Krimi aus Rostock: Tun Sie es nicht! Warum Sie sich diesen „Polizeiruf 110“ sparen können

Die „Polizeiruf 110“-Kommissarinnen Böwe und König ermitteln nach dem Suizid von zwei Jugendlichen gegen einen Lehrer. Er hatte mit den Opfern in einem Online-Forum Kontakt.

2 von 5 PunktenWirrer Krimi um einen Lehrer, der Jugendliche in den Suizid getrieben haben soll

Worum geht’s in dem „Polizeiruf 110“ aus Rostock?

Die Kommissarinnen Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Melly Böwe (Lina Beckmann) haben es mit einem schrecklichen Verbrechen zu tun. Der 23-jährige Leon Schilling ersticht in einer Straßenbahn die junge Mutter Mona Färber und tötet sich anschließend selbst. Nichts deutet darauf hin, dass sich Schilling und Färber kannten. Die einzige Spur ist eine SMS auf dem Handy des Jugendlichen: „Tu es!“. Die Nachricht stammt von Felix Lange (Sebastian Jakob Doppelbauer). Er arbeitet als Lehrer an einer Gesamtschule und betätigt sich als Moderator in einem Online-Forum für junge Menschen. Lange gibt zu, Leon Schilling gekannt zu haben, bestreitet aber jede Beteiligung an der Tat. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Lange befragt wird. Der Lehrer hatte auch Kontakt zu Lara Trensbach, einer 19-jährigen Frau, die sich wenige Wochen zuvor das Leben genommen hat. König und Böwe glauben, dass Felix Lange ein sadistischer Psychopath ist, der in Internetforen unter dem Pseudonym „Wintersonne“ auftritt und junge, verletzliche Menschen in den Suizid treibt.

Warum lohnt sich der Fall „Tu es!“?

Der grausame Fall „White Tiger“ sorgt seit Monaten für Schlagzeilen. Im Juni dieses Jahres wurde in Hamburg ein 20-jähriger Deutsch-Iraner festgenommen. Er soll in Internetforen unter dem Namen „White Tiger“ gezielt psychisch labile Kinder und Jugendliche kontaktiert und sie zu Selbstverletzungen oder sexuellen Handlungen an sich selbst überredet haben. Laut Staatsanwaltschaft gibt es weltweit mehr als 30 Opfer im Alter zwischen elf und 15 Jahren. Ein 13-jähriger Amerikaner beging Suizid. Inzwischen wurde gegen „White Tiger“ Anklage wegen Mordes erhoben.

Der „Polizeiruf“ aus Rostock beschäftigt sich nun mit einem ähnlichen Szenario: Einem Täter, der in Internetforen gezielt junge Menschen in psychischen Ausnahmesituationen kontaktiert und sich ihr Vertrauen erschleicht. Der Film blickt dabei auf die Jugendlichen und ihre Sorgen, zeigt aber auch, wie schwierig es für die Ermittler ist, die Identität mutmaßlicher Täter nachzuweisen, wenn sie sich hinter Pseudonymen verstecken. Zudem wird klar, dass es eine juristische Herausforderung ist, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. In einer Szene sagt Kommissarin Melly Böwe frustriert: „Anstiftung zum Selbstmord ist per se kein Straftatbestand.“

Was stört?

Dem Film (Drehbuch: Florian Oeller, Regie: Max Gleschinski) gelingt es zu keinem Zeitpunkt, einen richtigen Erzählfluss aufzubauen. Die einzelnen Ereignisse gleichen Puzzleteilen, die nicht zusammenpassen, vieles wirkt chaotisch und unlogisch. Die Handlung ist sprunghaft, die Charaktere sind durchweg unsympathisch, als Grundton dominieren Aggression und Gewalt. Oft ist nicht klar, in welchem Zusammenhang die agierenden Figuren stehen, warum sie tun, was sie tun. Am Ende gibt es mehr offene Fragen als Antworten. Das lässt einen als Zuschauer ziemlich ratlos zurück.

Die Kommissarinnen?

Die privaten Angelegenheiten der Ermittlerinnen nehmen fast ebenso viel Raum ein wie der eigentliche Fall. Während sich Kommissarin Katrin König und ihr Vater Günther nach jahrelanger Funkstille wieder annähern, leidet ihre Kollegin Melly Böwe darunter, dass ihre Tochter Rose den Kontakt abgebrochen hat. Die junge Frau ist sauer, weil Böwe nicht verraten will, wer Roses Vater ist. In ihrer Not vertraut sich die Kommissarin ihrem Vorgesetzten Henning Röder (Uwe Preuss) an – und der liefert einen entscheidenden Hinweis.

Ein- oder ausschalten?

Sport machen, ein Buch lesen, Freunde treffen: In 90 Minuten lassen sich viele erfüllende Dinge tun. Das Gucken dieses „Polizeirufs“ zählt nicht dazu. Wenn Sie den Krimi verpassen, verpassen Sie nichts.

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