Fußball: Kahn: Bundesliga längst nicht mehr „ehrlichster Wettbewerb“

Oliver Kahn sorgt sich um die internationale Konkurrenzfähigkeit der deutschen Clubs – und um den Wettbewerb in der Bundesliga. Der Ex-Nationalspieler spricht von einer „trügerischen Attraktivität“.

Angesichts der Vormachtstellung des FC Bayern in der Bundesliga stellt Ex-Nationalspieler Oliver Kahn die Bedeutung des deutschen Meistertitels infrage. Die Liga sei schon länger nicht mehr der „angeblich ehrlichste Wettbewerb“, nur weil er über 34 Spieltage gehe. „Was ist daran ehrlich, wenn ein 30- oder 40-Millionen-Kaderbudget gegen ein 300-Millionen-Kaderbudget antritt?“, fragte Kahn in einem „Kicker“-Interview.

Seit der Saison 2012/13 verpassten die Münchner nur einmal den Titel in der nationalen Eliteliga. 2024 krönte sich Bayer Leverkusen sensationell zum Champion. „Das kann auf Dauer nicht gesund sein. Die fünf Einwechselspieler des FC Bayern haben wahrscheinlich einen höheren Wert als der gesamte Kader eines Clubs aus dem unteren Drittel“, monierte Kahn weiter. 

Dieser Abstand vergrößert sich nach Meinung der Bayern-Legende zunehmend durch Wettbewerbe wie die Club-WM, bei der die teilnehmenden Vereine weitere Einnahmen generierten.

Kahn: Bundesliga hat international Anschluss verloren

Nicht nur der Konkurrenzkampf in Deutschland bereitet dem 56-Jährigen Sorgen. Die Bundesliga habe auch im internationalen Vergleich den Anschluss verloren und längst an Ansehen und Strahlkraft eingebüßt. „Die Premier League und La Liga heben sich deutlich ab. Jeder kennt die Stars und Mannschaften“, befand Kahn. 

Dass sich der deutsche Nationalspieler Florian Wirtz daher lieber für einen Wechsel von Bayer Leverkusen zum FC Liverpool entschieden habe als für eine Zukunft beim FC Bayern, kann Kahn verstehen. „Das zeigt, dass sich die Premier League nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich eine Ausnahmestellung erarbeitet hat. Sie ist die spannendste Adresse, wenn ich mich auf höchstem Niveau messen will, sportlich, finanziell, medial.“

Die „trügerische Attraktivität“ der Bundesliga

Deutschlands Fußball-Clubs konnten in den zurückliegenden zehn Jahren nur zwei große internationale Titel gewinnen. Die Bayern triumphierten 2020 in der Champions League, Eintracht Frankfurt gewann 2022 die Europa League. „Mentalität, taktische Reife, individuelle Klasse – all das muss in Deutschland auf ein anderes Niveau kommen, wenn wir dauerhaft mit den Besten mithalten wollen“, forderte Kahn. 

Die vielen Toren in der Bundesliga seien zwar schön, anzuschauen. „Es reicht aber nicht, wenn wir uns an unterhaltsamen Spielen und vielen Toren erfreuen, trotzdem aber international regelmäßig scheitern. Das ist dann eine trügerische Attraktivität“, sagte Kahn.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert