Jahrhunderthochwasser könnten in Baden-Württemberg Zehntausende Menschen treffen. Wie die DUH das Risiko einschätzt und was sie von der Politik verlangt.
Baden-Württemberg zählt laut einer Analyse der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zu den Bundesländern mit dem höchsten Schadenspotenzial durch Jahrhunderthochwasser. Der Verein hat aus Daten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherer und der Bundesanstalt für Gewässerkunde einen Hochwasser-Risikograd errechnet. Dieser ist unter den Ländern in Baden-Württemberg mit 7,96 nach Bayern (8,29) am zweithöchsten.
Fast 54.600 Wohnadressen potenziell betroffen
Die DUH mit Sitz in Berlin hat dafür den Angaben zufolge Flächen, in denen bei einem sogenannten Jahrhunderthochwasser signifikante Schäden zu erwarten sind, mit der Zahl der Wohnadressen verrechnet, die davon betroffen wären. Das Risiko sei also dann besonders hoch, wenn ein Land insgesamt eine große Hochwasserrisikofläche hat und gleichzeitig viele Wohnadressen in den möglichen Überschwemmungsgebieten liegen.
Im Südwesten gelten demzufolge 4,72 Prozent der Landesfläche als Hochwasserrisikogebiete. In Brandenburg und Nordrhein-Westfalen etwa ist der Anteil mit über 6 Prozent größer. Wiederum könnten in Baden-Württemberg 54.593 Adressen von einem Jahrhunderthochwasser betroffen sein. In Bayern liegen nach absoluten Zahlen mit 65.517 die meisten Wohnadressen in potenziell von einem Jahrhunderthochwasser betroffenen Gebieten.
Jahrhunderthochwasser-Stände werden häufiger
Ein Jahrhunderthochwasser ist statistisch gesehen einmal alle 100 Jahre zu erwarten. Die DUH weist aber in ihrer Mitteilung darauf hin, dass sich die Werte auf Messreihen aus der Vergangenheit beziehen. „Im Zuge der Klimakrise sind Wasserstände dieser Höhe zukünftig häufiger zu erwarten.“
Zugleich bemängelt der Verein, die Bundesländer täten zu wenig für den Schutz der potenziell Hunderttausenden Betroffenen. „Bei der dringend erforderlichen Anpassung und Vorsorge muss der Fokus stärker auf naturbasierten Hochwasserschutz gelegt werden“, forderte Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Flüsse und Bäche brauchen endlich mehr Raum, Wasser muss in intakten Wäldern, Wiesen und Feuchtgebieten zurückgehalten werden.“