Über 100 Menschen kommen im Gedenken an die getötete Rahma aus Algerien zusammen. Als Tatverdächtiger in U-Haft sitzt ein Nachbar der jungen Frau, die eine Ausbildung in Deutschland machen wollte.
Sie lebte nur zwei Jahre in Deutschland und wurde mutmaßlich von einem Nachbarn erstochen: Mehr als 100 Menschen haben in Hannover bei einer Kundgebung gegen Femizide um die 26-jährige Rahma aus Algerien getrauert. Die junge Frau arbeitete in einem Krankenhaus und wollte eine Ausbildung zur Krankenpflegerin machen. Am 4. Juli alarmierten Nachbarn aus dem Mehrfamilienhaus in Arnum bei Hannover die Polizei, als sie Hilfeschreie aus dem Treppenhaus hörten.
Die Rettungskräfte konnten nur noch den Tod der 26-Jährigen feststellen. In Untersuchungshaft sitzt ein 31 Jahre alter Deutscher, der in demselben Haus wie Rahma wohnte. Die Hintergründe seien noch unklar, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover. Wie die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ berichtete, soll der Verdächtige laut Anwohnern schon früher mehrfach versucht haben, in die Wohnung von Rahma einzudringen.
Gegen den 31-Jährigen wird wegen eines Tötungsdelikts ermittelt. Die Frau sei durch mehrere Stiche in den Oberkörper getötet worden, sagte der Staatsanwalt. „Ein Stich ging ins Herz.“
Kollegen sammeln Spenden für Eltern der Getöteten
Ein Sprecher des Arbeitgebers der 26-Jährigen teilte mit: „Die Nachricht vom überraschenden Tod einer Kollegin aus dem KRH Klinikum Siloah hat uns alle, vor allem aber die direkten Kolleginnen und Kollegen, zutiefst bestürzt. Unsere Anteilnahme gilt der Familie und den Angehörigen.“ Als Zeichen der Solidarität und Verbundenheit hätten die Kolleginnen und Kollegen Spenden gesammelt, die den Eltern übergeben werden.
Die Kundgebung in der Innenstadt organisierte das Netzwerk gegen Femizide Hannover. Als Femizide werden Gewaltverbrechen bezeichnet, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden. Fast täglich wird in Deutschland eine Frau umgebracht. Laut Bundesinnenministerium werden knapp 69 Prozent dieser Taten der häuslichen Gewalt zugeordnet – die Täter sind also in der Regel Partner oder Ex-Partner.
Im Fall der erstochenen 26-Jährigen wird im Internet über ein mögliches rassistisches oder islamfeindliches Motiv diskutiert. Ein Foto zeigt die junge Frau lächelnd mit Krankenhauskittel und Kopftuch. Vor der Kundgebung hatte es ein Gebet in einer Moschee gegeben, an dem laut „HAZ“ auch der algerische Botschafter in Berlin teilnahm. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist der tatverdächtige Deutsche nicht vorbestraft.