Habeck und der Gang ins Ausland, ein Vorwurf an Bundestagspräsidentin Klöckner und ein neuer Blick auf die tragische Geschichte von Daniel Küblböck. Das ist heute wichtig.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
jetzt hat Robert Habeck erklärt, was sich bereits angedeutet hatte: Er will nicht länger als einfacher Abgeordneter der Grünen im Bundestag bleiben.
In einem Interview mit der „taz“ sagte der ehemalige Vizekanzler und Wirtschaftsminister: „Ich habe versucht, eine politische Idee zu leben, aber ich bin abgewählt worden“. Er wolle nun nicht „wie ein Gespenst über die Flure laufen“.
Öfter mal ein bisschen Habeck wagen
Politische Beobachter schreiben nun nicht nur über das Heizungsgesetz aus Habecks ehemaligem Ministerium, das den Grünen schwer schadete. Sondern auch über „etwas Weinerliches“, das dem ehemaligen Parteichef anhafte und dass er es mit seinen „sorgfältig verwuschelten Haaren und der Knitterjacket-Optik in Sachen Eitelkeit übertrieben“ habe.
Das war’s mit Bundestag: Robert Habeck im Plenarsaal mit Fraktionschefin Britta Haßelmann
© Bernd Elmenthaler
Ich finde etwas anderes an Habecks Abschied aus der Politik interessant. Er will nun an mehreren Orten im Ausland „forschen, lehren und lernen“, darunter am Dänischen Institut für Internationale Studien und an der kalifornischen Berkeley-Universität. Die Frage für ihn sei, was man im Ausland lernen könne, für den Kampf um die liberale Demokratie und gegen die globale Erderwärmung.
Vielleicht könnte er für seine Inspirationstour zusätzlich noch einen Ort finden, der nicht rein westlich geprägt ist, doch sein grundlegendes Ansinnen halte ich für einen ehrenwerten Ansatz. Viel zu häufig drehen wir uns in Deutschland nur um uns selbst.
In unseren Debatten blenden wir dabei oft aus, dass andere Staaten mit Ähnlichem zu kämpfen haben wie wir. Und dass viele Probleme heute so gelagert sind, dass sie den einzelnen Nationalstaat überstrecken – eine Sache, die man ignorieren, beklagen oder überfordernd finden kann, aber das hilft am Ende ja nichts.
Deutsche werfen Julia Klöckner Parteilichkeit vor
Immer wieder gab es zuletzt Aufregung um Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, sei es, weil die CDU-Politikerin zum „Christopher Street Day“ das Hissen der Regenbogenflagge auf dem Bundestag untersagte, weil sie eine angeblich zu politische Rolle der Kirchen kritisierte oder wegen ihrer Äußerungen über das rechte Internetportal „Nius“.
Das hat offenbar auch seine Spuren in der Bevölkerung hinterlassen, viele werfen der zweiten Frau im Staat Parteilichkeit vor. Das ergibt eine neue Forsa-Umfrage im Auftrag des stern. 45 Prozent haben demnach den Eindruck, dass die Politikerin ihr Amt nicht überparteilich führt. 31 Prozent sehen das anders, Anhänger von CDU/CSU mehrheitlich. Wie sehen Sie das? Schreiben Sie mir gern an [email protected].
Wäre Daniel Küblböcks Leben heute anders verlaufen?
Im Jahr 2002 betrat Daniel Küblböck die Bühne von „Deutschland sucht den Superstar“, kurz darauf eroberte sein erstes Album Platz 2 der deutschen Albumcharts. Doch war da in der Öffentlichkeit auch viel Spott, viel Hochnäsigkeit und Ironie, die dem Jugendlichen, der mit den Geschlechterrollen spielte, entgegenschlugen.
„Heute sind LGBTQ+-Themen integraler Teil der Kultur, ist der Blick auf den Umgang mit Queerness ein ganz anderer“, schreibt unser Autor Ingo Scheel. Damals aber sei Küblböck die Rolle des „kontroversen Clowns“ zugefallen.
Es ist eine tragische Lebensgeschichte, eine, bei der man die Frage stellen kann, ob sie heute, rund zwanzig Jahre später, anders verlaufen wäre. Als Lana Kaiser, wie Küblböck sich schließlich nannte, ging der DSDS-Star an Bord eines Kreuzfahrtschiffes – und war verschwunden. In der ARD startet nun eine dreiteilige Serie mit den Eindrücken vieler Weggefährten: „Die Küblböck-Story – Eure Lana Kaiser“.
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Im „Sha Longevity Resort“ im spanischen L’Albir, ein wenig nördlich von Alicante an der Mittelmeerküste, haben sie einen Feind: die Zeit. Weniger schnell altern, das ist die Hoffnung der reichen Gäste.
„In unserer Ära der Diätspritzen und Eisbäder, der Instagram-Schönheit und Achtsamkeits-Rituale paaren sich neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, Hightech und Luxus zu einem glitzernden Produkt, mit dem sich vielleicht tatsächlich ein paar Jahre mehr Leben und Gesundheit aus den Gästen herausholen lassen“, schreibt unser Autor Siems Luckwaldt. „Oder zumindest: eine ganze Menge Geld.“
Was er bei seinem Aufenthalt zwischen „Ozon-Therapie“ und „Advanced Cell Regeneration“ alles erlebt hat:
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