Globale Erwärmung: Temperaturanstieg von drei Grad bis 2050 ist sehr wahrscheinlich

Die globale Erwärmung könnte dramatischer ausfallen als bisher angenommen. Deutsche Forscher schlagen Alarm – auch, weil vieles seit Jahrzehnten bekannt ist.

Der Klimawandel schreitet offenbar schneller voran als bisher erwartet. Das geht aus einem Papier der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) hervor, das beim Extremwetterkongress in Hamburg vorgestellt wurde. Die Wissenschaftler rechnen demnach bis zur Mitte des Jahrhunderts mit einem Temperaturanstieg um drei Grad verglichen mit dem vorindustriellen Referenzzeitraum. Das würde bedeuten, dass sich die Erde in den kommenden 25 Jahren so stark erwärmt wie in den vergangenen 150 Jahren.

Außerdem weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass das Budget an Kohlendioxid „physikalisch gesehen“ restlos aufgebraucht sei. Der Wert gibt an, wie viele Emissionen noch ausgestoßen werden dürften, um das Temperaturlimit von 1,5 Grad einhalten zu können.

Vor diesem Hintergrund kritisieren die Fachgesellschaften „erhebliche Versäumnisse beim Klimaschutz“. Von der Politik fordern sie unter anderem Anreize, damit der Emissionsausstoß unattraktiver wird, und die CO2-Speicherung mithilfe natürlicher Methoden wie Aufforstung und Wiederherstellung der Moore voranzutreiben. Zudem mahnen sie, den Rückzug aus tiefergelegenen Küstenregionen an Nord- und Ostsee zu besprechen.

Temperaturprognose übersteigt bisherige Worst-Case-Szenarien

Im Pariser Klimaabkommen hatte sich die internationale Staatengemeinschaft darauf verständigt, die globale Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad, verglichen mit der vorindustriellen Referenzperiode, zu begrenzen.

Dieser Wert wurde in den vergangenen Jahren immer wieder gerissen, sodass Klimawissenschaftler einen Temperaturanstieg von ungefähr zwei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts für wahrscheinlich halten. Das deckt sich auch mit den bisherigen Prognosen des International Panel for Climate Change (IPCC), das alle vier Jahre über den aktuellen Stand des Klimas und zukünftige Entwicklungen in seinen Sachstandsberichten informiert. Der nächste Bericht erscheint voraussichtlich in vier Jahren.

Die Prognose der Physiker und Meteorologen aus Deutschland widerspricht diesen Einschätzungen zwar nicht, zeigt aber, dass die Lage womöglich dramatischer ist als bisher angenommen. Sie übersteigt selbst die Negativszenarien des IPCC.

„Trotz der beschleunigten globalen Erwärmung haben die globale Gemeinschaft und auch Deutschland bislang nur unzureichend auf die damit verbundenen Gefahren reagiert und der Bedrohungslage infolge der Erhitzung bisher zu wenig präventive Maßnahmen entgegengesetzt“, kritisieren die Wissenschaftler und betonen, dass die Möglichkeiten, den Klimaschutz einzudämmen, „hinlänglich bekannt“ seien.

Forscher drängten schon in den 1980er Jahren zur Energiewende

1987 hatten Autoren der DMG und DPG erstmals in einem öffentlichen Papier mit dem Titel „Warnung vor einer drohenden Klimakatastrophe“ auf die Folgen der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas hingewiesen. Schon damals rechneten die Wissenschaftler im folgenden Jahrhundert mit einem Temperaturanstieg von 1,5 bis 4,5 Grad Celsius sowie einem Meeresspiegelanstieg um fünf bis zehn Meter.

„Um die drohende Klimakatastrophe zu vermeiden, muss bereits jetzt wirkungsvoll damit begonnen werden, die weiteren Emissionen der genannten Spurengase drastisch einzuschränken“, schrieben die Wissenschaftler damals und betonten, dass eine Energiewende nötig sei. Dazu zählten sie unter anderem die Reduzierung fossiler Energie, den Ausbau von Fernwärme und erneuerbarer Energiequellen und die Wärmedämmung in Gebäuden.

„Wenn diese Einschränkungen aufgeschoben werden, bis in vermutlich ein bis zwei Jahrzehnten deutliche Klimaveränderungen sichtbar werden, wird es aller Voraussicht nach bereits zu spät sein“, hieß es in der Mitteilung von 1987.

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