TV-Sendung „Klar“: Zwei Ministerpräsidenten kritisieren Absetzung von NDR-Moderatorin Julia Ruhs

Markus Söder und Daniel Günther sind sich oft nicht einig. Den Umgang des NDR mit Moderatorin Julia Ruhs finden aber beide Ministerpräsidenten nicht in Ordnung.

Die Journalistin Julia Ruhs wird künftig nur noch beim Bayerischen Rundfunk das Format „Klar“ moderieren, beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) hingegen nicht mehr. Die Entscheidung des NDR rief deutliche Kritik hervor. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einem „extrem schlechten Signal“. Ähnlich äußerte sich Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU). Der NDR nannte zunächst keine Begründung für seine Entscheidung.

Eine Sprecherin des Senders ging in der Nacht zum Donnerstag lediglich auf die Bedeutung der Sendung ein: „Dem NDR ist Perspektivenvielfalt im Programm wichtig. Deswegen hat der Sender das Format ‚Klar‘ entwickelt und gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk ins Leben gerufen“, teilte sie der Deutschen Presse-Agentur mit. NDR und BR wollen der Sprecherin zufolge das Format im kommenden Jahr fortführen und mit höherer Folgenzahl ausbauen – mit mehreren Moderatoren und damit mehreren Perspektiven.

Daniel Günther bei Buchvorstellung von Julia Ruhs

Deutliche Worte fand Günther für die NDR-Entscheidung, Ruhs nicht mehr bei „Klar“ einzusetzen. Es sei „ein extrem schlechtes Signal“, nach nur drei Pilotprojekten auf sie zu verzichten. Söder schrieb bei X: „Das ist kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit, Pluralität und Toleranz im öffentlich-rechtlichen NDR.“ Konservative Stimmen gehörten zum demokratischen Meinungsspektrum, „auch wenn das einigen Linken nicht gefällt“.

Günther äußerte sich am Mittwoch bei einer Veranstaltung der Hermann Ehlers Akademie, wo Ruhs auch ihr neues Buch „Links-grüne Meinungsmacht – Die Spaltung unseres Landes“ vorstellte. Günther war eigentlich als Gast einer Festveranstaltung anlässlich des NDR-Intendantenwechsels von Joachim Knuth zu Hendrik Lünenborg angekündigt, nahm daran jedoch nicht teil. Zu den Gründen dafür wurde offiziell nichts bekannt. Eine der Moderatorinnen des Abends, Caren Miosga, führte terminliche Gründe an.

Auftaktsendung zu Migration sorgte für Aufsehen

Die drei Pilotfolgen von „Klar“ liefen im April, Juni und Juli in Kooperation von NDR und BR. Für 2026 sind weitere Ausgaben geplant. Die Sendung, die unregelmäßig ausgestrahlt wird, soll Streitfragen aufgreifen, die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden, und verschiedene Perspektiven dazu zeigen.

Die Sendung stieß in der Vergangenheit mehrfach auf Kritik. So äußerten sich etwa der ZDF-Moderator Jan Böhmermann und Journalistin Anja Reschke öffentlich zu einzelnen Inhalten. Besonders die Auftaktsendung zur Migration sorgte für Aufsehen – Ruhs hatte dort unter anderem über Gewalt im Zusammenhang mit Einwanderung berichtet.

Wer die Ausgaben des NDR künftig präsentieren soll, stehe noch nicht fest. Ruhs bleibt dagegen Teil des Moderationsteams für die Folgen, die der Bayerische Rundfunk (BR) produziert. Das teilten NDR und BR gemeinsam mit.

Günther: Meinungsvielfalt muss garantiert sein

Günther setzte sich in seiner Grußbotschaft für Meinungsvielfalt ein. Diskurs bedeute, „dass es eine Bandbreite gibt, die eben auch dargestellt werden muss“. Entsprechend wichtig sei es, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk diese Meinungsvielfalt auch wirklich darstelle und garantiere. Im Gegensatz zum NDR habe sich der Bayerische Rundfunk richtig entschieden. „Und ich finde, (…) der Norddeutsche Rundfunk, sollte sich davon lieber eine Scheibe abschneiden“, sagte Günther.

Mit seiner bisherigen Entscheidung erweise sich der NDR einen Bärendienst, weil genau das getan werde, wodurch sich Menschen bestätigt fühlten, die den demokratischen Parteien zu entgleiten drohten, sagte der CDU-Politiker. „Und deswegen wäre mein Wunsch schon, dass man mal ein bisschen guckt: Wie hat sich der Bayerische Rundfunk dazu aufgestellt? Gibt es vielleicht auch andere Möglichkeiten an der Stelle?“, sagte Günther.

Ruhs reagierte auf die Entscheidung ebenfalls mit deutlicher Kritik. „Mein „Klar“-Team und ich persönlich haben unglaublich viel Zuspruch für unser Format bekommen, von Menschen, die eigentlich schon das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die dortige Meinungsvielfalt verloren haben“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben also das geschafft, wovon die Sender immer träumen – eine verlorene Zielgruppe zurückzugewinnen.“

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