CSU: Strauß bot Amerikanern laut US-Akten Informationen an

Für die CSU ist Franz Josef Strauß bis heute eine Art Ikone und Übervater. Nun legen US-Akten Brisantes aus seiner Zeit als Kanzlerkandidat offen. Die Familie wehrt sich.

Der langjährige CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß soll 1980 als Unions-Kanzlerkandidat den USA Informationen angeboten haben. So geht es jedenfalls aus Akten hervor, die das US-Außenministerium im Internet veröffentlicht hat. Demnach rief Strauß am 27. März 1980 mit einem entsprechenden Angebot bei Zbigniew Brzezinski an, der damals Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter war. Der Deutschen Presse-Agentur liegt das Dokument vor, über das zuerst der „Spiegel“ berichtet hatte. Ob Strauß den Amerikanern jemals irgendwelche Informationen zukommen ließ, ist offen, dazu findet sich in der Akte nichts.

In einer Fußnote des Dokuments wird aus dem Anruf von Strauß bei Brzezinski am 27. März 1980 zitiert. „Ich will Ihre Zeit nicht vergeuden, ich weiß, wie viel Sie zu tun haben“, setzte Strauß demnach an. Er habe aber eine „vertrauliche Frage“. „Ich erhalte verschiedene Informationen über politische Ereignisse in Frankreich und Deutschland. Einige könnten für Sie wertvoll sein. Ich würde sie Ihnen mit nur einer einzigen Bitte senden: dass mein Name außen vor bleibt.“ 

Brzezinski ant­wortete dem Dokument zufolge, Strauß möge die Informationen an seine Sekretärin schicken. Strauß fügte dann hinzu, er wolle „niemanden denunzieren“, verfüge aber über ein „spezielles Informationsnetzwerk“. „Ich will Sie nicht beunruhigen, aber einige Dinge beunruhigen mich“, sagte Strauß.

Strauß-Kinder wehren sich

Die Strauß-Tochter und CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier teilte, auch im Namen ihres Bruders Franz Georg Strauß, mit, für ihren Vater als großen Transatlantiker sei ein gutes Verhältnis zu den USA nachweislich von zentraler Bedeutung gewesen. Die beiden wehren sich aber gegen die Darstellung, wonach sich ihr Vater als „Informant“ angedient habe: „Der Unterschied zwischen dem legitimen und wichtigen Informationsaustausch zwischen Bündnispartnern und Informantentum wird bewusst verfälschend dargestellt.“

Im November 1980 verlor Carter die US-Präsidentschaftswahlen und damit Brzezinski seinen Posten als Sicherheitsberater. Strauß wiederum musste sich im Rennen um das Kanzleramt geschlagen geben. Er war aber bis zu seinem Tod 1988 CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident. Brzezinski starb 2017.

In der CSU gilt Strauß bis heute als eine Art Übervater und Ikone. Tatsächlich hat er den Freistaat viele Jahre lang politisch geprägt. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat Strauß immer wieder als sein politisches Vorbild bezeichnet.

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