Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hat seine Haftstrafe in einem Pariser Gefängnis angetreten. Französische Medien berichten, welche Haftbedingungen dort auf ihn zukommen.
Frankreichs früherer Präsident Nicolas Sarkozy ist nach seiner Verurteilung in der Libyen-Affäre zum Haftantritt am Gefängnis eingetroffen. Der 70-Jährige kam am Dienstagmorgen am Pariser Gefängnis La Santé an, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. „Oh, Sarkozy ist da!“, „Herzlich willkommen, Sarkozy„, riefen mehrere Häftlinge aus ihren Zellen bei der Ankunft des prominenten Neuzugangs. So geht es für den Ex-Präsidenten weiter:
Zunächst wird Sarkozy darüber belehrt, warum er inhaftiert wird. Ihm wird die Gefängnisordnung ausgehändigt, seine Fingerabdrücke werden genommen und es wird ein Foto von ihm gemacht. Er erhält einen Häftlingsausweis mit einer Häftlingsnummer. Dem Sender BFMTV zufolge wird Sarkozy auch wie jeder neue Häftling durchsucht, wofür er sich komplett ausziehen muss. Danach erhält er Hygieneartikel, Wäsche, Bettlaken und Schreibzeug.Sarkozy soll in der Haftanstalt in einem besonderen Trakt für Häftlinge untergebracht werden, die besonders geschützt werden müssen: In dem Komplex im Gebäude QB4 befinden sich 19 Zellen für Häftlinge mit besonderer Überwachung. Möglicherweise kommt er auch in einen isolierten Bereich. Eine Vorzugsbehandlung erwartet ihn nicht.„Die Zellen sind nicht besser und nicht schlechter als die anderen Zellen in den anderen Gebäuden“, sagte ein Gefängnisbediensteter dem Sender BFMTV. „Er wird wie alle anderen Häftlinge eine Dusche in seiner Zelle, einen Kühlschrank und einen Fernseher haben. Es wird keine Vorzugsbehandlung geben.“ Die Zellen sind zwischen neun und 12 Quadratmeter groß.Ein ehemaliger Häftling aus dem Trakt sagte dem Sender RTL: „Es gibt ein kleines Bett, das 80 Zentimeter breit ist, ich glaube sogar nur 70 Zentimeter, nicht sehr hoch und am Boden befestigt. Es gibt einen ganz kleinen Schreibtisch im Ikea-Stil, der ebenfalls am Boden befestigt ist.“Wenn Sarkozy möchte, kann er sich Hygieneartikel und Speisen aus einem entsprechenden Angebot bestellen, um dem laut der Zeitung „Le Parisien“ ungenießbaren Essen aus der Gefängniskantine zu entgehen.Die meiste Zeit bleibt er in seiner Zelle weggesperrt. Eine Stunde am Tag erhält er – begleitet von drei Aufsehern – Hofgang. Außerdem kann er je nach Verfügbarkeit eine Bibliothek und einen Fitnessraum nutzen, berichtete „Le Parisien“. Mit seiner Familie kann Sarkozy über ein Telefon kommunizieren, das abgehört wird. Dreimal in der Woche darf seine Familie ihn besuchen und dafür einen speziellen Eingang in das Gefängnis nutzen.Der Zeitung „Le Figaro“ hat der ehemalige Staatschef erzählt, dass er zwei Bücher als Lektüre mitnehmen will: „Der Graf von Monte Cristo“ in einer zweibändigen Ausgabe sowie eine Jesus-Biografie von Jean-Christian Petitfils. Ansonsten will er selbst ein Buch über seine Zeit hinter Gittern schreiben, Sarkozy ist bereits Autor etlicher Bücher.
Sarkozy war im Prozess um angebliche Wahlkampfgelder aus Libyen Ende September schuldig gesprochen worden, Teil einer kriminellen Vereinigung gewesen zu sein. Das Gericht ordnete eine vorläufige Vollstreckung des Urteils an. Das bedeutet, dass der 70-Jährige die Haft antreten muss, obwohl er in Berufung gegangen ist. Sarkozy hatte die Vorwürfe stets bestritten.
Nicolas Sarkozy beantragt Freilassung unter Auflagen
Sarkozys Anwälte beantragten seine vorzeitige Haftentlassung, was wegen seines Alters gleich nach Haftantritt möglich ist. Eine entsprechende Regelung greift in Frankreich für Häftlinge ab 70 Jahren. „Selbst wenn seine Inhaftierung durch nichts gerechtfertigt ist, wird er wohl einen Monat bleiben“, sagte sein Anwalt Christophe Ingrain. Dies entspreche der durchschnittlichen Bearbeitungszeit.Doch kann es bis zu zwei Monate dauern, bis über den Antrag entschieden wird. Sollte er die Haftstrafe außerhalb des Gefängnisses verbüßen dürfen, müsste Sarkozy wohl eine elektronische Fußfessel tragen.
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