Flaggen-Diskussion: Warum die Regenbogenfahne so wichtig für queere Menschen ist

Die Frage, wo die Regenbogenfahne gehisst werden sollte und wo nicht, sorgt dieses Jahr für Diskussionen. Dabei wurde die Flagge einst kreiert, um Menschen zusammenzubringen.

Soll sie am Bundestag wehen oder nicht? Bundestagspräsidentin Julia Klöckner will die Regenbogenfahne zum Christopher Street Day in Berlin nicht hissen lassen, und Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte dazu: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt“, auf das man beliebig Fahnen hisse. Seitdem diskutiert Deutschland über die Pride-Flagge.

Die Regenbogenfahne ist das Symbol einer ganzen Gemeinschaft, einer Haltung, einer Idee von Gerechtigkeit und Freiheit: Sie ist immer dabei, wenn queere Menschen demonstrieren, sie ist verwoben mit dem jahrzehntelangen Ringen um Gleichberechtigung und Akzeptanz in der Gesellschaft, gegen Diskriminierung und Gewalt. Ein Zeichen, das Menschen weltweit zusammenbringt – und zusammenhält.

Doch was hat die Regenbogenfahne überhaupt mit der LGBTQIA+-Gemeinschaft zu tun? Warum ist sie für queere Menschen so wichtig? Vermutlich hätte sie nie jene Bedeutung erreicht, wenn Menschen sie in den 1970er-Jahren nicht in San Francisco für sich entdeckt hätten.

Amerikas „Kreuzzug“ gegen Schwule

Die liberale Metropole an der Westküste von Nordamerika, zuvor schon das Zentrum der Hippies, ist in jenen Tagen die US-Hauptstadt der Homosexuellen. 140 000 Schwule, schätzt die Polizei, leben hier, ein Fünftel der Bevölkerung. Es ist eine Zeit, in der eine Welle des Hasses Homosexuelle und trans* Personen in den USA überzieht.

Die Sängerin Anita Bryant ruft zu einem „Kreuzzug“ gegen Schwule auf und sorgt mit ihrer groß angelegten Kampagne „Rettet unsere Kinder“ und Unterstützung aus evangelikalen Kreisen dafür, dass Anti-Diskriminierungsverordnungen gegenüber queeren Menschen wieder zurückgenommen werden.

In Kalifornien fordern konservative Politiker*innen sogar, schwulen und lesbischen Lehrer*innen das Unterrichten zu verbieten, weil sie Schüler*innen verführen würden. 1977 existieren noch in 33 von 51 US-Bundesstaaten „Sodomiegesetze“, die homosexuelle Handlungen für illegal erklären (aber zum Beispiel auch Oral- und Analverkehr zwischen heterosexuellen Paaren). Dagegen formiert sich in San Francisco die Schwulen- und Lesbenbewegung.

Eine*r ihrer Aktivist*innen: der Künstler Gilbert Baker (1951–2017), bekannt für seine Auftritte als Dragqueen und seine selbst geschneiderten Kostüme. Ihn betrauen die Organisator*innen der „Gay Freedom Parade“ 1978 mit einer Mission, die Baker zu einer Ikone machen wird: Er soll ein neues Symbol für die Schwulen- und Lesbenbewegung entwerfen.

Kampf gegen Diskriminierung und Hass: Auf der „Gay Freedom Parade“ in San Francisco protestieren 1978 Hunderte Menschen für Gleichberechtigung. Die Metropole ist der Geburtsort der Regenbogenfahne
© picture alliance / AP

Zwar haben Lesben und Schwule bereits ein gemeinsames Zeichen – den Rosa Winkel –, doch der ist ein Sinnbild der Homosexuellenverfolgung. Mit diesem farbigen Dreieck hatten die Nazis – analog zum „Judenstern“ – Schwule gekennzeichnet und Tausende in Konzentrationslager deportiert.

Der Rosa Winkel, ein Zeichen des Todes, stilisiert Homosexuelle zu Opfern. „Wir alle fühlten, dass wir ein positives Zeichen brauchten, eines, das unsere Liebe feiert“, wird Gilbert Baker rückblickend in seinen Memoiren „Rainbow Warrior“ schreiben.

