Der sogenannte Kölner Drogenkrieg beschäftigt die Öffentlichkeit der viertgrößten deutschen Stadt seit etwa einem Jahr. Nun erging ein erster Schuldspruch.
Das Landgericht Köln hat im Tatkomplex „Kölner Drogenkrieg“ ein erstes Urteil gesprochen. Ein 30 Jahre alter Mann wurde wegen Beihilfe zur Geiselnahme sowie Verstößen gegen das Waffengesetz zu vier Jahren Haft verurteilt. Das Gericht zeigte sich davon überzeugt, dass der Angeklagte im Juli 2024 eine große Menge Geld – vermutlich 250.000 Euro – sowie drei scharfe Pistolen an Mitglieder einer Drogenbande aus Köln-Kalk übergeben hatte. Wenig später seien Geld und Waffen bei der Geiselnahme eines Pärchens in Bochum eingesetzt worden. Das Paar sei dann von weiteren Beschuldigten in ein Haus in Köln-Rodenkirchen gebracht und dort in einem Kellerraum über Stunden gefoltert worden, ehe Spezialkräfte der Polizei es befreien konnten.
Nur der kleinste Fisch der Bande
Hintergrund der Geiselnahme sei der Ende Juni 2024 in einer Lagerhalle in Hürth bei Köln erfolgte Raub von 350 Kilogramm Marihuana gewesen, hieß es in der Urteilsbegründung. Mit der Geiselnahme habe die Kalker Gruppierung den Bruder der männlichen Geisel unter Druck setzen wollen, den sie hinter dem Marihuana-Raub wähnte und von dem sie die Rückgabe des Stoffs oder eine finanzielle Kompensation in Höhe von 1,5 Millionen Euro erpressen wollten.
„Wir haben hier den kleinsten Fisch der Gruppierung“, zeigte sich der Vorsitzende Richter Alexander Fühling überzeugt. Obwohl der Angeklagte nur eine „Randfigur in der Kalker Gruppierung“ gewesen sei, sei er für den Kopf der Bande jedoch so vertrauenswürdig gewesen, dass er ihm „sehr, sehr viel Geld“ und Waffen zur Übergabe an die später ausführenden Geiselnehmer überlassen habe. Auch zeigte sich das Gericht überzeugt, dass der Angeklagte, entgegen seiner Angaben im Prozess, von der geplanten Geiselnahme gewusst habe.
Neben dem 30-Jährigen stehen aktuell in zwei weiteren Prozessen zum „Kölner Drogenkrieg“ noch sechs Männer vor Gericht – drei wegen einer anderen Geiselnahme und drei wegen illegalen Drogenbesitzes. Weitere Prozesse zu dem Tatkomplex sollen noch in diesem Jahr folgen.