Es sollte ein Aufräumen am Strand werden, dann stößt eine Familie in Australien auf Flaschenpost. Die Briefe darin sind 109 Jahre alt.
Wharton Beach liegt ziemlich abgelegen im Südwesten Australiens. Rund eine Stunde Fahrt ist es bis zur nächsten Kleinstadt Esperance. Und doch finden sich an dem Strand kleine Schätze. Eine Familie hat nun dort eine Flaschenpost mit Nachrichten australischer Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt. Wie unter anderem die Nachrichtenagentur „AP“ berichtet, war die Familie Brown zu ihrem monatlichen Ausflug am Strand, um diesen vom Müll zu befreien. Dabei stießen sie auf eine alte Schweppes-Flasche, in der sie Zettel ausmachten.
Die Briefe darin waren auf den 15. August 1916 datiert und von Malcolm Neville und William Harley verfasst. Vier Tage zuvor hatte ihr Schiff, die HMAT A70 Ballarat, den Hafen von Adelaide verlassen, um die Westfront der Alliierten in Europa zu stärken. „Wir hoffen, dass es dem Finder dieser Nachricht so gut geht wie uns gerade“, schreibt Harley in seinem Brief. Sie würden sich gerade irgendwo zwischen Adelaide und Esperance befinden. Etwas ausführlicher hingegen ist der zweiseitige Brief von Neville. „Wir haben eine gute Zeit, das Essen ist gut, bis auf eines“, schreibt Neville. Das Schiff schaukele und rolle, aber alle seien sehr glücklich. Sein Brief ist an seine Mutter in Wilkawatt, einem kleinen Örtchen im Bundesstaat South Australia adressiert.
Flaschenpost in Australien: Nachfahren bekommen Briefe
Die Browns behielten die Flaschenpost nicht für sich, sondern machten die Nachfahren der beiden Soldaten ausfindig, denen sie die Briefe zuschickt. „Alles, was ich gemacht habe, ist bei einer Suchmaschine Neville und Wilkawatt einzugeben“ berichtet Deb Brown „ABC Australia„. So habe sie den Großneffen Herbie ausfindig gemacht. Gegenüber dem Nachrichtensender berichtete Herbie Neville, dass seine 101 Jahre alte Tante immer wieder Geschichten von „Onkel Malcolm“ erzähle. Der „unglaubliche“ Fund habe die Familie zusammengebracht. „Es klingt, als wäre er ziemlich glücklich gewesen, in den Krieg zu ziehen. Es ist so traurig, dass er gefallen ist“, so Herbie Neville. Malcolm Neville sollte das Ende des Weltkriegs nicht miterleben. Er starb nur wenige Monate nach dem Absenden der Flaschenpost an der Westfront.
Dazu machte Deb Brown auch Ann Turner ausfindig, die Enkeltochter von William Harvey. „Wir sind alle völlig fassungslos über den Fund. Es gibt fünf Enkelkinder, die noch am Leben sind“, sagte sie. Seit dem Fund seien sie alle im regen Austausch. William Harvey kehrte nach dem Krieg nach Australien zurück, starb aber 1934 an einem Krebsleiden. Seine Familie glaubt laut „AP“, dass der Krebs eine Folge eines Gasangriffs der deutschen Armee im Weltkrieg war.