Der Künstler will kein Logo entwerfen, keinen Schriftzug, kein einfaches Emblem, sondern: eine Fahne. „Um Macht zu beanspruchen“, erklärt Baker. Wie eine Nation. Die Idee für den Regenbogen kommt ihm auf einer Party, auf der pinkhaarige Punks, Lesben in blauen Jeans, Schwule in Lederhosen und langhaarige Hippies im LSD-Rausch feiern und – so schildert es der Künstler – in seinen Augen zu einem Regenbogen verschmelzen.

Die Regenbogenfahne geht auf Gilbert Baker zurückt

„Unser Job als schwule Aktivisten war es, hinauszugehen, sichtbar zu sein, in Aufrichtigkeit zu leben“, so Baker. Die Flagge sollte zeigen: „Das ist es, wer ich bin!“ Stolz statt Opferstatus, Aufbruch statt Resignation, sich in der Öffentlichkeit zeigen statt sich zu verstecken.

Mit 30 Freiwilligen färbt Baker in einer Galerie mehrere Tausend Meter Baumwoll-Stoffreste und näht sie zusammen. Am 25. Juni 1978 hängen die Aktivist*innen unübersehbar zwei riesige Flaggen am United Nations Plaza mitten in San Francisco auf: die Regenbogenfahne und eine an die US-amerikanische Flagge angelehnte Variante mit Sternen.

Acht Farben zieren Bakers ursprüngliche Flagge, jede hat eine Bedeutung: Pink steht für Sexualität, Rot für das Leben, Orange für Heilung, Gelb für die Sonne, Grün für Natur, Türkis für Kunst und Magie, Blau für Harmonie und Lila steht für Spiritualität.

In San Francisco wird Bakers Kreation schnell zum gefragten Massenartikel, und da die Herstellung pinker Farbe damals teuer ist, verschwindet sie von der Flagge. Kurz darauf wird auch Türkis gestrichen, damit die Fahne eine gerade Zahl an Streifen – sechs – hat und für Paraden in zwei Hälften geteilt werden kann.

„Erfinder der Regenbogenfahne“: Der Künstler und Aktivist Gilbert Baker (1951–2017; hier auf einem Foto von 2003) hat die bunte Flagge kreiert
© picture-alliance / dpa | Andy Newman

Bakers Regenbogenfahne ist fortan das unübersehbare LGBTQIA+-Symbol für den Kampf für Gleichberechtigung, lange Zeit aber auf die USA beschränkt. Das ändert sich 1994: Mittlerweile haben die meisten US-Bundesstaaten ihre „Sodomiegesetze“ abgeschafft oder gemildert. Lesben und Schwule dürfen nun etwa in der Armee dienen (solange sie sich nicht öffentlich als homosexuell bekennen), vier Jahre zuvor hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität als psychische Krankheit aberkannt („Transsexualität“ wird erst 2018 folgen).

Am 26. Juni 1994 feiert New York das 25. Jubiläum der „Stonewall-Unruhen“, jener Proteste, bei denen Lesben, Schwule, Bisexuelle und trans* Personen in der Christopher Street tagelang gegen Polizeigewalt und Schikane protestiert haben. Ein Aufstand, an den der Christopher Street Day (CSD) bis heute erinnert.

Zum Jubiläum fertigt Baker eine gigantische Regenbogenflagge an: eine Meile, rund 1,6 Kilometer, ist sie lang. Die Bilder der bunten Fahne, die sich – getragen von 5000 Menschen – durch New Yorks Häuserschluchten schlängelt, gehen um die Welt. Und damit auch die Fahne selbst.

