Sizilien und Südtirol: Italien kämpft gegen die Verdrehkreuzung seiner Besucher-Hotspots

Protest oder Prävention: In Italien sorgen Drehkreuze für Aufregung, die den Zugang zu Stränden und Bergen beschränken. Doch nicht immer erreichen sie das gewünschte Ziel.

Ist es reine Geldmacherei, Abschreckung oder „Besuchersteuerung“? Vermutlich von allem etwas. An einigen italienischen Touristenorten sind zuletzt Drehkreuze aufgetaucht, die die Zugänge zu Hotspots wie Bergen und Stränden beeinträchtigen. Auf Sizilien rief das gar die Regionalregierung auf den Plan.

Der Zugang zum Mondello-Strand von Palermo und anderen Abschnitten war mit einem Drehkreuz und Mauern abgesperrt – wer ans Wasser wollte, musste zahlen. Doch das ist nicht erlaubt. Stadtvertreter haben den Strandbetreiber Italo Belga per Ultimatum aufgefordert, die Barrieren innerhalb von zehn Tagen zu entfernen. Andernfalls würden den Unternehmen die Strand-Konzession entzogen.

Strandbetreiber spricht von „illegalen Handlungen“

Medien wie „Palermo Today“ berichten, dass die Firma zähneknirschend mit dem Abbau der ersten Drehkreuze begonnen habe. Unter Protest: „Wir hoffen auf eine rasche Einrichtung von dringend notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, da es am Strand ungehindert zu illegalen Handlungen kommt“, heißt es beim Unternehmen, ohne weiter zu erläutern, was es genau darunter versteht.

Die Zugangsbeschränkung hatte Ende Juli für Aufregung gesorgt, nachdem einige Regionalpolitiker Videos davon in den sozialen Netzwerken geteilt hatten. Dass „Drehkreuze und Zäune entlang der Strände von Mondello den freien Zugang zum Meer einschränkten“, wie es darin hieß, löste sogar eine parlamentarische Anfrage aus. 

Öffentlicher und kostenloser Zugang – so verspricht es dieses Schild an Strand von Mondello
© Alessandro Fucarini

Für manche Anwohner und heimische Familien sind Eintrittsgebühren für den eigenen Strand ein echtes Problem. Außerdem, so das regionale Umweltministerium, würden die Strände mit den Zugangsbeschränkungen still und heimlich privatisiert. Laut Gesetz aber sind sie öffentliches Gut und damit frei zugänglich.

Hälfte der Strände Italiens privat verwaltet

Von den rund 7500 italienischen Küstenkilometern ist in etwa die Hälfte an „Stabilimenti balneari“ verpachtet, private Strandbetreiber, deren Konzessionen teilweise seit Jahrzehnten bestehen. Manche Pächterfamilien haben durch die Strandbäder ein Vermögen erwirtschaftet. Die regionalen Behörden wollen künftig verstärkt Kontrollen durchführen.

Ein Drehkreuz hatte vor Kurzem auch im Norden Italiens für Empörung gesorgt. In Südtirol wollte der Almbesitzer Georg Rabanser mit dem Hindernis gegen die Touristenmassen protestieren, die täglich Richtung Seceda strömen, um den berühmten Berg zu fotografieren. Am Eingang eines Panoramawegs zu den Geislerspitzen errichtete er ein kostenpflichtiges Drehkreuz. Kostenpunkt: fünf Euro. Schnell war die Rede von einer „Influencer-Maut“.

In den örtlichen Medien rechtfertigte Rabanser seine Aktion: Geld zu verdienen sei nicht sein Ziel, stattdessen müsse mit dem „unkontrollierten Tourismus Schluss“ sein. Es gebe immer mehr Gäste, die nicht nur mit Smartphones, sondern auch mit Drohnen und Selfiesticks „bewaffnet“ anrückten. Sie würden das Gras zertrampeln und Müll hinterlassen. 

Dolomiten-Drehkreuz lockte noch mehr Touristen an

Allerdings hatte die Aktion nicht erhofften Effekt – im Gegenteil: Sie ging viral und zog noch mehr Touristen an. Mittlerweile wurde das Drehkreuz abgedeckt und stillgelegt.

Im Schweizer Iseltwald am Brienzersee südlich von Bern hatte die Gemeinde die gleiche Idee und kassiert seit zwei Jahren von den Besuchern Geld – ganz offiziell und ohne Murren. Vor allem asiatische Touristen strömen auf den dortigen Holzsteg, nachdem er durch eine südkoreanische Netflix-Serie bekannt wurde. Umgerechnet 5,40 Euro kostet der Eintritt. Der Besucherstrom sei aber nicht abgerissen, heißt es vor Ort. 260.000 Euro kamen im vergangenen Jahr zusammen, die für Reinigung, Instandhaltung sowie Aufsichtspersonal verwendet würden.

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