Zug erfasst Auto: Nach Zugunglück: Polizei prüft Schranke in Bad Zwischenahn

Der Bahnverkehr rollt wieder, die Fragen bleiben. Nach dem tödlichen Unglück von Bad Zwischenahn beginnt die Suche nach den Ursachen.

Nach dem tödlichen Zusammenstoß eines Regionalzugs mit einem Auto in Bad Zwischenahn ermittelt die Polizei weiter zum genauen Hergang des Unfalls. Dabei prüfen die Ermittler auch, ob die Schranke am Bahnübergang geschlossen war oder nicht. Am Dienstag waren ein 49 Jahre alter Vater und sein zwölfjähriger Sohn ums Leben gekommen, als ihr Auto auf einem halbseitig beschrankten Übergang von einem Zug erfasst und mehrere Hundert Meter mitgeschleift wurde.

Die Bahnstrecke zwischen Bad Zwischenahn und Oldenburg ist seit den Morgenstunden wieder freigegeben. „Die Züge fahren wieder planmäßig“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Nach dem Unfall war die Strecke gesperrt worden. Zwischen Bad Zwischenahn und Oldenburg wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, Züge aus Richtung Norddeich endeten vorzeitig, aus Hannover kommende Züge fuhren nur bis Oldenburg.

Im Zug befanden sich rund 240 Menschen. Der Lokführer erlitt einen Schock, zwei Fahrgäste meldeten sich laut Polizei mit leichten Verletzungen. Feuerwehr, Rettungsdienste und Notfallseelsorger waren im Einsatz, um Reisende und Beteiligte zu betreuen.

Die Polizei sicherte bis zum späten Dienstagabend Spuren am Unfallort und führte Vermessungen durch. Ziel sei es, den Ablauf des Unfalls genau zu rekonstruieren, sagte ein Polizeisprecher. Das nahezu zerstörte Auto wurde geborgen, die Bahnstrecke auf Schäden überprüft. Auch der Lokführer und weitere mögliche Zeugen sollen befragt werden. Im Interesse der Familie der Verstorbenen, der Bundes- und Landespolizei sowie der Bahn sei es wichtig, die Ursache des Unfalls genau zu klären, so der Sprecher.

Weniger Übergänge, mehr Sicherheit?

Nach dem Unfall rückt auch die Sicherheit von Bahnübergängen in den Fokus. In Niedersachsen gibt es nach Angaben des Verkehrsministeriums rund 2.000 Übergänge – vor 70 Jahren waren es doppelt so viele. Etwa ein Drittel ist demnach nicht technisch gesichert, sondern nur mit Lichtzeichen und Andreaskreuz ausgestattet.

Die Deutsche Bahn arbeite seit Jahren daran, Bahnübergänge zurückzubauen, sagte ein Ministeriumssprecher. Brücken, Unterführungen oder Ortsumgehungen könnten langfristig für mehr Sicherheit sorgen. Die Kosten für die Umsetzung teilten sich meist Bahn, Bund und Kommunen. Aus Sicht des Ministeriums sollten Kommunen dabei stärker entlastet werden.

Halbseitig beschrankte Übergänge wie in Bad Zwischenahn gelten laut Ministerium grundsätzlich als sicher. In 19 von 20 Fällen seien Unfälle nicht auf technische Defekte zurückzuführen, sondern auf menschliches Fehlverhalten. Vollbeschrankte Anlagen könnten zudem zu Frust und riskantem Verhalten führen – etwa, wenn Autofahrer längere Wartezeiten nicht akzeptierten oder Rettungsfahrzeuge behindert würden.

In Niedersachsen ereignen sich laut Ministerium jährlich rund 20 Zugunfälle – deutlich weniger als noch in früheren Jahrzehnten. Bereits unter dem damaligen Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) sei das Ziel formuliert worden, die Zahl der Übergänge weiter zu reduzieren.

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