Umwelt- und Klimaschutz: Wie Wald bei der Rettung der Ostsee helfen soll

Die Ostsee ist ein Meer in höchster Not. Der Eintrag von Nährstoffen muss dringend reduziert werden, darüber sind Fachleute einig. Helfen soll auch neuer Wald in Schleswig-Holstein.

Wie kann neuer Wald in Schleswig-Holstein helfen, die Ostsee zu retten? Indem er Nährstoffeinträge über Bäche und Flüsse in das Meer reduziert, in das unter anderem zu viel Stickstoff und Phosphor gelangen. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) sah sich auf seiner Sommerreise ein Neuwaldprojekt der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten im Kreis Rendsburg-Eckernförde an. 

Die im Frühjahr auf früheren Ackerflächen in den Hüttener Bergen gepflanzten Bäume sollen zu einem stabilen Mischwald heranwachsen und mehrere Funktionen erfüllen. Der Wald bindet in Bäumen und Boden rund 15 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und Hektar und er kann mehr als 180 Liter Wasser je Quadratmeter im Boden speichern, wie der Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, Chris Freise, sagte. Starkregen werde abgepuffert und fließe nicht an der Oberfläche ab.

Ostsee leidet stark unter Nährstoffeinträgen

Da ein Wald – anders als ein Acker – nicht gedüngt wird, werden künftig immer weniger Nährstoffe aus dem Boden in die Hüttener Au und damit in die Ostsee geschwemmt. Zu hohe Nährstoffeinträge gehören zu den größten Problemen des Ökosystems Ostsee. In der Folge wachsen vermehrt Algen. Wenn diese Absterben und an den Grund sinken, verbraucht ihre Zersetzung so viel Sauerstoff, dass große Zonen entstehen, in denen praktisch kein Sauerstoff mehr im Wasser ist. Dort stirbt das Leben in der Ostsee.

„Der Wald ist ein unverzichtbarer Partner im Gewässerschutz“, sagte Schwarz. Auf den beiden Flächen mit zusammen mehr als vier Hektar in Hütten haben die Landesforsten rund 15.000 Laubbäume von zehn verschiedenen Arten gepflanzt, darunter Bergahorn, Kirsche, Eiche, Winterlinde, Hainbuche, Walnuss und Elsbeere.

Zu Knicks wurde ein zehn Meter breiter Streifen frei gehalten, der erst nach und nach verbuschen wird. Auch feuchte Niederungsflächen bleiben der natürlichen Entwicklung hin zu einem Bruchwald überlassen. „Das wird ein sehr artenreicher und sehr bunter Mischwald mit großen Anteilen von blühenden Bäumen und Randstrukturen“, sagte Freise. „Was wir hier anlegen, ist multifunktionaler Wirtschaftswald. Das bringt auch richtig was für die Biodiversität.“

Nach seinen Angaben soll der Waldanteil in Schleswig-Holstein von aktuell rund 11,5 Prozent auf 12 Prozent wachsen. Das seien weitere rund 7.500 Hektar Wald, die großes Potenzial für den Klima- und Gewässerschutz hätten.

Eine Aufforstung auf einer freien Ackerfläche ist nach Angaben von Malte Bruhns von den Landesforsten eine besondere Herausforderung. „Volle Sonneneinstrahlung, Hitze, Kälte, die Jungbäume müssen hier einiges ertragen.“ Um Schäden durch Wildverbiss zu verhindern, sind die Flächen eingezäunt. Mit dem Setzen der Bäumchen wurde Roggensaat ausgebracht. Das hat nach Angaben der Experten den Vorteil, dass andere Vegetation zurückgehalten wird, die Bäume einen gewissen Schutz haben und Mäuse sich am Getreide statt an den Jungbäumen satt fressen.

Landwirte wollen Wald als Wirtschaftswald

Der Landwirt Richard Bonse, Mitglied im Ostseebeirat Eckernförde, betonte den Willen der Landwirtschaft, Nährstoffeinträge zu reduzieren. Es sei für einen Landwirt aber nicht ganz einfach, aus Ackerland Wald zu machen. Eine Forderung der Landwirte sei, selbst zu entscheiden, welche Bäume gepflanzt würden, sagte Bonse. Dabei gehe es zum Beispiel um die Douglasie. Außerdem müsse der Wald Wirtschaftswald sein.

Der Minister kündigte eine Maßnahmenliste an. Die Herausforderung sei, das Engagement für den Gewässerschutz in die Breite der Landwirtschaft zu bringen. Hintergrund ist eine 2024 getroffene Zielvereinbarung zwischen Landwirtschaftsverbänden und Landesregierung über freiwillige Schritte zur Nährstoffverringerung. Schwarz betonte, finanzielle Mittel zur Unterstützung seien begrenzt.

Schwarz: Nährstoffreduktion in der Landwirtschaft braucht Zeit

Zu Kritik aus der Wissenschaft, die angestrebten Maßnahmen seien nicht ausreichend, sagten Schwarz und Bonse, man müsse immer auch Folgen für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit im Blick behalten. Es gehe bei Nährstoffeinträgen aus der Landwirtschaft um ein träges System. Es brauche Zeit. Aus Bonses Sicht wäre es zudem kein Erfolg, wenn landwirtschaftliche Produktion in andere Länder mit geringeren Umweltstandards verlagert würde.

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