Seit Tagen lodern wieder Waldbrände in Brandenburg und Sachsen. Schuld sind vor allem menschliches Versagen und der fehlende Mut, endlich grundlegend etwas zu ändern.
Seit Tagen brennt es in der Gohrischheide an der Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg. Immer noch ist das 250-Seelen-Dorf Nieska nicht sicher vor den Flammen. Auch in Wülknitz (Kreis Meißen) und an einigen Orten in Brandenburg leiden die Bewohner unter Qualm und Rauch. Sie müssen sich Sorgen machen um ihre Gesundheit und ihre Häuser. Es ist eine Katastrophe mit Ansage: Seit Jahren kommt es in Brandenburg und den angrenzen Bundesländern zuverlässig zu schweren Bränden.
Zum einen, weil die Sommer dort meist heiß und trocken sind und somit ideale Voraussetzungen für Wald- und Buschbrände bieten. Ein Problem, das durch den Klimawandel zusätzlich verschärft wird – die Temperaturen werden auch künftig weiter steigen, die Trockenphasen im ohnehin schon ausgedörrten Landstrich südlich von Berlin dürften noch intensiver werden und länger andauern. Hinzu kommt, dass strohtrockenes Unterholz und Buschwerk reichlich Nahrung liefern für ein schnelles Entflammen und Weiterbrennen.
Eine andere Ursache für die regelmässig wiederkehrenden Brände liegt in der Machtlosigkeit der örtlichen Feuerwehren angesichts historischer Altlasten: Auch 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und mehr als 30 Jahre nach dem Abzug der Roten Armee aus der ehemaligen DDR, sind im Boden Brandenburgs noch tonnenweise Munition verbuddelt. Und das nicht nur auf ehemaligen Truppenübungsplätzen. Jegliches Betreten solcher schwer belasteten Flächen kann zu einer lebensgefährlichen Aktion werden. Häufig bleibt den Feuerwehrfrauen und -männern nur übrig, von sicheren Wegen aus mit dem Schlauch in Richtung Flammen zu zielen. Alles, was mehr als eine Spritzenweite entfernt ist, erreichen sie so nicht.
Waldbrand: Die Munition zerfällt immer mehr
Je länger die Relikte des Weltkriegs und des Kalten Kriegs, wie Granaten, Minen und Gewehrmunition im Boden liegen, umso gefährlicher werden sie. Ihre Hüllen korrodieren, ihre Zünder liegen bloß. In der sommerlichen Hitze können sie dann sogar spontan von selbst explodieren.
Seit Jahren schlagen Fachleute für Waldbrandbekämpfung vor, das zu tun, was der gesunde Menschenverstand gebietet: Die Flächen in Brandenburg systematisch von Munition zu räumen. Die dafür nötige Ausrüstung wäre einfach zu organisieren. Zu Löschfahrzeugen umgebaute Panzer könnten sicher in das gefährliche Gelände fahren, gezielt Explosionen auslösen und dabei entstehende kleine Brände bekämpfen. Doch dafür fehlt es bislang am politischen Willen und auch am Geld. Kein Gemeindevorstand will die Kosten dafür tragen. Lieber fordern die lokalen Amtsträger in der Not die örtlichen Feuerwehren an und, wenn es ganz brenzlig wird, auch die Bundespolizei. Das kostet sie nichts, außer einem Anruf.
Diesmal hatten die Menschen in den Brandgebieten Glück, vorerst sind die Brände nicht bis in ihre Dörfer vorgedrungen. Doch die Feuer lodern weiter. Und der Sommer hat gerade erst begonnen.