Eine Kommission deckt Versäumnisse von Augsburger Bischöfen im Umgang mit Missbrauch auf – und fordert drastische Präventionsmaßnahmen. Was steckt hinter dem geforderten Einladungsverbot für Priester?
Im Bistum Augsburg sind die Verantwortlichen der Diözese jahrzehntelang nicht angemessen mit sexuellem Missbrauch an Kindern umgegangen. Dies hat eine unabhängige Aufarbeitungskommission festgestellt, die Missbrauchsfälle bis ins Jahr 1948 zurück untersuchte. „Vor 2002 standen die Interessen der Kirche eindeutig im Vordergrund“, sagte der Kommissionsvorsitzende Hubert Paul bei der Vorstellung der Studie. Danach seien Leitlinien und Strukturen zum Umgang mit Missbrauchstaten entstanden.
Die Untersuchung basiert auf der sogenannten MHG-Studie, die bundesweit die Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche untersucht hatte. In der neuen Studie ging es nun darum herauszufinden, wie die Augsburger Bischöfe und die Generalvikare mit Missbrauchsfällen umgegangen seien.
Fehlverhalten ging nach der Jahrtausendwende zurück
Während der Amtszeit der drei Bischöfe, die zwischen 1949 und 2004 die Diözese leiteten, stellte die Kommission überwiegend ein nicht angemessenes Verhalten bei Missbrauchsfällen fest. Während des Wirkens von Bischof Walter Mixa (2005-2010) ging das nicht angemessene Verhalten laut der Studie zurück, konnte allerdings immer noch in einem Drittel der Fälle dokumentiert werden.
Unter seinem Nachfolger Konrad Zdarsa (2010-2019) sank die Zahl des nicht angemessenen Handelns auf 5,9 Prozent der Fälle. Beim aktuellen Oberhirten Bertram Meier wurde kein Fehlverhalten festgestellt. Alle Bistumsverantwortlichen seien selbst auch nicht an Missbrauchstaten beteiligt gewesen.
Kommission schlägt Einladungsverbot für Priester vor
Die Kommission betonte, dass Kindesmissbrauch nie ganz verhindert werden könne. Dennoch sollte die Prävention im Augsburger Bistum weiter ausgebaut werden. Dies dürfe kein „Nischenthema“ sein, sagte der Vorsitzende Paul, der vor seinem Ruhestand Präsident des Augsburger Sozialgerichts war. Auch Bischof Meier sagte, dass die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle die Kirche weiter beschäftigen werde. „Das ist ein Dauerthema.“
Als weitere Konsequenz aus den früheren Missbrauchstaten schlug die Kommission vor, dass das Bistum den Klerikern generell verbieten könnte, unbegleitete Minderjährige in Pfarrhäuser oder Privatwohnungen einzuladen. 31 Prozent der in der Studie untersuchten Fälle hätten sich in diesen Räumen zugetragen.
Insgesamt wurden 193 Taten mit 156 Opfern untersucht. Es habe sich in zwei Dritteln der Fälle um Buben gehandelt, in einem Drittel um Mädchen.