Pflege: 11.800 Pflegebedürftige in Thüringen beziehen Sozialhilfe

Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe berät über die Zukunft der Pflegeversicherung. Wie dringlich es ist, Pflegebedürftige bei Eigenanteilen zu entlasten, zeigen neue Zahlen zur Sozialhilfe.

Die Zahl der auf Sozialhilfe angewiesenen Pflegebedürftigen in Thüringen ist weiter gestiegen. Im vergangenen Jahr erhielten 11.800 pflegebedürftige Menschen Sozialhilfe. Nach vom Statistischen Landesamt vorgelegten Zahlen bedeutete dies einen Anstieg um 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 88 Prozent der Empfänger – 10.425 Menschen – lebten in Pflegeheimen. Die Zahl der Heimbewohner, die Sozialhilfe beziehen, nahm im Vergleichszeitraum um 4,8 Prozent zu. 

Unter den Pflegebedürftigen in Sozialhilfe waren Frauen mit einem Anteil von rund 59 Prozent in der Mehrheit. Das Durchschnittsalter der Menschen, die Hilfe zur Pflege erhielten, lag laut Statistik bei 77,4 Jahren. 

Heimkosten für Pflegebedürftige steigen

Gestiegene Heimkosten für Pflegebedürftige bestimmen seit Monaten die Debatten um die Zukunft der Pflegeversicherung. Diese übernimmt nur einen Teil der anfallenden Kosten für die Pflege, Pflegebedürftige müssen einen Eigenanteil aus eigener Tasche aufbringen. Im Juli 2024 hatten Pflegeheimbewohner in Thüringen nach Auswertungen des Ersatzkassenverbandes im ersten Heimjahr 2.649 Euro beizusteuern. Innerhalb eines Jahres ist dieser Betrag auf fast 3.000 Euro gestiegen. 

Die gesetzliche Rente reicht in vielen Fällen nicht, um diese Kosten zu decken. Dann muss in der Regel die aus Steuermitteln finanzierte Sozialhilfe einspringen. In Thüringen erhalten Frauen und Männer nach 45 Rentenversicherungsjahren im Schnitt 1.491 Euro Rente monatlich, wie eine Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Dietmar Bartsch an die Bundesregierung ergeben hatte.

Vorschlag: Eigenanteile deckeln

Thüringens Sozialministerin Katharina Schenk (SPD) hat mehrfach vorgeschlagen, das Finanzierungsprinzip in der Pflegeversicherung umzukehren und die Eigenanteile für Pflegebedürftige – die auch in der ambulanten Pflege steigen – zu deckeln. Sie plädiert dafür, dass Pflegebedürftige einen konstant bleibenden festen Betrag zahlen. Darüber hinausgehende Kosten sollten von der Pflegeversicherung getragen werden. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe arbeitet derzeit an Vorschlägen für die Zukunft der Pflegeversicherung.

Ende 2023 lebten in Thüringen rund 194.000 Pflegebedürftige, davon rund 24.000 in Heimen. Zahlen für 2024 liegen bislang nicht vor.

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