Edward Curtis fotografierte über 30 Jahre lang indigene Völker im Norden der USA. Er hat vor mehr als 120 Jahren ein Kulturgut geschaffen, das einen einmaligen Wert hat.
„Die Reise nach Alaska war die letzte von unzähligen Exkursionen, die Curtis auf den Spuren der indigenen Völker Nordamerikas unternahm, um deren Lebensweise und Kultur systematisch mit Fotos, Aufzeichnungen und Tonaufnahmen zu dokumentieren. Während drei Jahrzehnten war er in vielen Regionen des Kontinents unterwegs, in jedem Terrain und bei jedem Wetter, bei 50 Grad Hitze in der Mojave-Wüste oder 20 Grad Kälte in der Arktis, zu Fuß, mit Pferd, Wagen, Esel, Boot, Zug oder später auch mit dem Auto. Immer wieder geriet er in lebensgefährliche Situationen, häufig war der Fortgang seines Unternehmens von Geldnöten oder privaten Widrigkeiten bedroht.“
„The North American Indian“ von Edward S. Curtis (Fotograf) und Peter Walther (Autor), Taschen Verlag, 696 Seiten in Englisch, Deutsch, Französisch, im Schuber, 100 Euro, hier bestellbar.
© TaschenDiese Passage aus „The North American Indian“ deutet an, was der Fotograf Edward Sheriff Curtis (1868–1952) auf sich genommen hat, um seine Vision zu verwirklichen: Er riskierte permanent sein Leben, um die Kulturen der Ureinwohner zu dokumentieren. Äußere Umstände konnten ihn nicht abhalten, er war ein echter Forscher und Entdecker, der seine Arbeit gewissenhaft belegte. Zwischen 1907 und 1930 publizierte er in zwanzig Bänden seine Ergebnisse, die der Taschen Verlag in einem beeindruckenden Bildband zusammengebracht hat.
Curtis hat vor rund 120 Jahren dafür gesorgt, dass wir Tausende Bilder und Tonaufnahmen aus der alten Neuen Welt haben. Aus einer Welt, die Autoren wie Karl May erfinden mussten, gibt es dank seines Mutes und seiner Arbeit echte Belege. Auch wenn die Ureinwohner damals schon in Reservaten leben mussten, war ihre Welt noch nicht so abgegrenzt und eingezäunt wie heute. Curtis konnte nicht einfach irgendwo anklingeln und fragen: Darf ich Sie mal fotografieren? Jedes Volk hatte seine eigene Sprache und wenige werden erfreut gewesen sein über den spontanen Besuch eines weißen Mannes. Der Fotograf muss eine große Überzeugungskraft gehabt haben, dass ihm nicht einfach die Kehle aufgeschlitzt wurde.
Für Menschen, die nicht nur „Winnetou“ lieben, sondern auch einen Einblick in die tatsächliche Historie schätzen, gehört dieses Buch auf Platz 1 der Wunschliste.