Nach Elternzeit-Ankündigung: Gegen „Tradwives am Herd“: Ministerin erhält unerwarteten Beistand

Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) erntet Hass und Spott, weil sie in Elternzeit will. Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (FW) springt ihr bei – mit mahnenden Worten.

Als Verena Hubertz vergangene Woche verkündet, dass sie schwanger sei, ahnt sie wohl noch nicht, welche Vielzahl an Reaktionen das hervorrufen würde. Neben vereinzelten Glückwünschen, wie etwa durch Bundeskanzler Merz, schlug ihr vor allem Hass, Spott und Häme entgegen. Für eine amtierende Ministerin sei die zu erwartende Elternzeit schließlich ein No-Go, so der Tenor. Jetzt nutzt aber ein Ministerkollege aus Bayern die Gelegenheit, der Bundesbauministerin und SPD-Politikerin beizuspringen.

Fabian Mehring ist Digitalminister in Markus Söders Kabinett. Dass er, als Mitglied der Freien Wähler, Partei für Hubertz ergreift, darf als eher ungewöhnlich gelten.

Hubertz hatte ihre Schwangerschaft am Freitag auf ihrem Instagram-Kanal bekanntgegeben. „In großer Vorfreude: Wir bekommen ein Baby!“, schrieb die Ministerin. Am Mittwochabend berichtete sie auf der Plattform Linkedin von Anfeindungen gegen sie im Zusammenhang mit der Schwangerschaft. „Aussagen wie: ‚Das arme Kind, es wird nichts von seiner Mutter mitbekommen‘, ‚Mütter sollen an den Herd‘, oder ‚Noch ein Grund, nur AfD zu wählen'“ machten sie nachdenklich, schrieb Hubertz. „Doch diese Stimmen übersehen etwas Entscheidendes: Millionen Frauen in Deutschland leben jeden Tag genau diesen Spagat.“ 

„Antiquierte Debatte“ um Verena Hubertz

Hubertz war im Mai als Bundesministerin vereidigt worden; um den Geburtstermin herum will sie nun einige Monate Babypause machen. Bis Dezember wolle sie ganz normal weiter ihrem Job nachgehen, allerdings mit kleinen Einschränkungen, sagte die rheinland-pfälzische Politikerin dem „Trierischen Volksfreund“.Bayerischer Staatsminister für Digitales Fabian Mehring
© Andreas Gebert / Bayerisches Staatsministerium für Digitales

Bayerns Digitalminister Mehring meldete sich daraufhin via Instagram und sprach von einer „antiquierten Debatte“, die „peinlich“ für ein modernes Land wie Deutschland sei. Im Gespräch mit dem stern legte er jetzt nach. Befragt nach Gründen für die Heftigkeit der Reaktionen, gehe er „sehr davon aus, dass dahinter antiquierte Rollenbilder stecken. Frauen in Spitzenpositionen erleben leider immer noch viel zu oft, dass Ihnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht zugetraut wird – bei Männern spielt das zeitgleich keine Rolle.“

Noch viel problematischer sei es jedoch, dass derartig antiquiertes Gedankengut uns allen vor allem volkswirtschaftlich schade. „Ein Land mit unserer Demografie kann es sich schlicht nicht leisten, die Hälfte der Menschen vom Arbeitsmarkt auszuschließen, weil sie weiblich sind und Mutter werden könnten. Weder komplett noch teilweise oder im Hinblick auf Führungsaufgaben. Allein auf dem Rücken von Tradwives am Herd werden wir den Wohlstand unseres Landes nicht in die Zukunft tragen können“, so Mehring.

„Parteiübergreifender Konsens“

Parteipolitische Unterschiede möchte er in dieser Debatte ausdrücklich nicht betonen. „Ich finde: Kinderkriegen darf im 21. Jahrhundert keinen Karriereknick mehr bedeuten. An dieser Maßgabe sollten wir die politischen Rahmenbedingungen anpassen – etwa im Hinblick auf ausreichende Betreuungsangebote sowie mehr Flexibilität in Arbeitsalltag und Arbeitsrecht“, ergänzt Mehring. 

Er glaube, „dass es dazu in meiner Generation von jungen Spitzenpolitikern einen parteiübergreifenden Konsens gibt.“

Hubertz jedenfalls lässt sich offenbar durch die bösartigen Reaktionen auf die Ankündigung ihrer Elternzeit nicht beirren. Im kommenden Frühjahr werde das Baby „dabei sein, ob im Kinderzimmer des Bundestags oder auch im Ministerium“, so Hubertz im Gespräch mit dem „Trierischen Volksfreund“.

Quellen:„Trierischer Volksfreund“, LinkedIn, Nachrichtenagentur AFP

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