Österreich: Anklage gegen Ärztin: Tochter soll Loch in Schädel von Patienten gebohrt haben

Eine Chirurgin soll ihre zwölfjährige Tochter in den OP-Saal mitgenommen haben, wo das Mädchen offenbar einem Patienten den Schädel aufgebohrt hatte. 

Es klingt unfassbar – und doch soll im Januar 2024 in Österreich eine angesehene Chirurgin am Grazer Universitätsklinikum (LKH) ihre zwölfjährige Tochter mit in den Operationssaal genommen haben. Und die soll sogar Hand an einen Patienten gelegt haben. In der Regel haben außer dem medizinischen Personal höchstens Studenten und Praktikanten ab 16 Jahren Zutritt zum OP-Saal – und auch diese dürfen dann nur zuschauen.

Laut Medienberichten war am 13. Januar 2024 ein 33-jähriger Mann, der sich bei Forstarbeiten schwer am Kopf verletzt hatte, per Hubschrauber ins LKH Graz geflogen und dort notoperiert worden. Im Operationssaal hätten sich eigentlich nur zwei Chirurgen und fünf weitere Personen des OP-Teams befinden dürfen. Doch den Berichten zufolge nahm eine Ärztin ihre minderjährige Tochter mit in den Saal. Und diese soll sogar ein Loch in den Schädel des Patienten gebohrt haben.

Wie die „Krone“ berichtet, soll der eigentliche Operateur intern zugegeben haben, dass das Kind gebohrt habe. Später soll er diese Aussage jedoch wieder revidiert haben. Die Chirurgin selbst hatte den Berichten zufolge zunächst bestritten, dass ihre Tochter Hand angelegt habe. Intern soll sie jedoch stolz Kollegen erzählt haben, dass das Mädchen das Bohrloch gesetzt habe. Mittlerweile soll die offizielle Version lauten, dass das Mädchen beim Bohrvorgang nur ihre Hand auf die des Operateurs gelegt habe – er aber jederzeit die Kontrolle behalten habe. 

Staatsanwaltschaft in Österreich hat Anklage gegen Ärztin erhoben

Bekannt wurde der Fall, nachdem im April 2024 eine anonyme Anzeige gegen die Ärztin bei der Staatsanwaltschaft Graz eingegangen war. Ende Mai wurden die beiden Chirurgen vom Dienst suspendiert, wie die Klinik mitteilte. Das Krankenhaus erklärte zudem: „Die Operation ist komplikationslos verlaufen.“

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte im Juni 2024 die Ermittlungen wegen Körperverletzung gegenüber der Nachrichtenagentur DPA. Jetzt soll Anklage gegen die beiden Ärzte erhoben worden sein. Das berichten zahlreiche Medien in Österreich übereinstimmend. Die Anklagebehörde war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Die Ermittlungen gegen das restliche OP-Team wurden eingestellt. Die Untersuchungen gegen die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) laufen noch.

Der Patient selbst soll erst im Juli von dem Fall erfahren haben, als bereits die Medien darüber berichteten. Er schloss sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligter an und forderte Schmerzengeld. „Ich habe nicht gewusst, dass ich der Patient bin, ich fühle mich wie ein Versuchskaninchen!“, schilderte er damals der „Krone“. 

Quellen: „Krone“, oe24, „Kurier“, „Der Standard“, Nachrichtenagentur DPA

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