Die Toten Hosen und Kraftklub setzen bei dem bekannten Festival in Mecklenburg-Vorpommern ein Zeichen gegen Rechtsextremismus. Erstmals war es als politische Versammlung angemeldet.
Beim Musikfestival „Jamel rockt den Förster“ haben rund 3.500 Menschen mit bekannten Künstlern wie den Toten Hosen und Kraftklub ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Das Line-up blieb an beiden Tagen wie in den Vorjahren bis unmittelbar vor den Auftritten in dem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern geheim.
Die Toten Hosen, die 2015 schon einmal bei dem Festival waren, bekamen am Freitag Riesenapplaus. „Wir sind unheimlich gern zurückgekommen“, rief Frontmann Campino. Einmal im Jahr werde von Jamel aus ein SOS-Zeichen in die Republik gesendet, dass es brenne. Die AfD sei der klare Gegner, allerdings würden sich auch lokale Gruppierungen der CDU der Partei an den Hals werfen. Namentlich kritisierte Campino den CDU-Landrat von Nordwestmecklenburg, Tino Schomann, in dessen Landkreis Jamel liegt. Schomann hatte versucht, bestimmte Auflagen für das Festival durchzusetzen.
CDU-Landrat kontert Kritik von Campino
Schomann wehrte sich gegen die Kritik des Künstlers. Die Aussagen seien eine gezielte Diskreditierung staatlichen Handelns, hieß es in einem Statement. Die Veranstalter hätten sich selbst entschieden, ihr Festival erstmals als politische Versammlung anzumelden – damit trete das Versammlungsgesetz in Kraft, so Schomann. „Die zuständige Behörde entscheidet nicht nach Sympathie, sondern nach Recht und Gesetz.“
Der jüngsten Auflage des Festivals waren mehrere Gerichtsentscheidungen vorausgegangen. Es ging bei den Streitigkeiten auch um Gebühren und ein vom Landkreis gefordertes Verbot von Alkohol, was aber vom Oberverwaltungsgericht in zweiter Instanz kassiert wurde.
Das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer organisiert das Festival seit 2007 und wehrt sich damit gegen Anfeindungen von Rechtsextremisten im Dorf. 2015 hatten Unbekannte eine Scheune der Lohmeyers in Brand gesetzt.
Missstimmung nach Instagram-Post auf Regierungskanal
Für Diskussionen sorgt auch ein Instagram-Post der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin. In dem Post heißt es: „Erst kürzlich musste der Festivalverein vor Gericht ziehen, um sich gegen neue bürokratische Auflagen des Landkreises Nordwestmecklenburg zur Wehr zu setzen.“ Die CDU-Landesspitze kritisierte diese auf einem offiziellen Kanal der Landesregierung getätigte Äußerung scharf. Es sei inakzeptabel, wenn auf diese Weise eine öffentlich wertende, politische Kritik an einem Landkreis geübt werde.
Campino sagte der Deutschen Presse vor dem Auftritt am Freitag, dass es derzeit eine allgemeine Siegeseuphorie in AfD- und Rechtsaußenkreisen zu geben scheine. „Ich glaube, „Jamel rockt den Förster“ hat in jedem Fall zurzeit eine krassere Bedeutung als vielleicht vor 15 Jahren“, betonte der Sänger. Zu den weiteren Acts am Wochenende gehörten Paula Hartmann, Betterov, Dota und Hinterlandgang. Laut Polizei verlief das Festival erwartungsgemäß friedlich.