Sommerferien-Ende: Neues Schuljahr in Hamburg – Wenige Lehrerstellen unbesetzt

Kinder und Jugendliche in Hamburg strömen am Donnerstag zurück in die Schulen. Ebenso Tausende Lehrer. Anders als in anderen Bundesländern sind zum Schulstart nur wenige Lehrerstellen unbesetzt.

Zum Ende der Sommerferien müssen die Hamburger Schülerinnen und Schüler am Donnerstag zurück in ihre Schulen. Mit rund 273.000 Kindern und Jugendlichen sind es nach Angaben der Schulbehörde im neuen Schuljahr so viele wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Neu am Start: 620 neu eingestellte Lehrerinnen und Lehrer. Insgesamt gibt es in der Hansestadt mehr als 16.000 Lehrerstellen. Nur ein kleiner Teil ist zum Schuljahresstart noch unbesetzt.

Herrscht in Hamburg wie andernorts Lehrermangel?

„Hamburgs Schulen sind sehr gut versorgt, einen allgemeinen Lehrkräftemangel gibt es hier im Unterschied zu anderen Bundesländern nicht“, sagt Bildungssenatorin Ksenija Bekers (SPD). Aktuell seien an Hamburgs Schulen 58 Lehrerstellen unbesetzt. Angesichts der 16.123 Stellen insgesamt seien das gerade einmal 0,3 Prozent.

20 der noch freien Stellen finden sich demnach an den Grundschulen, 18 an Sonderschulen. 11 Lehrkräfte fehlten in den Stadtteilschulen sowie 8 in Gymnasien und eine in Berufsschulen.

„Darüber hinaus können aber weitere Stellen vakant sein, weil die Schulleitung diese zum Beispiel für rückkehrende Lehrkräfte aus Elternzeit, Sabbaticals, aus dem Auslandsschuldienst oder für demnächst ihren Vorbereitungsdienst abschließende Lehramts-Referendare vorübergehend freihält“, teilte die Behörde mit. Das sei im Sinne einer aktiven Personalentwicklung möglich.

In welchen Fächern fehlen Lehrer?

Die meisten der 58 noch unbesetzten Stellen seien nicht fächerspezifisch ausgeschrieben, ließ die Schulbehörde wissen. Gezielt gesucht würden aber sechs Lehrkräfte für Sonderpädagogik, vier für Deutsch, je zwei für Musik, Englisch und Chemie sowie je eine für Physik, PGW (Politik, Gesellschaft und Wirtschaft), Sachkunde und Französisch.

Werden vor den Sommerferien freigestellte Lehrer nach den Ferien wieder angestellt?

„Wenn Lehraufträge zum Schuljahresende ausgelaufen sind, dann deshalb, weil der Grund für die befristete Einstellung weggefallen ist“, teilte die Schulbehörde mit. Dazu zählen Elternzeit-Vertretungen oder Vertretungen aufgrund längerfristiger Erkrankung eines Lehrers.

Ob eine Schule erneut befristete Lehraufträge im neuen Schuljahr vergibt, sei eine Einzelfallentscheidung jeder Schule, denn es hänge davon ab, ob weiter Gründe für befristete Vertretungen vorliegen. „Grundsätzlich setzt sich die Schulbehörde dafür ein, dass Lehrkräfte unbefristet eingestellt werden, wann immer die rechtlichen Voraussetzungen dafür gegeben sind.“

Gibt es genug Geld für Vertretungslehrer?

Für mögliche Vertretungslehrer in Hamburg ist laut Behörde genug Geld in den Töpfen. „Alle Schulen sind ausreichend mit Vertretungsmitteln im Rahmen der schuleigenen Budgets ausgestattet“, teilte der Sprecher mit.

Wie geht es den Schülerinnen und Schüler?

Schülerinnen und Schüler bemerken den Lehrermangel insbesondere in den Nebenfächern, die teilweise nicht angeboten werden konnten, teilte der Vorsitzende der Schüler:innenkammer Hamburg, Thorben Bauer, der dpa mit. Dazu zählen demnach vor allem die Naturwissenschaften.

Stunden fielen aus und Vertretungsunterricht sei oft nicht gleichwertig, da teilweise eine Lehrkraft für drei Klassen gleichzeitig zuständig und bei längeren Ausfällen eine Vertretung daher nur schwer umsetzbar sei.

Zusätzlich sorge aus Sicht des Schülerinnen- und Schülerkammer die Einführung des Pflichtfaches Informatik für große Herausforderungen, teilte der Sprecher mit. Von den mehr als 600 neu eingestellten Lehrkräften dieses Halbjahres seien lediglich sechs im Fach Informatik ausgebildet – die Schülerinnen und Schüler sehen hier ein Missverhältnis. 

Die Bildungssenatorin sieht hier jedoch kein Problem. Um den Bedarf des neuen Pflichtfaches zu decken, seien bereits seit 2023 195 neue Lehrkräfte ausgebildet worden, sagte Bekeris. Schon zuvor hätten die Schulen auf 340 Informatikerinnen und -lehrer „im Beatand“ zurückgreifen können.

Was kritisiert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft?

„An einzelnen Schulen wird sehr viel Unterricht durch Stellvertretungs-Lehrer abgedeckt“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Landesverband Hamburg. Es sei problematisch, wenn viele Stunden durch nicht ausgebildete Lehrer geleistet werden – „das sind teils junge Studenten, die einfach vor die Klassen gesetzt werden – das ist dramatisch“, sagte er. Das sei allerdings nicht an jeder Schule der Fall. Und im Bundesvergleich stehe Hamburg diesbezüglich eher gut da – andernorts sei die Lage kritischer.

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