Literatur: In der Spur der Vorfahren – Frido Mann wird 85

Die Familiengeschichte ist groß: von Literaturnobelpreisträger Thomas Mann über Heinrich, Golo und Klaus Mann bis Physiknobelpreisträger Werner Heisenberg. Frido Mann ist seinen eigenen Weg gegangen.

Frido Mann ist viel unterwegs in diesem Sommer: Rund um den 150. Geburtstag seines Großvaters Thomas Mann gab und gibt es zahlreiche Veranstaltungen, darunter ein Festakt in Lübeck, der Geburtsstadt des Literaturnobelpreisträgers. Das sei alles natürlich anstrengend gewesen, sagt Frido Mann, aber er freue sich über die Aufmerksamkeit, die sein Großvater erhalte. Seinen eigenen Geburtstag stelle er deswegen etwas zurück. Am 31. Juli wird Frido Mann 85 Jahre alt.

Frido Mann gilt als der Lieblingsenkel von Thomas Mann. Dieser Stempel war ihm aber nie genug: Als Psychologie-Professor, promovierter Theologe, studierter Musiker, Schriftsteller und Sprecher der Familie ging Frido Mann seinen eigenen Weg und machte seine eigene Karriere.

Frido Mann will sich politisch einbringen

Zuletzt machte er sich vor allem für Demokratiebildung stark. Ein politisches Engagement von der Seitenlinie, das ihm wichtig ist und mit dem er an das Wirken seiner Vorfahren anknüpft. Denn das Werk seines Großvaters und auch das seines Großonkels Heinrich Mann ist politisch.

Mit Sorge betrachtet Frido Mann die extremer werdenden politischen Entwicklungen in den USA, in Europa und darüber hinaus. „Das ist ein globales Problem.“ Die USA sieht er im Niedergang, und dieser dürfte auch nicht innerhalb weniger Jahre rückgängig zu machen sein, fürchtet er. „Das geht in Richtung Diktatur.“ Niemals habe er sich vorstellen können, dass sich Amerika so entwickeln würde, sagte er der dpa. Selbst einen Bürgerkrieg in den USA hält er für nicht ausgeschlossen.

Kindheit bei Thomas und Katia Mann

Zu Amerika hat Mann eine starke Beziehung. Er wurde 1940 in Kalifornien geboren, wo sich seine Familie im Exil befand. Seine Kindheit verbrachte er weitgehend in der Villa von Katia und Thomas Mann in Pacific Palisades. 2016 kaufte die Bundesregierung das von Abriss bedrohte Haus und eröffnete es 2018 als transatlantische Begegnungsstätte.

Nach dem Umzug von Thomas und Katia Mann in die Schweiz verbrachte Frido auch dort viel Zeit – eine glückliche Zeit, wie er in seiner 2008 erschienenen Autobiografie „Achterbahn“ schildert. Fotografien zeigen ihn als Knirps mit seinem berühmten Opa. Der schreibt in seinen Tagebüchern warmherzig über den Enkel.

Dass ihn Thomas Mann in seinem Alterswerk „Doktor Faustus“ (1947) ausgerechnet als Vorbild für die Figur des kleinen Nepomuk nimmt – der einen qualvollen Tod erleidet – trifft den Enkel später umso tiefer. Sein halbes Leben lang habe er sich deswegen geweigert, die Bücher Thomas Manns zu lesen, schreibt er in seiner Autobiografie.

Autor etlicher Bücher

Seine geradezu überbordende Familiengeschichte verarbeitete er auch literarisch, unter anderem in dem Roman „Professor Parsifal“ (1985). Etliche weitere Bücher folgten, etwa 2017 das Sachbuch „Es werde Licht“ zur Quantenphysik – verfasst mit seiner Frau Christine. 

Sie war die Tochter des Physiknobelpreisträgers Werner Heisenberg. Mit ihr lebte er viele Jahre in München. Nach dem Tod seiner Frau zog Frido Mann in die Schweiz und somit näher zu seinem Sohn. Nun spielt er mit dem Gedanken, sich ein kleines Apartment in München als Zweitwohnsitz zu mieten. Schließlich sei er weiterhin alle paar Wochen für ein paar Tage dort. „Seitdem ich umgezogen bin, merke ich, wie sehr ich doch an München hänge“, sagt er. Er habe viele Kontakte dort.

Frido Mann möchte sich weiter in gesellschaftliche und politische Debatten einbringen und einmischen. „Auf meine Weise. Ich schreibe keine dicken Bücher mehr.“ Kürzlich brachte er jedoch eine Streitschrift heraus mit dem Titel „Um der Güte und Liebe willen – Zehn Wege zu einem kämpferischen Humanismus“. In dem 80-seitigen Band nimmt er auch Bezug auf Gedanken seines Großvaters und seines Großonkels.

Lesetipp: „Der Zauberberg“

„Um der Güte und Liebe willen“ ist ein Zitat aus dem Roman „Der Zauberberg“. Diesen empfiehlt Frido Mann, wenn Leser anlässlich der Jahrestage um Thomas Mann Interesse haben, sich mit dessen Werk zu beschäftigen. Thomas Mann wandelte sich in den 1920er-Jahren vom Monarchisten zum Demokraten. Das Thema Demokratie ziehe sich auch durch den „Zauberberg“, so Frido Mann. Lesenswert seien auch die politischen Schriften und Essays, etwa mit „Von deutscher Republik“ aus dem Jahr 1922. Dieser sei ein klares Bekenntnis für die Demokratie.

Seinen eigenen Geburtstag will Frido Mann „ohne großes Brimborium“ verbringen, vielleicht sogar bewusst alleine. Je nach Wetterlage kann er sich eine Bodenseeschiffsreise gut vorstellen.

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