Tierschutz: Igel in Wohnungsnot – Berliner Auffangstation ist überfüllt

Ehrenamtliche müssen immer mehr hilfsbedürftige Igel versorgen – Grund sind aufgeräumte Gärten, weniger Insekten und Mähroboter. Schon jetzt sind alle Plätze in der Berliner Auffangstation belegt.

Der Herbst hat gerade erst begonnen, doch die Auffangstation für Igel in Berlin-Hermsdorf ist schon jetzt überfüllt. Um 80 Tiere kümmere man sich derzeit, ungefähr 20 weitere Igel versorge das Team aus 15 Ehrenamtlichen bei sich zu Hause, sagt Gabriele Gaede vom Verein Arbeitskreis Igelschutz Berlin. 

In der Auffangstation gibt es 60 Ställe. Zusätzlich stehen Plastikboxen bereit, in denen Tiere behelfsmäßig untergebracht werden. Wohnraummangel und medizinische Versorgung sind auch für Tiere wichtige Themen in der Hauptstadt.  

Igel mit verletztem Bein 

Auch an diesem Tag hat jemand einen verletzten Igel vorbeigebracht. Der Verein bemühe sich, trotz der Überlastung möglichst vielen Tieren zu helfen, so Gaede: „Wir sind zwar voll, aber wir schieben dann von einer Ecke in die andere.“

In dem kleinen Laden ist es warm und eng, es riecht nach Katzenfutter. Ehrenamtliche Helfer eilen durch den Raum. Die Ställe müssen gereinigt und mit frischem Zeitungspapier ausgelegt, die Igel mit einer Mischung aus Hunde- und Katzenfutter, Kalk, Öl und Eierschalen gefüttert werden. Ein Helfer versorgt den neuen Patienten, einen reglosen Igel mit einem verletzten Bein.

Igel-Notfälle das ganze Jahr über

„Letztes Jahr war es schlimm, aber dieses Jahr ist es schlimmer“, sagt Gaede. Die Saison beginne im September, zur Geburtszeit. Mittlerweile müsse man sich das ganze Jahr über um geschwächte oder kranke Igel kümmern. Dazu komme, dass immer mehr Auffangstationen in der Umgebung schließen, berichtet sie.

Viele Wildtierstationen seien an der Grenze ihrer Kapazitäten, teilt auch der Deutsche Tierschutzbund mit. Die Stationen arbeiteten häufig mit Ehrenamtlichen und finanzierten sich überwiegend mit Spenden, staatliche Unterstützung gebe es keine.

Igelschutz im eigenen Garten – auf Verstecke achten

In den Pflegestellen werden dem Tierschutzbund zufolge jedes Jahr mehr Tiere abgegeben. Weniger Lebensräume, der Rückgang von Insekten durch Pestizide und der Klimawandel führten dazu, dass Igel weniger Nahrung finden, um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten. Der Straßenverkehr und Gartenwerkzeuge, wie Mähroboter, seien zusätzliche Gefahrenquellen.

Gaede vom Igelschutz Berlin bittet Gartenbesitzer, mehr Rücksicht auf Igel zu nehmen: „Zurzeit den Rasen nicht kurz schneiden und bei Gartenarbeiten darauf achten, nicht aus Versehen einen Igel zu verletzen.“ Laub, Reisig und Hecken bieten gute Verstecke für Igel. 

Um die Auffangstationen nicht weiter zu überlasten, sollten Igel nur zum Tierarzt oder in eine Pflegestation gebracht werden, wenn sie sichtbar Hilfe benötigten, heißt es vom Tierschutzbund. Das könne ein starker Parasitenbefall sein oder eine sichtbare Verletzung, erklärt die Ehrenamtliche Gaede. „Wenn ein Igel nicht gut laufen kann oder ein Beinchen hinter sich herzieht, dann bitte melden.“

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