Vor Gericht geht es um die Entführung von zwei Kindern der Unternehmerin Christina Block an Silvester 2023/24. Jetzt gibt es Ermittlungen wegen eines Vorfalls 2022. Im Verdacht steht ein Ex-BND-Chef.
Im Zusammenhang mit einer versuchten Entführung der Block-Kinder im Jahr 2022 ermittelt die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen August Hanning. Der frühere Präsident des Bundesnachrichtendienstes (79) und ein pensionierter Beamter des Landeskriminalamts Hamburg stünden im Verdacht, als Verantwortliche einer Sicherheitsfirma einen Auftrag von Christina Block zur Kindesentziehung angenommen zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Für den Auftrag seien mehr als 100.000 Euro gezahlt worden. Hanning weist die Vorwürfe nach Angaben seines Anwalts Leon Kruse zurück.
Versuchte Entführung 2022
Bereits gut ein Jahr vor der Entführung der beiden Kinder der Hamburger Gastronomie-Unternehmerin in der Silvesternacht 2023/24 soll es einen Versuch gegeben haben, die Kinder aus der Obhut des ebenfalls sorgeberechtigten Vaters zur Mutter zurückzuholen. Laut Staatsanwaltschaft sah der Tatplan vor, die Kinder am Morgen des 9. November 2022 auf dem Schulweg in Süddänemark abzupassen, deren Begleitung abzulenken und der Kindesmutter zu ermöglichen, mit den Kindern im Auto davonzufahren. Blocks Ex-Mann Stephan Hensel habe aber verdächtige Personen an seinem Wohnhaus bemerkt und die dänische Polizei gerufen.
Weitere Vorwürfe
Hanning und dem anderen pensionierten Beamten wird ferner vorgeworfen, zusammen mit Christina Block und einer israelischen Sicherheitsfirma geplant zu haben, Hensel und dessen familienrechtlichen Anwalt durch falsche Pädophilie-Vorwürfe zu diskreditieren. Auch werde geprüft, ob und inwieweit die beiden Beschuldigten an der Entführung in der Silvesternacht 2023/24 beteiligt waren.
Rechtsanwalt Kruse erklärte, dass er Hanning verteidige, und fügte hinzu: „Die gegen ihn erhobenen falschen Vorwürfe weist mein Mandant entschieden zurück.“
Durchsuchungen in Deutschland und der Schweiz
Die Hamburger Staatsanwaltschaft ließ am Dienstag 13 Objekte in Deutschland und der Schweiz durchsuchen. Betroffen seien acht Wohn- und Geschäftsadressen der Beschuldigten sowie fünf Objekte von Nicht-Verdächtigen in der Schweiz, in Hamburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg.
Hanning und der andere beschuldigte Beamte gehören nicht zu den sieben Angeklagten im laufenden Prozess vor dem Landgericht Hamburg um die Kindesentführung. Christina Block (52) ist angeklagt, die Rückholaktion in Auftrag gegeben zu haben. Sie bestreitet das.