Mehr als 280 Millionen Euro hat Hamburgs größte Wohnungsgesellschaft Saga im vergangenen Jahr verdient – mehr als jemals zuvor. Künftig will sie 2.000 Wohnungen pro Jahr fertigstellen.
Trotz allgemeiner Baukrise und massiv steigender Kosten hat Hamburgs größte Wohnungsgesellschaft Saga im vergangenen Jahr mehr Geld verdient als je zuvor. Insgesamt fuhr das städtische Unternehmen einen Rekordgewinn nach Steuern in Höhe von rund 283,5 Millionen Euro ein. „Das liegt rund 100 Millionen Euro über dem Vorjahr und auch deutlich über dem Planwert“, sagte Vorstandschef Thomas Krebs bei der Präsentation der Jahreszahlen. Der Umsatz sank dagegen den Angaben zufolge leicht von rund 1,17 Milliarden Euro auf etwa 1,15 Milliarden Euro.
Saga verfügt über rund 140.000 Wohnungen
Deutschlands größter kommunaler Vermieter verfügt nach eigenen Angaben über rund 140.000 Wohnungen und etwa 1.400 Gewerbeobjekte. Mittelfristig sollen pro Jahr 2.000 Neubauwohnungen hinzukommen, wie Vorständin Snezana Michaelis sagte. Das ist doppelt so viel wie bislang geplant und mehr als viermal so viel wie tatsächlich im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde. Insgesamt meldete das Unternehmen für das vergangene Jahr 410 neue bezugsfertige Wohnungen. Zudem sei mit dem Bau von 787 neuen Wohnungen begonnen worden.
Für die Saga ist ein starker Neubaubereich ein Schlüssel zur Reduzierung der Wohnungsnot in der Hansestadt – und auch gut für das Unternehmen. Denn im vergangenen Jahr sei die Fluktuationsquote in den Mietwohnungen noch einmal von 4,8 auf 4,5 Prozent gefallen. Die Leerstandsquote wiederum lag im Jahresmittel bei nur 0,3 Prozent. Michaelis nannte die Werte historisch niedrig. „Was die Wohnungswirtschaft eigentlich als gesund erachtet für eine kontinuierliche Bewirtschaftung ihrer Bestände, ist einmal eine Fluktuation von zehn Prozent und zum zweiten einen Leerstand von ungefähr drei Prozent.“
Durchschnittliche Nettokaltmiete 7,46 Euro pro Quadratmeter
Die Saga bietet überwiegend relativ günstige Wohnungen an. So lag die durchschnittliche monatliche Nettokaltmiete den Angaben zufolge bei 7,46 Euro pro Quadratmeter – und damit nur knapp über der Eingangsmiete für den öffentlich-geförderten Wohnungsbau von derzeit 7,25 Euro pro Quadratmeter und deutlich unter dem Mittelwert des Mietenspiegels von 2023 mit 9,83 Euro je Quadratmeter. Sorge bereiten Krebs jedoch die Nebenkosten.
„Das gefällt uns überhaupt nicht und das halten wir für hochdramatisch“, sagte der Saga-Chef. Denn es nütze wenig, sich etwa beim geförderten Wohnungsbau über eine Eingangsmiete von 7,25 Euro zu freuen, wenn dann noch mal 4 oder 4,50 Euro warme Nebenkosten dazukommen. Krebs wies aber auch darauf hin, dass die Saga diese Faktoren, etwa den Anstieg der Fernwärmekosten um ein Drittel, nicht beeinflussen könne. „Wir können das nur weitergeben.“
Saga will künftig 700 Millionen Euro pro Jahr investieren
Das Investitionsvolumen für die Pflege und Entwicklung des Wohnungsbestands, den Bau neuer Wohnungen, den Ankauf von Grundstücken und die Projektentwicklung bezifferte Krebs für 2024 auf rund 570 Millionen Euro. Mittelfristig sollen es 700 Millionen Euro sein. Nach wie vor laufe seit der Jahreswende 2022/2023 ein 1,3 Milliarden Euro schweres Ankaufpaket mit Projektentwicklungen und Grundstücken für rund 3.500 Wohnungen. Für weitere 2.000 Wohnungen liefen konkrete Gespräche.
Die Saga profitiere da derzeit quasi als Kriegsgewinnler von der geplatzten Immobilienblase, sagte Krebs. „Wir kriegen unverändert viele Angebote, unverändert viele Anfragen.“ Darunter seien auch etliche bekannte, große Projektentwickler und Bauunternehmen, die sich von dem einen oder anderen Projekt trennen wollen. „Im Moment läuft das für uns extrem gut“, sagte Krebs.
Krebs: Ziel wäre ein Maximum an bezahlbarem Wohnraum
Zum seit Jahren brachliegenden Holsten-Areal in Hamburg-Altona wollte sich Krebs nicht konkret äußern, machte aber deutlich, dass die Saga im Falle eines Zuschlags bei der geplanten Bebauung nachverhandeln wolle. „Mein Wunsch als Saga wäre natürlich ein Maximum an bezahlbarem Wohnraum. Das würde ich gerne verhandeln wollen und durchsetzen, wenn das irgendwie geht.“ Die Saga und der Immobilienentwickler Quantum verhandeln derzeit exklusiv mit der Adler Group als Eigentümerin über eine Übernahme des rund 86.000 Quadratmeter großen Geländes der ehemaligen Holsten-Brauerei.
Trotz des Rekordgewinns machte Krebs keine Hoffnung auf die Erfüllung der in einem langen Anwohner- und Initiativenverfahren entwickelten Wünsche beim ebenfalls seit Jahren brachliegenden Paloma-Viertel in St. Pauli. „Alles, was wir tun, setzen wir immer um mit einer gebotenen Mindestrentabilität“, sagte Krebs. Täte die Saga das nicht, „dann hätten wir (…) wie bei vielen Wohnungsunternehmen und bei vielen Investoren jetzt einen Stillstand und möglicherweise massivste wirtschaftliche Probleme“.
Saga-Pläne weichen beim Paloma-Viertel von Anwohnerideen ab
Mitte November vergangenen Jahres hatten sich die Saga und Quantum mit der Bayerische Hausbau auf die Übernahme des Paloma-Viertels und die ebenfalls seit Jahren brachliegende Fläche am Spielbudenplatz in Hamburg St. Pauli verständigt. Allerdings weichen deren Pläne zur Überraschung und zum Ärger vieler Anwohner deutlich von den Ideen ab, die in einem viel beachteten Beteiligungsmodell von Interessenvertretern und der Nachbarschaft entwickelt worden waren.