Jimi Blue Ochsenknecht lebte in Saus und Braus, nun sitzt er im Gefangenentransport nach Österreich. Ziel: die Justizanstalt Innsbruck. Ein Knast mit Vergangenheit.
Jimi Blue Ochsenknecht macht derzeit eine Knast-Tour durch Deutschland. Der Promi-Sohn, der vor über zwei Wochen am Hamburger Flughafen mit einem internationalen Haftbefehl verhaftet wurde, wird derzeit von der Hamburger Justiz nach Österreich ausgeliefert. Hierfür sitzt der 33-Jährige in einem Bus mit anderen, zum Teil offenbar bereits verurteilten Straftätern und legt zahlreiche Stationen ein. Das Ziel der Knacki-Tour soll die Justizanstalt (JA) Innsbruck sein (lesen Sie hier, warum der Transport so lange dauert).
Ein Gefängnis, das – zumindest bis vor einigen Jahren – einen berüchtigten Ruf hatte. Ein Bericht der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ zeichnete 2021 ein erschreckendes Bild. Damals berichteten 82 Prozent der Insassen von Gewalterfahrungen. Der Durchschnitt in österreichischen Gefängnissen lag zu dem Zeitpunkt bei 72 Prozent. Die Angaben gehen zurück auf eine Studie, die von Veronika Hofinger und Andrea Fritsche vom Institut für angewandte Rechts- und Kriminalsoziologie durchgeführt wurde. Ein Drittel der Innsbrucker Insassen warfen der Anstaltsleitung damals vor, dass beim Betätigen des Alarms in der Zelle viel zu langsam reagiert werde. Viele der damals befragten Gefangenen sagten, dass sie Stress und Anspannung während ihrer Haft in der JA Innsbruck empfänden.
Hier muss Jimi Blue Ochsenknecht einsitzen
„Die Bandbreite der Erfahrungen, die uns Befragte erzählt haben, reicht von leichteren Formen psychischer Gewalt, wie aggressivem Anschreien, über Tritte und Schläge bis hin zu Vergewaltigung“, sagte Studienleiterin Hofinger über den Zustand in österreichischen Gefängnissen. Weiteres Ergebnis der Studie: Gerade bei jüngeren Häftlingen sei damals die Wahrscheinlichkeit höher gewesen, Opfer psychischer oder körperlicher Gewalt zu werden.
Zum damaligen Zeitpunkt soll in der JA Innsbruck zudem gegen das seit 1975 in Österreich geltende Recht auf Einzelhaft für Untersuchungshäftlinge verstoßen worden sein. Dem Bericht des „Standard“ zufolge fehlte es damals vielerorts – und insbesondere in Innsbruck – an den baulichen Voraussetzungen. „In der Realität werden sie zu dritt oder zu viert untergebracht“, wird der Gewerkschafter Martin Schöpf in der Zeitung zitiert.
Im Jahr 2023 erhob zudem ein ehemaliger Häftling der Justizanstalt Innsbruck in der „Kronen Zeitung“ schwere Vorwürfe gegen eine Justizwache-Beamtin, die seiner Aussage zufolge die Gefangenen psychisch misshandelt habe. Die Beamtin habe etwa das warme Wasser in den Duschen abgedreht, den Strom in den Zellen abgeschaltet und Fernsehgeräte entfernt, um gezielt „Stress zu erzeugen“, berichtete der Mann, der wegen eines Wirtschaftsdelikts drei Jahre in der Haftanstalt verbracht hatte.
Österreichisches Bundesministerium für Justiz bezieht Stellung
Auf Nachfrage des stern beim österreichischen Justizministerium heißt es von Ressortmediensprecherin Sina Bründler-Lerner, die Berichte seien älter und hätten zur Verbesserung der Haftbedingungen geführt. Ferner beteuert sie: „Die Aus- und Fortbildung der Justizwache in Österreich wird kontinuierlich weiterentwickelt, um den wachsenden Anforderungen im Justizvollzug gerecht zu werden.“
Ob sich die Zustände der JA Innsbruck in den vergangenen Jahren tatsächlich gebessert haben, wird Jimi Blue Ochsenknecht bald am eigenen Leib zu spüren bekommen. Immerhin wird er nicht der einzige prominente Insasse sein: Auch der frühere österreichische Finanzminister Karl-Heinz Grasser sitzt in Innsbruck ein. Einem Bericht der „Krone“ zufolge fühle er sich „pudelwohl“.
Quellen: Puls24, Der Standard, Universität Innsbruck, Krone, Unser Tirol 24, Bild