15 Prozent Zoll etwa auf deutsche Weine in die USA: Das wäre ein schwerer Schlag für die Branche in Rheinland-Pfalz. Noch gibt es eine kleine Hoffnung, dass es nicht so kommt.
Der Zolldeal zwischen den USA und der EU ist in Rheinland-Pfalz auf große Zurückhaltung und teils scharfe Kritik gestoßen. Nach Einschätzung von Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt bleibt die Vereinbarung „weit hinter den Interessen der Wirtschaft in Europa“ zurück.
Der Basiszoll von 15 Prozent verschaffe zwar „für einen kurzen Zeitraum Luft zum Durchatmen“ – an einem verlässlichen Freihandelsabkommen mit den USA in der Zukunft gehe aber kein Weg vorbei, sagte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Für solch ein Abkommen sind auch die Industrie- und Handelskammern (IHK).
Schmitt: „Weinbranche steckt in tiefer Absatzkrise“
„Gerade in Rheinland-Pfalz sehe ich eine große Betroffenheit bei Pharma und Chemie“, sagte Schmitt in Mainz. Dazu komme die Weinbranche. Die Ministerin appellierte an Bund und EU, Weine von Zöllen zu befreien. „Die Weinbranche in Europa steckt in einer tiefen Absatzkrise, erhöhte Zölle wären eine Belastung, die manchem Betrieb das Genick brechen könnte.“
Der BASF-Konzern teilte mit, er beobachte die Entwicklung genau. „Die jetzt als Zwischenschritt zu einer Verhandlungslösung vereinbarten Zölle zwischen der EU und den USA reduzieren die aktuelle Unsicherheit und geben Raum für Detailverhandlungen“, teilte ein Sprecher mit.
Wie der BASF-Konzern es sieht
„Die direkten Auswirkungen auf BASF dürften sich aufgrund des hohen Anteils an lokaler US-Produktion in Grenzen halten“, heißt es in Ludwigshafen. In den USA seien 2024 mehr als 80 Prozent des BASF-Umsatzes mit lokal hergestellten Produkten erzielt worden. „Wir müssen allerdings auch indirekte Auswirkungen berücksichtigen, die sich aus Nachfrageveränderungen unserer Kundenindustrien ergeben.“
Daimler Truck: „Auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen“
Beim Mainzer Spezialglashersteller Schott heißt es, man wolle erstmal genau rechnen, was der Zolldeal für das Unternehmen nun genau heiße. Bei Daimler Truck, dessen Werk in Wörth nach BASF größer Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz ist, betonte ein Sprecher: „Unternehmen sind auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen, um langfristige Investitionen zu tätigen.“ Die gemeinsam verkündete Rahmenvereinbarung sei ein positives Signal. „Entscheidend wird nun jedoch sein, wie die zwischen den USA und der EU getroffene Vereinbarung konkret ausgestaltet wird.“
Auch die Arbeitsgemeinschaft der IHKs im Land spricht von einem Stück Planungssicherheit durch die Zollentscheidung der USA. „Es hätte noch schlimmer kommen können“, sagte Hauptgeschäftsführer Arne Rössel. Gleichzeitig dürften die Fakten nicht ausgeblendet werden. „Die Zölle vervierfachen sich im Schnitt, für Stahl- und Aluminiumexporte fehlt weiterhin eine Lösung.“ Es benötige endlich ein umfassendes Freihandelsabkommen mit den USA und anderen wichtigen Wirtschaftspartnern.
Winzer „total enttäuscht“
Winzer Johannes Selbach vom Weingut Selbach-Oster, der dem Verband Deutscher Weinexporteure angehört, sagte: „Der sogenannte Deal ist für die Weinbranche ganz schlecht.“ Vor allem die Region Mosel, aus der mit rund 6,3 Millionen Litern fast die Hälfte aller deutschen Weinexporte in die USA (13 Millionen Liter) stammt, würde von US-Zöllen von 15 Prozent hart getroffen. Noch gebe es einen Hoffnungsschimmer. Einige Güter aus dem Agrarbereich würden noch verhandelt. „Da hoffen wir, dass da Wein noch nach- oder mit verhandelt wird. Dass das noch nicht das Ende ist.“
Sprecher Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) betonte, mit der Einführung der 15-prozentigen Zölle auf Weinexporte in die USA werde vonseiten der deutschen und europäischen Weinbranche sowie der Weinexporteure mit einem Rückgang des US-Exportvolumens von bis zu zehn Prozent gerechnet.
Winzer Selbach sagte, mit einem Zoll von 15 Prozent würde der Wein für Endverbraucher in den USA so teuer, dass er schwer zu bezahlen sei. Einkalkuliert werden müsse noch die Abwertung des US-Dollars. „Das bedeutet gegenüber Februar eine Preissteigerung von 30 Prozent.“ Selbach befürchtet, dass es zu Absatzrückgängen auf dem US-Markt kommen wird. Selbach aus Zeltingen-Rachtig exportiert einen Großteil des Weins in die USA.
Noch Chance auf null Prozent?
US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatten sich auf einen Basiszollsatz von 15 Prozent auf die meisten EU-Importe in die USA geeinigt. Damit sind die von Trump zum 1. August angekündigten Zölle von 30 Prozent abgewendet. Beim jetzigen Deal soll nur auf eine begrenzte Zahl von Waren künftig bei der Einfuhr keine Abgaben fällig werden. Dazu zählen nach von der Leyens Angaben zum Beispiel Flugzeuge, bestimmte Chemikalien, Agrarprodukte und kritische Rohstoffe.
Winzer Selbach hofft auf den Bereich Agrarprodukte: „Wir haben noch eine Chance, dass der Wein mit null Prozent rauskommt.“