Balkonkraftwerke liefern günstigen Strom vom Balkon. Mit bifazialen Modulen geht noch ein wenig mehr – denn sie nutzen das Sonnenlicht gleich von zwei Seiten.
Strom selbst erzeugen und die Stromrechnung senken, genau dafür sind Balkonkraftwerke gedacht. Normalerweise arbeiten die Module, indem sie das Sonnenlicht auf ihrer Vorderseite aufnehmen und in Energie umwandeln. Bifaziale Module setzen noch eins drauf: Sie nutzen auch reflektiertes Licht auf der Rückseite und holen damit ein Plus an Solarpower heraus.
Was bedeutet bifazial bei Balkonkraftwerken?
Klassische Solarmodule nehmen Sonnenlicht ausschließlich auf der Vorderseite auf. Bei bifazialen Modulen ist das anders: Neben der Vorderseite nimmt auch die Rückseite Sonnenenergie auf – direkt oder indirekt. Daher auch der Name „bifazial“, der sich vom Lateinischen „bi facies“ (zwei Gesichter) ableitet. Dank der transparenten, bifazialen Rückseite wird im besten Fall die Stromausbeute erhöht. Um wie viel höher der Ertrag sein kann, hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab. Laut Branchenreport ITRPV (International Technology Roadmap for Photovoltaic) lag der Marktanteil bifazialer Module 2024 schon bei 63 Prozent.
Bifaziale Module: Mehr Energieertrag möglich
Auch wenn der Strom bei den bifazialen Modulen von zwei Seiten generiert wird: Doppelt so hoch ist der Ertrag am Ende nicht. Das liegt daran, dass nicht gleich viel Sonnenlicht auf beide Seiten trifft. Laut einer Studie des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) sind aber dennoch bis zu 15 Prozent höhere Erträge durchaus möglich, je nach Modell und Standort.
Der deutsche Anbieter Kleines Kraftwerk verspricht sogar bis zu 38 Prozent mehr Energieertrag, beispielsweise bei seinem Duo-Komplettpaket mit zwei Modulen für den Gitterbalkon. Dafür sorgt nach Herstellerangaben nicht nur die bifaziale Machart der Module, sondern auch die verbaute TOPCon-Technologie, die eine höhere Effizienz verspricht als normale PERC-Module.
Hier geht’s zum Angebot bei Kleines Kraftwerk
Zwei bifaziale SolarmoduleInsgesamt bis zu 1.125 Watt Peak möglichInklusive Hoymiles-800-Watt-Mikrowechselrichter (HMS-800W-2T)Inklusive zwei Halterungen „Made in Germany“ für den GitterbalkonPreis: im Angebot für 459 statt 679 Euro
Balkonkraftwerke mit bifazialen Modulen: Darauf kommt es an
Im Endeffekt entscheidet der Standort darüber, ob sich die Investition der etwas teureren bifazialen Module lohnt. Wird das Balkonkraftwerk im Garten, schräg auf einem Flachdach oder an einem Gitterbalkon installiert, kann auch die Rückseite Sonnenstrahlen einfangen. Liegen die Module flach an einer Wand oder einem Dach an, sieht das schon anders aus. Möglich, dass sich der Mehrpreis in diesem Fall nicht lohnt.
Von diesen Faktoren hängt ab, um wie viel Prozent der Energieertrag steigt:
Standort: Zunächst einmal sollten die Module einen Abstand vom Hintergrund haben, damit dieser überhaupt reflektieren kann. Und dann ist auch die Reflektionsfähigkeit des Hintergrunds entscheidend dafür, wie viel Sonnenlicht tatsächlich über die Rückseite aufgenommen werden kann.Technologie: Auch die Technologie der Solarzellen spielt eine Rolle dabei, wie hoch der Ertrag am Ende ist. Es gibt einen sogenannten Bifazialfaktor, der die Effizienz der Modulrückseite angibt und der laut Computer Bild je nach Technologie zwischen 70 bis 95 Prozent liegen kann. Da das Sonnenlicht, das auf die Rückseite trifft, aber bereits stark abgeschwächt ist, ist in der Praxis eine Ertragserhöhung von rund zehn bis 15 Prozent realistisch.
Bei Ebay gibt es ebenfalls zahlreiche Balkonkraftwerke mit bifazialen Modulen. Das Modell von TrinaSolar verspricht einen Bifazialitätsfaktor von bis zu 85 Prozent, je nach Standort.
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Zwei bifaziale SolarmoduleLeistung: bis zu 540+ Watt Peak je Modul möglichInklusive Hoymiles HMS-800W-2T MikrowechselrichterPreis: 379 Euro
Was ist der Nachteil eines bifazialen Solarmoduls?
Bifaziale Module bringen zwar klare Vorteile bei der Energieausbeute, doch es gibt auch Punkte, die bei der Planung bedacht werden sollten. In der Anschaffung sind sie in der Regel teurer als herkömmliche Module. Damit sich die Investition lohnt, spielt außerdem der Untergrund eine wichtige Rolle: Nur wenn er ausreichend Licht zurückwirft, können die Solarzellen auf der Rückseite effektiv arbeiten.
Welcher Hintergrund ist denn am besten geeignet?
Das Reflexionsvermögen des Hintergrunds, vor dem ein Solarmodul installiert wird, wird im sogenannten Albedo-Wert angegeben. Ein hoher Albedo-Wert bedeutet, dass viel Licht reflektiert werden kann und damit auch der Ertrag entsprechend höher ausfällt. Der Wert liegt zwischen null (niedrig) und eins (hoch). Frischer, weißer Schnee hat laut der Internetplattform PV-Wissen.de zum Beispiel einen Albedo-Wert von etwa 0,9, heller Beton oder weißer Kies immerhin von etwa 0,55, Asphalt und grüner Rasen haben dagegen nur um die 0,2. Fakt ist: Ganz gleich, welcher Hintergrund – je klarer der Himmel, desto höher ist auch der Albedo-Wert.
Lohnen sich bifaziale Module?
Bifaziale Module können die Stromausbeute eines Balkonkraftwerks noch einmal steigern und so zusätzliche Ersparnisse bringen. Der Haken: Sie sind in der Anschaffung teurer. Ob sich der Aufpreis lohnt, hängt stark vom Standort ab. Wer über eine Fläche mit hoher Lichtreflexion verfügt, hat gute Chancen, dass sich die Investition nach einigen Jahren rechnet. Unter den richtigen Bedingungen kann der Effizienz-Boost den Preisunterschied also wettmachen.