Bildung: Spardruck – Furcht vor Einsparungen bei Lehrerausbildung

Eine Gewerkschaft spricht von einem „Schlag ins Gesicht“. In Hessen sind Umstrukturierungen bei der Aus- und Fortbildung von Lehrern im Gespräch. Was sagt das Kultusministerium in Zeiten des Sparens?

Hessen erwägt Bildungsorganisationen zufolge massive Einsparungen bei der Lehrerausbildung. Hintergrund sind die laufenden Haushaltsberatungen und der Spardruck des Landes in Zeiten sinkender Steuereinnahmen und schwacher Konjunktur. 

Laut Kultusministerium hat es in den vergangenen Monaten eine umfangreiche Analyse durch eine „spezialisierte Organisationsberatung“ gegeben, „um Potenziale für klarere, leistungsstärkere und zeitgemäße Strukturen in der Lehrkräfte-Ausbildung zu identifizieren“. Diese würden nun erörtert. 

Wird das Referendariat für Lehrer verkürzt?

Der Deutsche Lehrerverband Hessen spricht von Überlegungen, das Referendariat für das Lehramt von 21 auf 18 Monate zu verkürzen. Auch werde geprüft, die Anzahl der zu betreuenden Referendare pro Ausbilder zu erhöhen.

Die Länge des Referendariats, also der praktischen Phase der Lehramtsausbildung nach dem Studium, variiert im deutschen Bildungsföderalismus. In Bayern dauert es sogar 24 Monate, in etlichen anderen Bundesländern nur 18 Monate. 

Auch Tagungsstätten für Fortbildung in der Diskussion

Die Bildungsgewerkschaft GEW spricht zudem von einer Ankündigung in Hessen, „sämtliche Stellenausschreibungen, -besetzungen und -beförderungen in der Lehrkräfteakademie und den Studienseminaren auszusetzen“.

Zur Debatte steht ebenso die Zukunft der Tagungsstätten für Lehrerfortbildung im nordhessischen Fuldatal und im mittelhessischen Weilburg – auch ihre Nutzung ist analysiert worden. Laut Kultusministerium finden Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer inzwischen zunehmend auch digital statt. 

Große Tagungsstätten, nur noch wenige Nutzer?

Die Tagungsstätte in Fuldatal mit einer Kapazität von 488 Personen sowie 72 Einzel- und elf Doppelzimmern sei 2024 durchschnittlich nur von täglich zwölf Pädagogen belegt worden – abgesehen von einem Raum für ein Studienseminar der Finanzverwaltung. In Weilburg sei Platz für 336 Teilnehmer tagsüber – mit durchschnittlich lediglich 32 Nutzern pro Tag im Jahr 2024. 

Die GEW nennt die von ihr befürchteten Sparmaßnahmen „einen Schlag ins Gesicht für das hessische Bildungssystem“. Trotz Lehrkräftemangels und gestiegener Anforderungen im Unterricht zücke die schwarz-rote Landesregierung den Rotstift. „Wer die Ausbildung der Lehrkräfte schwächt, schwächt den Unterricht. Wer an den Lehrkräften spart, spart am Erfolg der Schülerinnen und Schüler“, moniert die Bildungsgewerkschaft.

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