In 20 Jahren sollen laut eines Vorhabens alle Hauptstädte und viele Großstädte in der EU per Hochgeschwindigkeitszug erreichbar sein.
Mit dem Zug von Berlin nach Rom? Je nach Verbindung kann die Reise mit mehreren Umstiegen aktuell gut und gerne 15 Stunden und noch weit länger dauern. Das könnte sich jedoch in den kommenden Jahren ändern. Auf dem Papier ist es möglich, dass sich diese Zeit mehr als halbiert. Denn die Community of European Railway and Infrastructure Companies (CER) strebt ein europäisches Netzwerk an Hochgeschwindigkeitszügen an, das alle Hauptstädte der EU und viele Großstädte miteinander verbinden soll.
Der 1988 in Brüssel gegründete Verband europäischer Bahnen hat im Mai dazu ein Positionspapier veröffentlicht, einen „Masterplan für Europa“. Dazu müssten bis zu 49.400 Kilometer an Gleis verlegt werden, was demnach geschätzt rund 546 Milliarden Euro kosten würde. Ausgelegt sein soll das Schienennetz auf Züge, die Geschwindigkeiten von 250 km/h und mehr erreichen.
Alle Städte mit mehr als 250.000 Einwohnern
„Daran arbeiten wir seit vier, fünf Jahren als Verband. Um ein einfaches Beispiel zu nennen: Wir möchten, dass alle Hauptstädte Europas durch Hochgeschwindigkeitszüge verbunden werden, darunter natürlich auch Athen“, erklärte CER-Geschäftsführer Alberto Mazzola im Gespräch mit dem Sender Euronews erst kürzlich in der griechischen Hauptstadt. Einbezogen werden sollten demzufolge auch alle Großstädte und Ballungsräume mit 250.000 Einwohnerinnen und Einwohnern aufwärts. Auch wichtigere Städte mit weniger Bewohnern entlang der Routen sollten demnach davon profitieren.
Die Schiene solle zum „Rückgrat des Reisens“ werden. Mazzola rechnet vor: „Ein Tourist reist durchschnittlich sechs bis sieben Stunden. Wenn er sechs Stunden lang mit 50 Stundenkilometern fährt, kommt er 300 Kilometer weit. Wenn er 250 Kilometer pro Stunde fährt, kommt er 1.500 Kilometer weit.“ Dies sei also „eine große Veränderung“, die in einzelnen europäischen Ländern aber schon längst Einzug gehalten hat. „Spanien, Frankreich und Italien sind Länder, in denen Hochgeschwindigkeit wirklich gut läuft“, sagt Mazzola.
Die CER plane laut des Berichts mit 20 Jahren für den Ausbau, was auch einem Zeitplan der EU-Kommission für eine Entwicklung bei Hochgeschwindigkeitsstrecken entsprechen würde. Im Rahmen von Vorschlägen zur Modernisierung des europäischen Transportsystems mit dem Ziel eines effizienteren und nachhaltigeren Reisens hieß es schon vor rund vier Jahren, dass sich der Hochgeschwindigkeitsverkehr auf der Schiene bis 2030 verdoppeln und bis zum Jahr 2050 verdreifachen soll.