Wasserqualität: Verband: Industrie bei Schadstoffen in der Verantwortung

Moderne Kläranlagen sind gut für die Umwelt – das sieht auch die Energie- und Wasserwirtschaft so. Allerdings dürfe die moderne Technik nicht vom eigentlichen Problem ablenken, warnt ein Experte.

Die hessische Energie- und Wasserwirtschaft begrüßt grundsätzlich die Aufrüstung von Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe, um Mikroschadstoffe besser aus dem Wasser zu eliminieren. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass sich diese Technik zum „Feigenblatt“ insbesondere für die Industrie entwickele, warnte der stellvertretende Geschäftsführer des Landesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz, Sebastian Exner. 

„Denn mit jeder vierten Reinigungsstufe und der damit erreichten Verbesserung der Gewässerqualität wird die Diskussion von der eigentlich für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft entscheidenden Frage abgelenkt – wie können wir umweltverträglich produzieren und konsumieren?“, gab der Experte zu bedenken. In Hessen sind bislang drei Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe in Betrieb – darunter die kommunale Anlage in Mörfelden-Walldorf im Rhein-Main-Gebiet, die zu den modernsten Deutschlands zählt.

Verband: Dringlichkeit des Problems wird kaschiert 

Natürlich könnten mit der vierten Reinigungsstufen mehr Schadstoffe entfernt werden als ohne, aber 100 Prozent würden nicht erreicht, argumentierte Exner. Es würden also weiterhin Schadstoffe in die Umwelt und die Gewässer emittiert, solange bei der Produktion, dem Inverkehrbringen und der Nutzung der Stoffe nichts geändert werde. Damit kaschierten vierte Reinigungsstufen die Dringlichkeit des Problems. 

„Aktuell fehlt jegliche Verursachergerechtigkeit“, ergänzte der Verbandsvertreter. „Wenn ich als Verbraucher eine höhere Abwassergebühr für eine vierte Reinigungsstufe zahlen muss, entsteht weder bei mir noch bei allen nicht an die Kläranlage angeschlossenen Verbrauchern ein Anreiz, umweltfreundlicher zu konsumieren.“ Der Verband fordere daher eine erweiterte Herstellerverantwortung. Auf diese Weise würden die Umwelt– und Reinigungskosten über die Hersteller und Inverkehrbringer in den Produktpreisen landen. Verbraucher bekämen Anreize, zu umweltfreundlicheren Alternativen zu greifen.

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