Bei Mecklenburg-Vorpommerns Apfel-Anbauern herrscht Ernte-Hochbetrieb. Wenige Sorten liefern große Mengen. Das Besondere lässt sich außerhalb der Plantagen finden – etwa der Apfel des Jahres 2025.
Die Apfelernte in Mecklenburg-Vorpommern ist angelaufen. Bis Ende Oktober werden in den Plantagen voraussichtlich rund 15.000 Tonnen von den Bäumen geholt, sagt Obstbauberater Rolf Horning von der LMS Agrarberatung der Deutschen Presse-Agentur. Auch jenseits des kommerziellen Anbaus tut sich einiges im Apfelland MV. Fragen und Antworten zum Thema:
Wird die Apfelernte in MV gut?
Die Ernte fällt Prognosen zufolge schwächer aus als in den Vorjahren. „Im Schnitt der letzten fünf Jahre lag sie bei 26.000 Tonnen“, sagt Hornig. Verantwortlich dafür seien Nachtfröste Anfang Mai, wodurch in einigen Regionen Blüten erfroren. Das sei etwa an einigen Standorten im Landkreis Ludwigslust-Parchim der Fall gewesen, aber auch in Teilen Ostmecklenburgs.
Wie sieht es anderswo in Deutschland aus?
Die Apfelernte in Deutschland insgesamt wird in diesem Jahr voraussichtlich überdurchschnittlich gut ausfallen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf Basis einer ersten Ernteschätzung aus dem Juli dürften die Obstbauern erstmals seit 2022 wieder mehr als eine Million Tonnen Äpfel ernten: Die Betriebe erwarten rund 1.009.000 Tonnen. Das wären 3,9 Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (970.500 Tonnen) und fast 16 Prozent mehr als 2024. Die Bedingungen waren in diesem Jahr deutlich günstiger, weil es zur Blütezeit mild war und weil Frost und Hagel in den meisten Anbauregionen ausblieben.
Wo gibt es Äpfel aus MV zu kaufen?
Der größte Teil der mecklenburg-vorpommerischen Apfelernte – das sind 85 bis 90 Prozent – werden Rolf Hornig zufolge verarbeitet, meist zu Mus, Mark und Saft. Ein Teil werde auch getrocknet, um Müslis beigegeben zu werden. Nur ein geringer Anteil kommt demnach als Tafelobst in die Geschäfte. Äpfel aus der Region gibt es häufig in Hofläden, auf Wochenmärkten oder bei Besitzern einer Obstwiese zu kaufen. Wer selbst Äpfel hat und Saft haben möchte, findet vielerorts im Land Mostereien.
Welche Sorten wachsen im Nordosten?
Den kommerziellen Anbau auf 1.546 Hektar dominieren wenige Sorten. Der Seestermüher Zitronenapfel macht laut Hornig 15 Prozent des Anbaus in MV aus. Eine weitere wichtige Sorte ist demnach mit rund zehn Prozent der Golden Delicious, der dem Obstbau-Experten zufolge für Babybreie sehr gefragt ist. Auch würden schorfresistente Sorten wie Rewena und Remo in größerem Umfang für die Verarbeitung angebaut. Nur rund fünf Prozent des Anbaus entfallen demnach auf Elstar, den beliebten Tafelapfel.
Was läuft jenseits des kommerziellen Anbaus?
In den vergangenen Jahren sind vielerorts in MV Streuobstwiesen als Ausgleichspflanzungen für Baumaßnahmen angelegt worden. Allerdings werden viele der so gepflanzten Bäumchen nicht groß, sagt die stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe MV des Pomologen-Vereins, Ulrike Gisbier.
Die Bäumchen müssten regelmäßig geschnitten und die Wiese darunter gepflegt werden, was oft nicht ausreichend passiere, sagt sie. Initiativen bieten Kurse zum Baumpflanzen und zur richtigen Pflege an, sie sind auf der Seite des Streuobstnetzwerks zu finden. Viele Privatleute setzen demnach wieder verstärkt auf alte Sorten.
Welche alten Sorten gibt es?
Der Pomologen-Verein kürt den Apfel des Jahres in MV. Dieses Jahr ist es die Sorte Pommerscher Langsüßer, eine alte Sorte, die im 19. und 20. Jahrhundert in Pommern, darunter auch im heutigen Vorpommern, viel angebaut wurde, wie Gisbier sagt. Im vergangenen Jahr war Müschens Rosenapfel gekürt worden. Der Pomologen-Verein setzt sich für den Erhalt alter Sorten ein.