Im Konflikt um das iranische Atomprogramm haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien die von einer iranischen Zeitung verbreiteten Drohungen gegen den Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, verurteilt. „Wir fordern die iranischen Behörden auf, von Schritten abzusehen, die die Zusammenarbeit mit der IAEA beenden könnten“, erklärten die Außenminister der sogenannten E3-Gruppe am Montag. Irans Präsident Massud Peseschkian begründete das Vorgehen Teherans mit einem „destruktiven“ Verhalten des IAEA-Chefs. Irans Vize-Außenminister Madschid Tacht-Rawantschi forderte unterdessen, für neue diplomatische Gespräche mit Teheran müssten die USA weitere Bombenangriffe auf den Iran ausschließen.
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU), sein französischer Kollege Jean-Noël Barrot und der britische Chefdiplomat David Lammy mahnten den Iran, die vollständige Zusammenarbeit mit der Atomenergiebehörde unverzüglich wieder aufzunehmen und dabei die Sicherheit des IAEA-Personals zu gewährleisten.
Die ultra-konservative iranische Zeitung „Kayhan“ hatte Grossi mit Bezug auf Israel beschuldigt, „Spion des zionistischen Regimes“ zu sein, und dessen Hinrichtung gefordert. Der iranische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Amir Saeid Iravani, erklärte am Sonntag, dass es „keine Bedrohung“ gegen Grossi oder die Inspektoren gebe. Die Inspektoren im Iran seien sicher.
Israel hatte am 13. Juni einen Großangriff auf den Iran gestartet und dies mit dem fortgeschrittenen iranischen Atom- und Raketenprogramm begründet. Die israelische Armee griff vor allem iranische Atom- und Militäranlagen an mit dem erklärten Ziel, den Iran vom Bau einer Atombombe abzuhalten, und tötete ranghohe Militärs und Atomwissenschaftler. Der Iran bestreitet, nach der Atombombe zu streben.
Der Iran attackierte Israel danach seinerseits mit Raketen und Drohnen. Nach zwölf Tagen gegenseitiger Angriffe und der Bombardierung iranischer Atomanlagen durch die USA war am 24. Juni eine Waffenruhe in Kraft getreten.
Während des zwölftägigen Krieges wurden mindestens 935 Menschen im Iran getötet, wie die amtliche iranische Nachrichtenagentur Irna am Montag meldete. Unter den Toten seien 132 Frauen und 38 Kinder, hieß es unter Berufung auf den Sprecher der Justizbehörden. In Israel wurden nach Angaben der dortigen Behörden 28 Menschen getötet.
Grossi hatte nach den Angriffen Zugang zu den beschädigten Anlagen gefordert, um die iranischen Bestände an angereichertem Uran überprüfen zu können. Die Regierung in Teheran lehnt dies ab.
Irans Präsident sagte am Sonntagabend in einem Telefonat mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron, Teheran habe die Zusammenarbeit mit der IAEA wegen des „destruktiven“ Verhaltens ihres Chefs gegenüber der Islamischen Republik gestoppt. Die Entscheidung der iranischen Parlamentsabgeordneten vom Mittwoch, die Zusammenarbeit mit der IAEA auszusetzen, sei „eine natürliche Antwort auf das ungerechtfertigte, unkonstruktive und destruktive Verhalten des Generaldirektors“ der IAEA, sagte Peseschkian laut seinem Büro in dem Telefonat mit Macron.
Der stellvertretende iranische Außenminister Tacht-Rawantschi sagte dem britischen Rundfunksender BBC, diplomatische Gespräche zwischen Washington und Teheran könnten erst wieder aufgenommen werden, wenn die USA weitere Angriffe auf den Iran ausschließen würden. Die USA hätten angedeutet, dass sie an den Verhandlungstisch zurückkehren wollten. „Wir haben keinem Datum zugestimmt, wir haben keinen Modalitäten zugestimmt“, sagte er. „Gerade warten wir auf eine Antwort auf die Frage, ob wir eine Wiederholung eines aggressiven Akts sehen werden, während wir uns auf einen Dialog einlassen?“, sagte er weiter.
Der Iran solle zudem weiter Uran anreichern können, verlangte der Vize-Außenminister. „Über das Niveau“ und „über die Kapazität“ der Urananreicherung könne jedoch diskutiert werden.
US-Präsident Donald Trump erklärte am Montag in seinem Onlinedienst Truth Social, er werde weder mit dem Iran verhandeln noch ihm etwas anbieten, „bis wir ihre Atomanlagen völlig ausgelöscht haben“. Vergangene Woche hatte Trump gesagt, dass neue Atomgespräche mit dem Iran geplant seien.