Kleinstädte gehen voran: Wo das Busticket nur 1 oder 2 Euro kostet

Auf dem Land fahren fast alle mit dem Auto. Um mehr Leute zum Umsteigen auf den Bus zu bewegen, bieten einige Kommunen in Ostwestfalen-Lippe besonders günstige Tickets an. Ein Modell für Großstädte?

Busfahren für 1 oder 2 Euro innerhalb des Stadtgebietes – mit diesem vergünstigten Angebot wollen einige Kommunen in Nordrhein-Westfalen ihren Nahverkehr attraktiver machen. So erklärt der Bürgermeister von Bad Lippspringe, Ulrich Lange, das Angebot sei „unschlagbar günstig“. Für große Verkehrsbünde in NRW ist das lokale Angebot aber kein flächendeckendes Modell, wie eine Umfrage der dpa ergeben hat. 

Die 32.000 Einwohner zählende Stadt Delbrück und die 25.000 Einwohner zählende Stadt Salzkotten westlich von Paderborn hatten das Pilotprojekt 2023 ins Leben gerufen. Es war zunächst auf zwei Jahre befristet. Erklärtes Ziel: Mehr Bürger zum Umstieg vom Auto auf den Bus zu bewegen und das gerade auch im ländlichen Raum. Gut 44.000 Tickets wurden in beiden Städten 2024 verkauft, also im Durchschnitt rund 120 pro Tag. Im ersten Angebotsjahr 2023 lagen die Nutzerzahlen leicht darüber.

Bürgermeister sieht Vorreiterrolle 

„Wir sind stolz darauf, dass Delbrück und Salzkotten mit diesem Projekt eine Vorreiterrolle in Nordrhein-Westfalen übernehmen“, sagte im April Delbrücks Bürgermeister Werner Peitz zur Verlängerung bis Ende 2026. Während in vielen Städten hohe Fahrpreise den ÖPNV unattraktiv machten, setzten Delbrück und Salzkotten auf eine kostengünstige Lösung. Tausende nutzten das Angebot regelmäßig für den Arbeitsweg, zum Einkaufen, in der Freizeit. Ein nachhaltiger Beitrag für die Umwelt ergänzte Salzkottens Bürgermeister Ulrich Berger.

Inzwischen bieten weitere Kommunen in Ostwestfalen-Lippe solche besonders günstigen Tickets an. In Bad Lippspringe geht das neue Angebot des 1-Euro-Ticket in wenigen Tagen zum 1. August an den Start. Es ist zunächst bis Ende Dezember 2026 befristet. Die gut 17.000 Einwohner zählende Stadt hofft, dass das neue Ticket von Bürgern insbesondere für das Einkaufen genutzt wird. 

1-Euro-Ticket ist ein lokales Angebot

Der Verkehrsverbund Westfalentarif betont, dass das 1-Euro-Ticket ein lokales Angebot in einzelnen Regionen ist. Im Hochstift könnten Fahrgäste in den Orten Salzkotten, Delbrück und Bad Lippspringe mit dem 1 Euro-TIcket beliebig viele Fahrten mit dem Bus nutzen. Das Ticket gelte für eine Person und für 90 Minuten. Eine Fahrt zwischen den Städten sei mit dem Ticket nicht möglich, sagte eine Sprecherin. In Salzkotten könne auch die Bahnstrecke von Salzkotten nach Scharmede mit dem 1-Euro-Ticket genutzt werden.

Zudem gebe es digitale Pauschalpreis-Tarife mit Bestpreisgarantie speziell für den Nahverkehr in Lippe. Smartphone-Nutzer könnten in der Lippemobil-App für nur 1 Euro pro Fahrt innerhalb der Gemeinden Lage, Oerlinghausen, Leopoldshöhe, Augustdorf, Blomberg, Schlangen, Horn-Bad Meinberg, Extertal, Kalletal, Lügde, Barntrup, Schieder-Schwalenberg, Dörentrup Busse und Bahnen nutzen. Mit dem Home Plus-Smartphone-Tarif könnten Fahrgäste im ganzen Kreis Lippe für nur 2 Euro pro Fahrt Busse und Bahnen nutzen. 

Der größte Verkehrsverbund in NRW, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), verweist ebenso darauf, dass es sich bei dem 1-Euro-Ticket um ein lokales Projekt handele, das an bestimmte Bedingungen und Regelungen vor Ort gebunden sei. „Im Verbundgebiet VRR sind die elektronischen Tarife einheitlich und ein solches Angebot gibt es nicht“, erklärte eine Sprecherin des VRR auf Anfrage.

Sonderfall Euskirchen – Kommune zahlt einen Teil des Ticketpreises

Beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) gibt es keine Planungen in Richtung eines 1-Euro-Tickets. Solche Angebote seien ohne eine entsprechende Drittfinanzierung kaum realisierbar, sagte eine Sprecherin. Zwar habe die Stadt Euskirchen ein ähnliches Modell umgesetzt – dort übernehme allerdings die Kommune einen Teil der Finanzierung. „Flächendeckend setzen wir stattdessen auf andere Strategien zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV, wie zum Beispiel die Einführung und Weiterentwicklung des elektronischen Tarifs eezy.nrw.“ 

„eezy.nrw ist nicht nur einfach zu handhaben, sondern auch besonders fair. Die Fahrgäste benötigen keinerlei Tarifkenntnisse mehr, die Abrechnung erfolgt nach Ende der Fahrt automatisch auf Basis der kürzesten Verbindung zwischen Start- und Zielpunkt: der Luftlinie“, erläuterte die VRS-Sprecherin. Die Fahrgäste müssten sich vorab nur in einer eezy.nrw-fähigen App registrieren. Auch die Westfalentarif-Sprecherin empfahl für längere Fahrten eezy.nrw.

Die rund 60.000 Einwohner zählende Stadt Euskirchen bei Bonn hatte vor gut einem Jahr zum 1. Juli 2024 ein sogenanntes City-Ticket eingeführt. Es koste weiterhin 2,00 Euro für Erwachsene und 1,00 Euro für Kinder, sagte ein Sprecher der Stadt auf dpa-Anfrage. Die Differenz zum Preis des regulären Einzeltickets (3,10 Euro/1,60 Euro) werde durch die Stadt Euskirchen finanziert. Das Klima und die Parkplatz-Situation in der Stadt Euskirchen sollen besser werden, hatten bei der Einführung die Stadt und der Verkehrsbetrieb erklärt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert