Der Leipziger Straßenbahnbauer Heiterblick gerät weiter unter Druck. Nach einem Produktionsstopp beim Zulieferer Alstom drohen Verzögerungen im XXL-Projekt.
Die wirtschaftliche Krise beim Leipziger Straßenbahnbauer Heiterblick spitzt sich weiter zu. Nachdem das Unternehmen Anfang Juli offiziell in ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung überführt wurde, hat der zentrale Zulieferer Alstom die Produktion von Wagenkästen gestoppt. „Die Produktion von Wagenkästen wurde gestoppt, weil zentrale Vertragsbestandteile seitens Heiterblick nicht erfüllt werden“, teilte Alstom mit. Zuvor hatten die „Sächsische Zeitung“ und die „Leipziger Volkszeitung“ darüber berichtet.
Alstom teilte weiter mit: „Laut Vertrag liefert Alstom die Wagenkästen für 25 Straßenbahnen für die Stadt Leipzig.“ Drei Wagenkästen seien bislang an Heiterblick übergeben worden. Welche Vertragsbestandteile konkret betroffen sind, ließ das Unternehmen offen.
Hoffnung auf Zusammenarbeit trotz Krisenmodus
Heiterblick bestätigte, dass Vertragsgespräche mit Alstom laufen, die jedoch nicht öffentlich kommentiert würden. „Heiterblick ist an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Alstom interessiert und hält sich im Rahmen der insolvenzrechtlichen Vorgaben an seine Verpflichtungen“, sagte ein Sprecher. Man gehe davon aus, dass das auch für Alstom gilt.
Trotz der schwierigen Lage laufe die Produktion weiter. „Die Arbeiten an den Fahrzeugen für alle Aufträge ebenso“, so der Sprecher. Wegen Verzögerungen bei der Belieferung und Finanzierung werde jedoch mit Kurzarbeit geplant.
LVB setzen auf Fortsetzung des XXL-Projekts
Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB), die mit Heiterblick an einem Großprojekt zur Lieferung neuer XXL-Straßenbahnen beteiligt sind, äußerten sich zurückhaltend. „Verzögerungen sind in der aktuellen Situation unvermeidlich“, erklärte ein Sprecher. Sie erhöhten die wirtschaftlichen Risiken in ohnehin herausfordernden Zeiten. Die LVB seien in den Prozess eingebunden und setzten gemeinsam mit Stadt und Land auf eine Fortführung. Die eigene Bestellung sei dabei ein wichtiger Baustein für eine Lösung und für Investoreninteresse.
Freistaat will Branche stützen
Das sächsische Wirtschaftsministerium bestätigte, dass Alstom die Lieferung vorerst gestoppt, aber nicht endgültig beendet habe. „Der Insolvenzantrag bietet dem Unternehmen vielfältige Möglichkeiten zur umfassenden Konsolidierung und Neuausrichtung“, hieß es vom Ministerium. Heiterblick werde durch das Beratungszentrum Konsolidierung der Sächsischen Aufbaubank unterstützt.
Man stehe im engen Austausch mit dem Unternehmen und unterstütze „seit Monaten aktiv bei der Suche nach einer neuen finanziellen Zukunft und Eigentümerstruktur“. Aus industriepolitischer Sicht habe der Freistaat ein hohes Interesse am Erhalt des sächsischen Straßenbahnbaus.
Heiterblick hatte im April Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das Amtsgericht Leipzig eröffnete das Verfahren Anfang Juli offiziell.