Meinung: Performative Male: Der Albtraum jeder Feministin

Performative Males geben sich sensibel, progressiv und feministisch – doch eigentlich wollen sie nur Sex. Woher der Begriff kommt und warum wir diese Typen längst kennen.

Er teilt gerne seinen Nagellack mit seiner Freundin, schreckt nicht vor dem Gendern zurück und trägt mitunter bauchfrei. Er liebt alle Frauen und überhaupt die ganze Welt. Sich selbst sieht er als besonders empathisch, beinahe sensibel. Er spricht über seine Gefühle, hört leidenschaftlich Taylor Swift und Clairo. Für ihn ist klar: Er ist der Inbegriff der Progressivität: der Performative Male.

Wären alle Männer wie er, so glaubt der performative Mann, gäbe es keinen Sexismus mehr. Deshalb ist er überzeugt: Wenn Frauen über Sexismus im Alltag sprechen und über Gefahren, die von Männern ausgehen, dann ist er selbstverständlich nicht gemeint. Schließlich gibt es keinen Mann, der den Feminismus besser versteht als er. Genau hier kollidiert das Selbstbild des Performative Male mit der Realität und das macht ihn zum Inbegriff des Grauens für viele Frauen.

Performative Male taucht zuerst als Meme in den USA auf

Der popkulturelle Begriff Performative Male machte zuerst unter dem Hashtag #performativemale in den USA die Runde und verbreitete sich rasant als Trend. Doch das Phänomen existiert nicht nur online: Wer durch Großstädte wie Berlin spaziert, begegnet dem Meme schnell im echten Leben. „Es sind Männer, die versuchen, sich an das anzupassen, was ihrer Meinung nach feministische Frauen mögen“, beschreibt Guinevere Unterbrink, eine 24-jährige Kunstlehrerin, in der „New York Times“ den Performative Male.

Das Problem: Er passt sich dem weiblichen Ideal eines Mannes an, aber den Feminismus nutzt er nicht, um Ungleichheiten zu verstehen und zu bekämpfen, sondern als Datingstrategie. Nach außen Hipster – individuell und progressiv – im Kern aber ein Fuckboy. Ein Albtraum in neuer Verpackung. Auf Social Media teilen zahlreiche Frauen diese Meinung, etwa die Influencerinnen @matildajltt und @nainablabla. „Ein nicht unerheblicher Teil der linken Männer in Deutschland (ist) nicht links, weil das ihre tatsächlichen moralischen Werte vertritt, sondern weil sie mit linken Frauen schlafen wollen“, sagt Naina in einem Instagram-Post der beiden.

Für alle, die das „Glück“ hatten, noch keinen Männertyp dieser Art zu treffen, hier ein prominentes Beispiel: 

El Hotzo: Paradebeispiel für den Performative Male

Schon von dem Comedian und Satiriker Sebastian Hotz alias El Hotzo gehört? Lange galt er als Aushängeschild der Wokeness. Dann wurde er selbst zum Fallbeispiel: Auslöser war ein Tweet einer Frau, der viral ging. Darin war von einem Mann die Rede, der öffentlich als woke gefeiert werde, privat jedoch Frauen systematisch belüge und betrüge. Kurz darauf räumte Hotz öffentlich ein: „Ich habe gelovebombt, gegaslightet, manipuliert und von Exklusivität gesprochen, Frauen hingehalten und Beziehungen verheimlicht, um nicht aufzufliegen.“ Dabei habe er gezielt seine Rolle als reflektierter Medienmann ausgenutzt. Auf die Frage im „Spiegel“Interview, ob sein inszeniertes Auftreten als „Frauenversteher“ ein „Geschäftsmodell“ gewesen sei, antwortete Hotz: „Ich habe dafür zumindest Likes, Aufmerksamkeit und öffentliches Lob bekommen.“

Auch wenn er nicht wie das Meme aussieht, vom Typus ist er ein Paradebeispiel für den Performative Male.

Wer gerne ein Exemplar in der Realität treffen möchte, für den könnten die Performative-Male-Contests eine gute Gelegenheit darstellen.

Performative-Male-Contest: Alles nur Ironie?

Vor einigen Wochen gab es in den US-amerikanischen Großstädten New York, Jakarta und Seattle die ersten Wettbewerbe, bei denen Performative Males – ironisch – gegeneinander antreten konnten, um den besten unter sich zu küren. Am vergangenen Wochenende fand schließlich auch in Berlin ein solcher Contest statt. Initiiert wurde er von der 21-jährigen Kulturjournalistin Mariam Daher und ihren Freunden. „Es ist an der Zeit, dass sich die intellektuellsten Männer Berlins versammeln und sich beweisen“, warb Daher auf Tiktok und auf Flyern.

Angetreten sind dann acht Teilnehmende, die ihre Verkleidung und Accessoires bei einem catwalkähnlichen Lauf präsentierten, wie die „Zeit“, die den Berliner Contest vor Ort begleitete, berichtet. Danach mussten die Rivalen Szenarien nachstellen wie „Du bist zu spät zu deinem Maniküre-Termin“ oder „Deine Freundin hat gerade Schluss gemacht, aber es ist nicht dein Problem“. Nach jeder Runde wurde ihr Auftritt bewertet. Der Sieger, Ray, erhielt den Titel „The One-and-Only Performative Male of Berlin“. „Es ist alles eine Performance. Glaubt nicht alles, was ihr seht“, sagte Ray zum Contest.

Performative Males

Die Veranstalterin Daher erklärte in der „Taz“ ihre Beweggründe. Für sie sei der neue Männertyp ein popkulturelles Phänomen, über das gesprochen, aber auch gelacht werden sollte. Auch sie selbst sei schon auf die Masche des Performative Male hereingefallen.

Mein Tipp an alle Frauen daher: Wenn ein Mann überzeugt von sich selbst behauptet, ein Feminist zu sein – rennt!

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