„Ab Mitte der 1990er-Jahre hat sich die Regenbogenfahne als transnationales Symbol etabliert“, sagt Markus Ulrich vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) in Deutschland. „Egal ob in den USA, Chile, Südafrika, Australien oder eben Deutschland: LGBTQIA+-Personen erkennen dieses Zeichen, und das stiftet eine kollektive Identität.“

Gigantische Regenbogen: Zum New Yorker „Pride March“ 1994 schlängelte sich eine 1,6 Kilometer lange Regenbogenfahne durch die Häuserschluchten. Die Bilder gingen um die Welt und machten die Flagge international bekannt
© picture alliance / Photoshot

Die sechs bunten Streifen schaffen eine Verbindung zwischen Menschen, die sich nicht kennen – ganz ohne Worte. Es ist eine Dynamik, die auch das Selbstbewusstsein der LGBTQIA+-Gemeinschaft stärkt: „Überall auf der Welt galten und gelten bis heute queere Identitäten und Lebensweisen als nicht gleichwertig oder sogar falsch“, sagt Ulrich. „Das von der Regenbogenflagge geförderte Gemeinschaftsgefühl entwirft das Gegenbild zu dieser öffentlichen Beschämung, nämlich Stolz.“ Genau das, was der „Erfinder“ der Regenbogenfahne, Gilbert Baker, beabsichtigt hatte.

Wohl auch deshalb verbreitet sich die Regenbogenfahne, ausgehend von den CSD-Paraden, immer weiter in der Öffentlichkeit. Immer häufiger zeigen Menschen, dass sie „Allys“ sind – also für die Rechte von LGBTQIA+ eintreten wollen, sie willkommen heißen, obwohl sie sich ihnen nicht zugehörig fühlen.

Cafés und Kneipen, Restaurants, Buchläden und Kleidungsgeschäfte versehen ihre Eingänge mit den bunten Flaggen. Mit Signalwirkung: „Wenn queere Menschen ein Café mit einer Regenbogenfahne betreten, wissen sie: Hier müssen sie sich nicht verstecken“, sagt Nicole Schaening vom Verein Hamburg Pride, dem Veranstalter des CSD in der Hansestadt. Es sind „sichere“ Zonen. Hier sollen queere Paare so vertraut miteinander umgehen können, wie das für heterosexuelle Paare überall möglich ist.

Die Regenbogenfahne verhilft der LGBTQIA+-Gemeinschaft aber auch in der Öffentlichkeit zu mehr Sichtbarkeit. „Wir sind nur eine gesellschaftliche Minderheit, aber wenn bei einem CSD Hunderttausende Teilnehmer*innen diese Flagge schwenken, dann werden wir wahrgenommen“, sagt Schaening. Ganz nach dem Motto: „Gewöhnlich wird es nur, wenn sich die Gesellschaft an uns gewöhnt.“

Mittlerweile haben sich CSD-Demonstrationen zu Massenveranstaltungen entwickelt, an denen queere und heterosexuelle Menschen, verschiedene Bevölkerungsgruppen und Altersklassen zusammenkommen und über die Medien deutschlandweit berichten.

„Pink Washing“: Wenn die Regenbogenfahnen zu Image-Zwecken missbraucht werden

Die Regenbogenfahne ist längst weit darüber hinaus von Bedeutung, etwa in der Politik: 1996 wehen in den Berliner Bezirken Kreuzberg, Tiergarten und Schöneberg zum ersten Mal Regenbogenfahnen an Rathäusern, damals ein Skandal.

Heute ist das Flaggehissen an vielen öffentlichen Gebäuden während der „Pride Week“ üblich – einer Woche mit vielfältigen Veranstaltungen, die vielerorts rund um den CSD organisiert wird. „Damit signalisiert eine Stadt allen Einwohner*innen: Wir wollen ein Ort sein, in dem Menschen so leben können, wie sie sind“, sagt Markus Ulrich vom LSVD.

Oder beim Sport: Als das ungarische Parlament 2021 ein homo- und trans*feindliches Gesetz verabschiedet, wird die Frage, ob bei der Fußball-EM Stadien in den LGBTQIA+-Farben illuminiert werden dürfen, zum Politikum. „Da haben auch ungezählte heterosexuelle Menschen als Zeichen der Verbundenheit Regenbogenfahnen geschwenkt“, sagt Schaening. „Plötzlich stand diese Fahne nicht mehr nur für uns, sondern allgemein für Offenheit, Menschenrechte und Demokratie.“

Auch in der Wirtschaft ist die Flagge mittlerweile allerorten: Viele Unternehmen schmücken während der Pride Week Konzernzentralen mit Regenbogenfahnen, färben Logos bunt ein oder lassen auf der Parade eigene Trucks auffahren, um sich modern und fortschrittlich zu präsentieren.

