Weder Baggy noch Skinny: Goldilocks-Jeans sind die goldene Mitte

Zwischen Skinny und Baggy tobt seit Jahren ein Modekrieg. Jetzt macht ein dritter Schnitt das Rennen: die Goldilocks-Jeans.

In der Modewelt gibt es Kämpfe, die scheinen nie zu enden. Einer davon ist die Schlacht zwischen engen Skinny-Jeans und weiten Baggy-Modellen. Doch jetzt taucht ein neuer Kontrahent auf – oder besser gesagt ein alter Bekannter. Gerade geschnittene Jeans, weder eng noch weit, feiern nun ihr Comeback.

Modejournalist Leon Hedgepeth prägte den Begriff „Goldilocks-Jeans“ für diesen Stil. Seine Definition lautet „nicht zu eng, nicht zu weit – genau richtig.“ Das Paradebeispiel dafür ist Levi’s meistverkaufte Jeans aller Zeiten: die 501. Der Schnitt verläuft gleichmäßig von der Hüfte bis zum Knöchel und schafft einen cleanen, mühelosen Look, der fast jedem Menschen steht. Sie wurde schon von Marlon Brando über Steve Jobs bis Kate Moss getragen.

Der Trend schlägt sich in Zahlen nieder: Zuletzt meldete Levi’s laut des „Guardian“ ein Umsatzwachstum von sieben Prozent auf umgerechnet etwa 1,4 Milliarden Euro im dritten Geschäftsquartal. Auch bei der britischen Kaufhauskette John Lewis sind die Umsätze für die gerade Jeans im Jahresvergleich um 30 Prozent gestiegen. Besonders beliebt sind aktuell die Versionen mit dunkler Waschung. Auch bei Marks & Spencer, wo die Sienna-Jeans mit geradem Schnitt vor sechs Jahren lanciert wurde, ist der Stil erneut ein Bestseller.

Müde Fashionistas

Die neue Vorliebe für den Schnitt der „goldenen Mitte“ kann auch als Reaktion der Konsumenten auf den rastlosen Trendzyklus der Mode verstanden werden. Kurz: Die Menschen sind müde. Mikrotrends, die in sozialen Medien entstehen – „Barbiecore“, „Coquette Style“, „Dark Academia“ – haben diese Entwicklung beschleunigt. Käufer und Käuferinnen fühlen sich von der Geschwindigkeit schlicht überrannt und wollen aus dem Fashionkarussell aussteigen.

In der Folge kehren bewusste Konsumenten und Konsumentinnen zu zeitlosen Basics zurück. Weniger Spektakel, mehr Beständigkeit. Eine Jeans wie die 501, die 1873 auf den Markt kam und ursprünglich von Minenarbeitern getragen wurde, erfüllt genau diese Anforderung.

Von der „Vogue“-Chefin bis zum Dior-Designer

Auch in höheren Kreisen zeigt sich der Trend. Als die „Vogue“ bekannt gab, dass Chloe Malle neue Chefredakteurin würde, trug die 39-Jährige auf dem begleitenden Foto eine Jeans, die weder weit noch eng war, sondern eben diesen „normalen“ Schnitt hatte. Fashionistas wie Kendall Jenner oder Hailey Bieber sorgen für zusätzlichen Hype. Und auch Designer Jonathan Anderson trug nach seinem Debüt für Dior Womenswear auf der Pariser Modewoche eine Vintage-Levi’s. Auch bei seiner Kollaboration mit Uniqlo soll er ein Paar dieser unkomplizierten Jeans integriert haben.

Neben der Trendmüdigkeit dürften auch die 90er-Nostalgie und wirtschaftliche Unsicherheit als Gründe für das gestiegene Interesse an normalen Denims sein. Gerade geschnittene Jeans sind zeitlos, unkompliziert und eine sichere Wahl, die man nicht bereuen wird – egal, wer den nächsten Denim-Krieg zwischen Skinny und Baggy gewinnt.

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