Medizinische Versorgung: Kommunale Medizinische Versorgungszentren Thema im Landtag

Wenn sich in Gemeinden gar keine Ärzte mehr finden, bleibt die Möglichkeit, Kommunale Medizinische Versorgungszentren einzurichten. Sollen sie besonders gefördert werden?

Die Opposition im schleswig-holsteinischen Landtag macht sich für eine Förderung von Kommunalen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) stark, von denen es aktuell neun im Land gibt. Der Landtag beschloss nach einer Debatte einstimmig, das Thema im Sozialausschuss weiterzubehandeln.

In vielen Praxen herrsche bereits ein Aufnahmestopp, sagte die SPD-Abgeordnete Birte Pauls. 30 Prozent der Hausärzte im Land seien älter als 60 Jahre und viele junge Ärzte suchten statt Selbstständigkeit ein Angestelltenverhältnis. Die Landesregierung schaue der Entwicklung zu, kritisierte Pauls. Ihre Fraktion schlage von den Kommunen getragene MVZ als einen Baustein von mehreren vor. Sie sollten nicht flächendeckend eingerichtet werden. „Wo es anders nicht geht, muss der Staat tätig werden.“

CDU gegen einseitige Förderung

Der CDU-Abgeordnete Hauke Hansen nannte die ambulante Versorgung eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung. Er verwies auf den Plan der Bundesregierung, ein Primärarztsystem einzuführen. In Schleswig-Holstein gebe es mehr als 3.000 niedergelassene Ärzte. Er sprach sich gegen eine einseitige Förderung aus. Eine Verbesserung der Situation könne mit der flächendeckenden Nutzung digitaler Möglichkeiten erreicht werden. Außerdem sollten medizinische Fachangestellte mehr Kompetenzen erhalten.

Für die Grünen wies der Abgeordnete Jasper Balke auf die Diskrepanz zwischen der Versorgungslage auf dem Papier und der tatsächlichen Situation hin. Schleswig-Holstein stehe aber bundesweit an der Spitze, wenn es um die Nachbesetzung von Arztsitzen gehe.

SSW: Landesregierung muss aktiver werden

Der FDP-Abgeordnete und frühere Landes-Gesundheitsminister Heiner Garg sagte, ein Drittel der niedergelassenen Ärzte im Land würden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Aber: „Wir könnten Versorgung sicherstellen.“ Diese werde anders aussehen als früher. Für den SSW sagte der Abgeordnete Christian Dirschauer, es fehle an konkreten und finanziell unterfütterten Programmen des Landes. Die Landesregierung müsse wieder aktiver werden.

Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) verwies auf den Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH). Sie begrüße jeden Vorstoß, der die Versorgung neu denke.

Kritik am Antrag der Oppositionsfraktionen kam von der KVSH. Eine einseitige Förderung von MVZ, die von Gemeinden betrieben werden, greife zu kurz. Eine solche Förderung würde die von Ärzten getragenen Praxen und MVZ benachteiligen, so die Vorstandsvorsitzende der KVSH, Bettina Schultz.

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