Aber: „Wer sich mit der Fahne schmückt, geht eine Verpflichtung ein“, sagt Schaening. Natürlich bestehe die Gefahr, dass die Regenbogen zu Image-Zwecken missbraucht würden. „Pink Washing“ heißt das Phänomen.

Deshalb gibt es den unabhängigen „Pride Index“, welcher untersucht, wie LGBTQIA+-freundlich Unternehmen und Organisationen in Deutschland wirklich sind. Dazu zählt beispielsweise, ob die Firma Ansprechpersonen für den Coming-out-Prozess organisiert, ob sie queere Veranstaltungen sponsert oder ob es ein LGBTQIA+-Netzwerk für Mitarbeitende gibt.

Sind all die Regenbogenfahnen heute noch notwendig? „Immer wieder heißt es, dass wir doch alles erreicht hätten“, sagt Schaening. „Aber auch heute noch ist es wichtig, Flagge zu zeigen.“

Zwar beschließt der Bundestag 2017 die „Ehe für Alle“ – dafür hatte die LGBTQIA+-Gemeinschaft fast drei Jahrzehnte lang gekämpft. Doch: Queere Menschen sind weit davon entfernt, in Deutschland angstfrei, diskriminierungsfrei und gleichberechtigt leben zu können. Jeder dritte Mann und jede fünfte Frau empfindet laut einer repräsentativen Umfrage den öffentlichen Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Männern als unangenehm.

Mehr als zwölf Prozent der Arbeitnehmer*innen verspüren ein Unwohlsein, wenn sie erfahren, dass ihr Arbeitskollege schwul ist. Wohl auch deshalb outen sich nur ein Drittel der queeren Arbeitnehmer*innen im Job, rund jeder fünfte befürchtet nach einem Coming-out einen Karriereknick.

„Queere Menschen stecken in einem lebenslangen Coming-out-Prozess“, sagt Nicole Schaening. „Ob bei Geschäftsessen, Betriebsfeiern oder einfach beim Smalltalk: Immer wird erwartet, dass wir eine heterosexuelle Beziehung führen.“ Deshalb verspürten queere Menschen häufig Druck, sich erklären oder rechtfertigen zu müssen.

Prügelattacken gegen LGBTQIA+, auch in Deutschland

Die katholische Kirche in Deutschland diskriminiert queere Menschen sogar offiziell: Ihrem Katechismus gemäß würden homosexuelle Handlungen gegen das „natürliche Gesetz“ verstoßen. Queere Mitarbeitende müssen in der Angst leben, im Falle eines Outings ihren Job zu verlieren und verheimlichen ihr Privatleben deshalb oftmals.

Um darauf aufmerksam zu machen, haben sich 125 Angestellte der Kirche – darunter Priester, Gemeindereferent*innen, Religionslehrende, Kindergärtner*innen und Sozialarbeiter*innen – im Januar 2022 an der beispiellosen Kampagne „#OutInChurch“ beteiligt und sich öffentlich dazu bekannt, queer zu sein. Mehr noch: In einem Manifest prangern sie die Angstkultur in der Kirche an und fordern ein Ende der Diffamierung.

Queere Menschen sind aber auch häufiger verbaler oder körperlicher Gewalt ausgesetzt: Immer wieder machen Prügelattacken gegen LGBTQIA+ Schlagzeilen, etwa in Berlin und Hamburg. 2024 wurden bundesweit rund 1770 hassmotivierte Straftaten gegenüber queeren Menschen polizeilich gemeldet, ein neuer Höchststand. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent der Angriffe aus Scham gar nicht angezeigt werden.

