Kunst und Musik: Udo als Maler: „Kometenhafte“ Schau mit Lindenberg-Bildern

Ein Strichmännchen mit Hut, Sonnenbrille, breiter Lippe – das ist doch Udo! Der Panik-Rocker hat sich auch als Maler und Zeichner einen Namen gemacht. In Oberhausen kann man viele seiner Werke sehen.

Als Musiker ist Udo Lindenberg („Komet“, „Sonderzug nach Pankow“) seit Jahrzehnten einer der ganz Großen, jetzt präsentiert er sich verstärkt auch als Zeichner und Maler: Die Ludwigsgalerie in Oberhausen zeigt von Sonntag an eine Retrospektive seiner Bilder und Zeichnungen seit den späten 1970er Jahren mit mehr als 300 Werken – von großen bunten Formaten bis zu den bekannten „Udogrammen“ – gezeichneten Selbstporträts mit Hut – und seinen patentgeschützten „Likörellen“ – Aquarelle mit Eier-, Kirsch- und Pfefferminzlikör als Farbe. 

„Die Nachtigall kommt nach Hause“, schreibt der aus Gronau in NRW stammende Lindenberg im Ausstellungskatalog, „das ganze Udoversum knallt ins Ruhrgebeat“. Im März hatte der 79-Jährige bereits in Tübingen ausgestellt.

Die Ausstellung präsentiert unter dem Motto „Kometenhaft panisch“ neben vielen großen Bildern auch bisher noch nie ausgestellte frühe Zeichnungen und zeigt Lindenberg deutlich als politischen Künstler, wie Museumsdirektorin Christine Vogt betont. 

Udos Welt: „Menschenfamilie“ statt „Pimmelköppe“

Zu sehen ist das etwa an der Serie „Gegen rechte Gewalt (Pimmelköppe)“, mit der sich Lindenberg im Jahr 2000 gegen rechte Ideologie von Skinheads wandte. Die Bilder zeigen Glatzköpfe im Flecktarn mit Schlagstöcken und Figuren mit erhobenem rechten Arm. Lindenberg mischte dabei für die Leinwand Acryl mit Straßendreck und Blut, teils sogar eigenem, wie er der dpa sagte – seine Art des Umgangs mit „Blut und Boden“-Sprüchen. 

Der Künstler gilt als großer Unterstützer der „Rock gegen Rechts“-Kampagne. Sein Gegenbild von einem friedlichen bunten Zusammenleben ist mit dem Bild „Menschenfamilie“ gleich am Anfang der Ausstellung zu besichtigen.

Die Schau umfasst das gesamte Oberhausener Schloss. Für Fans von Udos Musik gibt es eine Diskografie aller 40 Lindenberg-Studio-Alben, die der Co-Kurator der Ausstellung und Lindenberg-Archivar Frank Bartsch in einem Seitenflügel eingerichtet hat. 60 Mediaplayer laufen, Besucher können per Kopfhörer alle Alben komplett anhören, verspricht er. 

Bilder auch zu „Faust“ und zehn Geboten

Die von der Essener Brost-Stiftung geförderte Ausstellung zeigt Lindenbergs eigenwilliges und buntes, an Comic und Cartoon orientiertes Werk in allen Facetten – einschließlich seiner bildhaften Auseinandersetzung mit eher überraschenden Themen wie Goethes Hauptwerk „Faust“ und den zehn biblischen Geboten.

Dass er mit der Ausstellung im Ruhrgebiet gastiert, hebt Lindenberg, der schon seit 1995 im Hamburger Hotel „Atlantic“ lebt, besonders hervor – nicht nur, weil er aus NRW stammt: „Bis heute sind unsere Shows in der Ruhrmetropole immer echte Heimspiele, hier hatten wir schon immer unsere geilsten Konzerte“, schreibt er.

Nur „geringe Grundkenntnisse“ in Musiklehre

In NRW, im Ruhrgebiet hat Lindenberg auch erste Schritte seiner musikalischen Laufbahn absolviert, wie die Ausstellung mit biografischem Material dokumentiert: Am 22. März 1962 legte der nicht einmal 16-Jährige nach der Mittleren Reife eine Aufnahmeprüfung am Musik-Konservatorium der Stadt Duisburg ab – stieß aber auf wenig Begeisterung. Die Prüfer nahmen ihn zwar an, bescheinigten ihm aber ein nur „insgesamt befriedigendes“ Gehör und „nur geringe Grundkenntnisse“ in der allgemeinen Musiklehre. 

Im wesentlichen Autodidakt

„Er war und ist im wesentlichen Autodidakt – in der Musik wie auch in der Malerei“, sagt sein Biograf Bartsch. Deshalb habe er Gesangsunterricht immer abgelehnt. 

Lindenberg sollte nach einem Jahr zu einer Überprüfung des Tests antreten. Dazu kam es nicht mehr: Lindenberg studierte nur rund ein Jahr in Duisburg. Dann nahm er ein Angebot an, in Libyen in den Clubs eines US-amerikanischen Luftwaffenstützpunktes bei Tripolis für damals gutes Geld von 200 Dollar pro Monat Schlagzeug zu spielen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert