„Stadtbild“-Äußerung: Günter Wallraff appelliert an Merz: „Gehen Sie in sich!“

Vor genau 40 Jahren, im Oktober 1985, veröffentlichte Günter Wallraff sein berühmtes Buch „Ganz unten“. Nun nimmt er zu der „Stadtbild“-Äußerung von Friedrich Merz Stellung.

Günter Wallraff hat sich kritisch zu der „Stadtbild“-Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) geäußert. „Wer Menschen ihrer Herkunft und Hautfarbe wegen als Problem im Stadtbild bezeichnet, betreibt Ausgrenzung und Stigmatisierung und erreicht das Gegenteil des Beabsichtigten, nämlich: Werbung für die AfD“, sagte der Journalist und Buchautor der Deutschen Presse-Agentur in Köln. 

Wallraff (83) appellierte an Merz: „Gehen Sie in sich! Besinnen Sie sich auf das „C“ in Ihrem Parteinamen.“ Wallraff, der vor genau 40 Jahren seinen internationalen Bestseller „Ganz unten“ über Ausländer-Feindlichkeit in der damaligen Bundesrepublik veröffentlichte, erinnerte an den bekannten Satz des Schriftstellers Max Frisch: „Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen.“

Wallraff hat sechs Töchter – die wissen nicht, was Merz meint 

Merz hatte in der vergangenen Woche gesagt, die Bundesregierung sei dabei, Fehler in der Migrationspolitik zu korrigieren. „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“ Später verteidigte er die Äußerung erneut. Wer seine Töchter frage, werde auf die Frage, was er mit seiner Äußerung gemeint habe, vermutlich eine „ziemlich klare und deutliche Antwort“ bekommen, sagte Merz. 

Wallraff kommentierte dies mit den Worten: „Also, ich habe sechs Töchter, wahre Weltbürgerinnen, die in verschiedenen Städten leben. Aber sie haben andere Erfahrungen gemacht und können mit solchen Ausgrenzungsfantasien nichts anfangen.“

„Ganz unten“ gilt als das meistverkaufte Sachbuch in Deutschland mit einer Gesamtauflage von fünf Millionen in deutscher Sprache und 38 Übersetzungen. Für das Buch hatte Wallraff zweieinhalb Jahre in der Rolle eines türkischen Arbeitsmigranten demnach Ausbeutung, Demütigung und Rassismus erfahren.

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