Hass und Gewalt treffen vor allem trans* Menschen: Jede*r Fünfte wurde in den letzten fünf Jahren mindestens einmal angegriffen, weil er*sie trans* ist – meist auf der Straße, im Bus oder in der Bahn.

In Deutschland bekennt sich die Politik öffentlich zur Unterstützung von LGBTQIA+: Auch in öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern (hier in Hamburg) werden Regenbogenfahnen gehisst
© picture alliance / dpa | Daniel Bockwoldt

„Das alles führt dazu, dass queere Menschen Vermeidungsstrategien fahren“, sagt Markus Ulrich. Er meint damit: Sie versuchen, im öffentlichen Raum nicht als die Person wahrgenommen zu werden, die sie eigentlich sind. Sondern als heterosexuell oder cis. „Beobachten Sie doch mal am Bahnhof, wie sich heterosexuelle Paare voneinander verabschieden und wie queere“, sagt Ulrich. „Sie werden feststellen, dass Küsse und Umarmungen bei LGBTQIA+-Paaren deutlich flüchtiger und weniger unbeschwert ausfallen.“ Aus Furcht vor abwertenden Blicken, Beschimpfungen, einem öffentlichen Outing.

Deshalb fordern queere Vereine seit Langem, etwa den Artikel 3 des Grundgesetzes zu ergänzen. Dieser erklärt bisher, niemand dürfe „wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden“. Die sexuelle und geschlechtliche Identität dagegen wird bislang nicht genannt.

In zwölf Ländern droht queeren Menschen die Todesstrafe

Weltweit verfolgen mehr als 60 UN-Mitgliedsstaaten Homosexualität strafrechtlich, ahnden gleichgeschlechtliche Handlungen mit Geld- und Gefängnisstrafen oder psychiatrischen „Heilungen“. 2021 verurteilt ein Gericht in Kuwait gar eine trans* Frau zu zwei Jahren Haft – wegen „Nachahmung des anderen Geschlechts“. In zwölf Ländern der UN droht queeren Menschen die Todesstrafe. Allein in Iran und Saudi-Arabien wurden zwischen 2015 und 2020 mindestens elf schwule Männer hingerichtet. Zuletzt hat Uganda die Todesstrafe für „schwere Homosexualität“ eingeführt.

Neben dieser Verfolgung vonseiten des Staates trifft queere Menschen oftmals gesellschaftlicher Hass: Mindestens 350 trans*- und genderdiverse Personen wurden zwischen Oktober 2023 und September 2024 weltweit getötet. Nur, weil sie „anders“ als die gesellschaftliche Mehrheit waren.

„Wir zeigen in Deutschland auch für alle Menschen Flagge, die in ihren Ländern eben nicht frei leben können“, sagt Nicole Schaening. So nehmen an CSD-Demonstrationen wie in Hamburg Gruppen von Geflüchteten teil, prangern Protestierende mit Plakaten die Diskriminierung queerer Menschen in ihren Heimatländern an. Der Regenbogen soll über Staatsgrenzen hinweg wirken.

Doch noch etwas treibt queere Vereine an. „Es gibt keine Garantie dafür, dass das bisher Erreichte bestehen bleibt“, sagt Markus Ulrich. Rechte Parteien etwa agitieren auch hierzulande gegen Regenbogenfamilien und staatliche finanzielle Unterstützung für queere Projekte.

Die Vielfalt von Sexualität und Geschlecht wollen sie aus dem Schulunterricht verbannen. Zum Internationalen Frauentag 2022 behauptet eine AfD-Politikerin öffentlich im Bundestag, die trans* Abgeordnete Tessa Ganserer von den Grünen sei „biologisch und juristisch ein Mann“, und spricht ihr damit das Selbstbestimmungsrecht ab.

„Alles, was wir bis jetzt erreicht haben, ist ein brüchiger Konsens“, sagt Ulrich. Auch deshalb gehen Menschen weiter für die Rechte und die Akzeptanz von LGBTQIA+ auf die Straße. Sie wollen sichtbar sein, auch mit der Regenbogenfahne: dem Zeichen für Vielfalt, für Stolz, Stärke und Zusammengehörigkeit.

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