Mit Entwürfen für Parfümflakons wurde er weltberühmt. Doch Peter Schmidt hat auch eine Kirchentags-Kampagne und Bühnenbilder entworfen. Nun ist der Designer im Alter von 87 Jahren gestorben.
Er entwickelte ikonenhafte Parfümflakons für Jil Sander und Hugo Boss, gestaltete das Logo der Stadt Hamburg und des Hamburg Ballett. Alles in unverkennbarer Schlichtheit, Sachlichkeit und Eleganz. Dabei arbeitete Peter Schmidt auch immer wieder künstlerisch an Theatern, entwarf unter anderem Bühnenbilder für Hamburgs international renommierten Ballettchef John Neumeier („Tod in Venedig“, „Parzival“) sowie Kostüme.
Nun ist der mehrfach preisgekrönte Designer nach längerer Krankheit am Vormittag im Alter von 87 Jahren in einem Krankenhaus in Hamburg gestorben, wie sein langjähriger Lebenspartner Tobias Strauch der Deutschen Presse-Agentur sagte.
In Bayreuth geboren, zog es den Franken in den Norden
Seit 1967 lebte Schmidt in seiner Wahlheimat Hamburg. Zur Welt kam er am 10. Dezember 1937 allerdings in Bayreuth in Bayern. Nach seinem Studium an der Werkkunstschule Kassel in Hessen wechselte der Franke in den Norden, wo er 1972 gemeinsam mit Waltraut Bethge die Peter Schmidt Studios gründete. Die Marken- und Design-Agentur leitete er, bis er sie 2006 an den US-Werbekonzern BBDO verkaufte. Danach scharte Schmidt ein kleines junges Team um sich und firmierte allein unter seinem Namen.
„Seitdem mache ich nur noch Dinge, die mich selbst begeistern“, hatte Schmidt einst einmal der Nachrichtenagentur dpa gesagt. So habe er unentgeltlich Logos für die Berliner Charité, das Hamburger Hospiz Leuchtfeuer und das Hamburger Herzzentrum entworfen, die Ausstellungen „Vier mal leben“ und „Verstummte Stimmen“ über jüdische Künstler mitinitiiert. 2008 gestaltete er den Platz vor dem Ernst Deutsch Theater neu. Dabei gehe es ihm immer „um den Kern der Dinge, darum, zum Wesentlichen zurückzukehren und es sichtbar zu machen“.
Design von Kirchentags-Losung bis zum Bocksbeutel
Schmidts Schaffensdrang und Arbeitsgebiete zeichneten sich durch besondere Vielfalt aus. So erhielt seine „Form 2006“ für Arzberg Porzellan mehrere Auszeichnungen. Im Jahr 2007 übernahm er die Gestaltung des Festivals „Lamento“ in der NS-Gedenkstätte Neuengamme. Für den Deutschen Evangelischen Kirchentag konzipierte Schmidt 2013 um die Losung „Soviel Du brauchst“ eine Kampagne. Er entwickelte 2015 modernisierte Bocksbeutelflaschen für den Fränkischen Weinbauverband. Außerdem designte er weltweit Geschäfte und Restaurants sowie das Parkettfoyer der Hamburgischen Staatsoper.
Immer wieder gestaltete Schmidt Bücher und Zeitschriften wie „Architektur + Wohnen“ und das „Lufthansa Magazin“. In der Collection Rolf Heine erschienen die Bände „John Neumeier – In Bewegung“ und „Kolja Kleeberg – Das Kochbuch“. Derselbe Verlag veröffentlichte 2010 auch ein Buch über Schmidt, „Inszenierte Welten“, dessen Gestaltung er ebenfalls übernahm.
Laut seinem Lebenspartner hat Schmidt noch bis vor zwei Jahren als Designer gearbeitet und Bühnenbilder für das Ernst Deutsch Theater entworfen.
Vielfach ausgezeichneter Designer und Kunstliebhaber
Der Kunstsammler mit der asketisch sportlichen Figur war Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und hatte 2006 vom Hamburger Senat den Titel „Professor“ verliehen bekommen.
Seine bedeutende Sammlung asiatischer Kunst hatte der Feingeist bereits zu Lebzeiten größtenteils dem Museum für Kunst und Gewerbe in der Hansestadt geschenkt. Seine private Bibliothek vermachte er noch im vergangenen Jahr seiner Heimatstadt Bayreuth.
Sein Denken und Gestalten ereignete sich nach seinen Worten in Kategorien wie Wahrhaftigkeit, Reinheit, Angemessenheit und Anständigkeit. „Anständigkeit ist ein Wort gegen die Verrohung, die Sittenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Aggressionen, die heute zu erleben sind“, hatte Schmidt vor mehreren Jahren in einem „Welt am Sonntag“-Interview erklärt.