Ein AfD-Kongress in Hannover zum Thema Kinderschutz ruft Proteste hervor. Im Zentrum stehen Aussagen zur Pride-Bewegung.
Proteste und Kritik von Fachverbänden haben den Kinderschutzkongress der AfD im niedersächsischen Landtag begleitet. Rund 900 Menschen demonstrierten nach Polizeiangaben friedlich gegen die Veranstaltung in Hannover. Anlass waren unter anderem Warnungen der AfD-Landtagsabgeordneten Vanessa Behrendt vor „Frühsexualisierung“, „Gender-Wahn“ und einer „Verharmlosung von Pädophilie“.
Fachverbände warnen vor Spaltung
Der Kinderschutzbund und das Queere Netzwerk Niedersachsen warfen der AfD vor, den Begriff Kinderschutz für populistische Zwecke zu instrumentalisieren und Ängste zu schüren. „Die von ihr verbreiteten Behauptungen entbehren jeder fachlichen Grundlage und untergraben das Vertrauen in wichtige Präventionsarbeit“, sagte Simon Kopelke vom Kinderschutzbund im Vorfeld.
Kinderschutz gelinge nur in einem Klima von Aufklärung, Offenheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt – nicht durch Ausgrenzung oder Desinformation. Das Queere Netzwerk betonte, Kinderrechte gälten auch für queere junge Menschen, die besonders häufig Mobbing und Gewalt ausgesetzt seien und ein erhöhtes Suizidrisiko hätten.
Behrendt warnt vor Bedrohung für Kinder
Behrendt sprach von einer „zunehmenden Frühsexualisierung unserer Kinder“ und einer „medialen Überflutung mit sexuellen Inhalten, die bis in die Grundschule und sogar die Kita reicht“. Kinder bräuchten „Orientierung, Schutz und eine klare Grenze“, sagte sie beim Kongress, zu dem nach AfD-Angaben 135 Besucher kamen.
Die Familie werde „nicht mehr geschützt, sondern von vielen infrage gestellt“. Behrendt betonte, die AfD wolle mit dem Kongress ein Zeichen setzen gegen eine Politik, die Kinder gefährde.
Von Storch attackiert Regenbogenfahne
Die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch rief beim Kongress dazu auf, öffentliche Räume von der Regenbogenflagge zu befreien. „Wir müssen den Raum zurückerobern“, sagte von Storch. Die Regenbogenfahne sei ein „politisches extremes Symbol“.
Stattdessen sprach sie sich dafür aus, die traditionelle Familie stärker sichtbar zu machen. Jeder Mensch habe „einen Vater und eine Mutter, nicht mehrere“, so von Storch. Sie verband ihre Kritik an der Pride-Bewegung mit einem Appell an christliche Werte. „Christentum und die traditionelle Familie – wenn die bei uns stärker verankert wären, dann glaubte ich, dass in dieser Gesellschaft vieles besser wäre“, sagte von Storch.
Weitere Redner, friedlicher Verlauf
Als Redner traten neben Behrendt, von Storch und dem AfD-Landtagsabgeordneten Stephan Bothe auch Dennis Engelmann vom Verein Kinderseelenschützer auf. Die ursprünglich angekündigte rechte Influencerin Michelle Gollan hatte kurzfristig abgesagt.
Der Kongress wurde von einem größeren Polizeiaufgebot begleitet, um den Ablauf der Veranstaltung und der Gegendemonstration abzusichern. Nach Angaben der Polizei gab es keine besonderen Zwischenfälle, man zeigte sich mit dem Verlauf zufrieden.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die AfD Anfang Mai als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Dagegen geht die Partei juristisch vor. Bis zu einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Köln ist die neue Einstufung ausgesetzt. In Niedersachsen ist der AfD-Landesverband für den Verfassungsschutz seit Mai 2022 ein Verdachtsobjekt.