Portugal: Standseilbahn in Lissabon entgleist – 17 Tote, mehrere Verletzte, darunter Deutsche

In Lissabon ist eine Standseilbahn entgleist – 17 Menschen starben, noch mehr sind verletzt, darunter auch deutsche Touristen. Bilder zeigen den völlig zerstörten Waggon.

Eine der berühmtesten Touristenattraktionen Lissabons ist innerhalb von Sekunden zur Todesfalle geworden: Bei der Entgleisung der historischen Standseilbahn „Elevador da Gloria“ kamen am Abend im Zentrum der portugiesischen Hauptstadt 17 Menschen ums Leben. 23 Menschen wurden verletzt, wie die Notfallbehörde INEM mitteilte.

Im ganzen Land gilt am Donnerstag ein von der Regierung ausgerufener Nationaler Trauertag.

Mindestens ein deutsches Todesopfer

Unter den Opfern sind auch ausländische Staatsbürger. Laut portugiesischen Medien, darunter CNN Portugal und „Observador“ soll eines der Todesopfer ein deutscher Vater sein. Seine Frau und sein dreijähriges Kind sollen ebenfalls in der Bahn gewesen und verletzt worden sein.

Das Auswärtige Amt geht davon aus, dass auch Deutsche von dem schweren Standseilbahn-Unglück in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon betroffen sind. „Über die Anzahl gibt es derzeit noch keine verlässlichen Angaben“, hieß es auf DPA-Anfrage aus dem Ministerium in Berlin. 

Das Auswärtige Amt schreibt auf „X“: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern des tragischen Standseilbahnunglücks in #Lissabon. Wir trauern mit den Angehörigen und wünschen den Verletzten eine schnelle Genesung. Wir stehen mit den portugiesischen Behörden in Kontakt, um Unterstützung zu leisten.“

Auswärtiges Amt Lissabon

Zwei Deutsche unter den Verletzten

Der portugiesische Zivilschutz meldet, bei den Verletzten handle es sich um Menschen aus Portugal sowie zwei deutsche Staatsbürger, zwei Spanier und jeweils eine Person aus Frankreich, Italien, der Schweiz, Kanada, Marokko, Südkorea und Kap Verde.

„Portugal trauert“, sagte Bürgermeister Carlos Moedas dem TV-Nachrichtensender „SIC Notícias“ sichtlich niedergeschlagen. Es sei vor allem für die Stadt Lissabon „tragisch, ein schrecklicher Abend“. Moedas rief eine dreitägige Trauer aus. Portugals Ministerpräsident Luís Montenegro sagte alle seine Termine erst einmal ab.

Seil gerissen? Bremsen versagt? Ursache ist noch unklar

Doch was ist passiert? Und wie? Der „Elevador da Glória“ fährt auf der Rua da Glória hin und zurück über eine Strecke von rund 265 Metern und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 45 Metern. Kurz nach 18.00 Uhr Ortszeit (19.00 MESZ) war das straßenbahnähnliche Fahrzeug am Mittwoch mit vielen Insassen wieder auf dem Weg nach unten, als es plötzlich von den Schienen abkam, die Straße mit lautem Getöse hinunterrutschte und seitlich gegen ein Gebäude unweit des Platzes Praça dos Restauradores krachte.

Karte Lissabon Unglück

TV-Bilder zeigten den Wagen auf der Seite liegend und total zerstört. In Live-Übertragungen mehrerer Sender waren dichte Rauchschwaden und Trümmer zu sehen. Sirenen heulten, während Rettungsteams hektisch und unermüdlich arbeiteten. „Es war wie im Actionfilm“, sagte eine Augenzeugin. Eine andere erzählte: „Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind erst mal weggelaufen.“ Schnell seien Sanitäter und Polizisten eingetroffen, berichtete die junge Frau, die noch sichtlich erschüttert war.

Der zweite Waggon am unteren Ende der Strecke wurde offenbar nicht beschädigt. Von CNN Portugal ausgestrahlte Videos zeigten jedoch, wie er zum Unfallzeitpunkt heftig ruckelte und mehrere Fahrgäste aus den Fenstern sprangen und schrien.

Notfall-Hotline geschaltet

Für „Familienmitglieder und enge Freunde“ der Verunglückten wurden inzwischen Kontaktmöglichkeiten veröffentlicht, wie die Kriminalpolizei mitteilt.

Unter (+351) 211 968 000 oder per E-Mail unter [email protected] kann die zuständige Behörde kontaktiert werden.

Die Ursache? Bisher unbekannt. Experten vermuten, dass ein Seil gerissen sein könnte und vielleicht auch noch die Bremsen versagt haben. Vorwürfe, die Instandhaltung der Bahn sei womöglich nicht gut genug gewesen, wies der Betreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, zurück. „Die monatlichen und wöchentlichen Wartungsprogramme sowie die tägliche Kontrolle werden sorgfältig durchgeführt“, hieß es in einem Bericht.

Lissabons Standseilbahnen werden seit dem 19. Jahrhundert betrieben

Trotzdem ließ die Stadtverwaltung von Lissabon den Betrieb aller drei Standseilbahnen aussetzen und ordnete sofortige Inspektionen an. Die portugiesische Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Sie sei mit mehreren Beamten vor Ort gewesen, berichtete der Sender „SIC Notícias“.

Einen solchen Unfall mit einer der drei Standseilbahnen, die seit dem 19. Jahrhundert betrieben werden, hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.

Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall „zutiefst“ und forderte, dass der Vorfall „rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt“ werde. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.

Der „Elevador da Gloria“ wurde im Jahr 1885 eröffnet und ist eine der drei historischen Stadtseilbahnen Lissabons. Er verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto. Die Bahn ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, denen die Strecke zu Fuß zu steil ist.

Der Artikel wurde mit neuen Informationen aktualisiert.

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