrich Siegmund ist die absolute Mehrheit, um allein zu regieren. Die AfD wird in Sachsen-Anhalt vom Verfassungsschutz schon seit Längerem als gesichert rechtsextrem eingestuft.

Mit diesen Themen will die CDU punkten

Aus Schulzes Sicht sind noch genug Runden zu fahren, in denen die CDU an der AfD vorbeiziehen kann. In seiner Rede benennt er, mit welchen Inhalten das gelingen soll: ländlichen Raum stärken, Bildung in Kita und Schule aus einer Hand, die Verwaltung straffen, die Polizei besser ausstatten. Während AfD und Linke gut darin seien, Probleme zu beschreiben, löse die CDU Probleme, sagt Schulze.

Seine Partei schickt ihn mit einem guten Ergebnis ins Rennen. Die Delegierten wählen den Wirtschaftsminister mit 91 Prozent Zustimmung auf Platz eins der Landesliste. Von 99 Delegierten stimmen 90 mit Ja.

Hängt alles an einer Person?

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) will nicht erneut als CDU-Spitzenkandidat zur Landtagswahl am 6. September 2026 antreten. Viele in der Partei haben lange darauf gehofft, dass der 71-Jährige weitermacht und mit dem Amtsinhaberbonus die AfD wieder in die Schranken weist. Doch nach 15 Jahren soll 2026 Schluss sein. Wenn alles nur an einer Person hänge, stimme etwas nicht, sagt er. Haseloff will, dass die nächste Generation Verantwortung übernimmt.

Schulze verkörpert das, der Wirtschaftsingenieur hat in den vergangenen Jahren ehrgeizig an seinem Aufstieg gearbeitet. Der 46-Jährige führt den CDU-Landesverband seit 2021 und ist Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten. Zuvor war er Europaabgeordneter und Generalsekretär. Gerne betont Schulze, dass er ein Landeskind ist und die Belange seiner Heimat und insbesondere der Wirtschaft gut kennt.

Schulze sieht sich als Macher und Entscheider

Der CDU-Mann sieht sich selbst als bodenständigen Macher und Entscheider, als jemanden, der anpackt – im Gegensatz zu seinem Kontrahenten. Schulze verweist immer wieder auf die eigene Vernetzung und Erfahrung, während Siegmund noch nie eine Verwaltung von innen gesehen habe und seine Heimat permanent schlechtrede. Er will bei den Wählern für Stabilität und Verlässlichkeit stehen.

Doch in Magdeburg fragen sich einige, ob das reicht und ob Schulze bekannt genug ist. In den vergangenen Jahren stand er in der Wirtschaftspolitik oft in Haseloffs Schatten. In der Landeshauptstadt wird zudem über Schulzes bisweilen forderndes Auftreten gegenüber Mitarbeitern geredet. Landwirte haben zuweilen den Eindruck, dass der für sie zuständige Minister nicht immer einen Draht zu ihnen findet.

Vergleich mit dem „Leichtmatrosen“ Haseloff

Und dann ist da noch die Baustelle in der CDU. Im Vorfeld der Landesvertreterversammlung hatte es Kritik am Aufstellungsverfahren für die Landesliste gegeben. Von den ersten 20 Plätzen sollten nach dem Vorschlag des Landesvorstands lediglich drei an Frauen gehen, am Ende werden es vier. Aus Sicht einiger Mitglieder passt das nicht zum Selbstverständnis einer modernen Volkspartei.

Doch in der CDU gibt man sich auch trotzig. 2011, als Haseloff nach dem Landesvater Wolfgang Böhmer erstmals als Spitzenkandidat ins Rennen ging, sei die Ausgangslage ähnlich gewesen, heißt es. Als „Leichtmatrose“ sei der damalige Wirtschaftsminister Haseloff einst bezeichnet worden. Heute ist er der dienstälteste Ministerpräsident Deutschlands. 

Wie weiter nach der Wahl?

Schulze würde gerne wie Haseloff auf ein Bündnis aus der politischen Mitte setzen. Aktuell reagieren CDU, SPD und FDP gemeinsam. Schulze hat das Ziel ausgegeben, alle 41 Wahlkreise zu gewinnen. Doch selbst wenn das gelingen sollte, könnte die Regierungsbildung anschließend kompliziert werden. Liberale und Grüne werden um den erneuten Einzug ins Parlament kämpfen müssen, Schwarz-Rot reicht möglicherweise nicht gegen AfD, Linke und gegebenenfalls das BSW.

Auch wenn bis zu solchen Überlegungen noch zehn Monate Zeit sind, lässt Haseloff keinen Zweifel daran, dass es an der CDU ist, der AfD Paroli zu bieten. „An uns wird die Zukunft des Landes Sachsen-Anhalt entschieden“, sagt der Regierungschef.

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