„Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball“: Mit Fußball-Drama in die Sommerpause

Mord während des EM-Viertelfinales: Im „Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball“ ermitteln Ross und Luschke in einem polnischen Fußballverein.

Im letzten Sonntagskrimi vor der Sommerpause geht es um ein Lieblingsthema der Deutschen: Fußball. Die deutsch-polnischen Ermittler Vincent Ross (André Kaczmarczyk, 39) und Alexandra Luschke (Gisa Flake, 39) müssen im „Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball“ (22. Juni um 20:15 Uhr im Ersten) im Grenzgebiet rund um einen Amateur-Fußballclub ermitteln – und dann ist zeitgleich auch noch Fußball-Europameisterschaft. Was vordergründig nach einem Sommermärchen klingt, wird durch einen Mord und die dazugehörigen Abgründe jäh unterbrochen.

Darum geht es im „Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball“

Auf dem Lastwagen eines Gerüstbauunternehmens in Polen wird eine Tote gefunden. Dabei handelt es sich um die deutsche Chefin, die kaltblütig erschlagen wurde. Alles deutet für Ross und Luschke auf einen „Overkill“ hin – also eine äußerst brutale Tatausführung mit persönlichem Motiv. Und tatsächlich hatte die überaus ambitionierte und mehrfach ausgezeichnete Unternehmerin viele Feinde: nicht nur in ihrer Firma, sondern auch im Fußballverein ihres 13-jährigen Sohnes Marco (Len Blankenberg).

Schnell konzentrieren sich die Ermittlungen der Grenzkommissare auf den Amateurclub in Kostrzyn. Hier hatte die Verstorbene als Präsidentin ebenfalls das Sagen und zuletzt einige Entscheidungen getroffen, die ihrem Sohn und seinen Freunden bei ihrem Traum vom Profifußball nicht dienlich waren. So gerät unter anderem der gegen den Willen der Jungs entlassene Coach Pawel (Ivan Shvedoff) ins Visier, ebenso wie der neue Trainer Hannes (Hanno Koffler), mit dem sie auch noch eine Affäre hatte.

Doch alle wollen zum Tatzeitpunkt des augenscheinlich perfekten Mordes beschäftigt gewesen sein: Immerhin verfolgte man auch in der polnischen Provinz das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien. Voss und Luschke müssen am Ball bleiben, um zwischen Fußballfeld, Jungs-Träumen und Machtspielen den Täter zu ermitteln. Aber Spiel und Krimi dauern bekanntermaßen 90 Minuten.

Lohnt sich das Einschalten beim „Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball?“

Für alle, die auch im Krimi Lust auf Fußball en masse haben – ja. Immerhin dreht sich in diesem Film alles um den Sport und er strotzt nur so von echten Bezügen zur Realität: So wird die Hitze des vergangenen EM-Sommers eingefangen, der Deutsch-Pole Lukas Podolski (40) ist das große Vorbild der Nachwuchskicker und wie in der realen Welt träumen auch bei „Spiel gegen den Ball“ zahlreiche Jugendliche vom Profifußball, um ihrem trostlosen Leben zu entfliehen. Allerdings fehlt es im Grenzgebiet deutlich an Euphorie und mit einem Sendeplatz ein Jahr nach der EM will das Fußballfieber auch nicht so richtig überspringen.

So klassisch wie die Fußballthemen ist dieser Whodunit-Krimi mit zahlreichen Verdächtigen aber nicht. Das liegt vor allem daran, dass André Kaczmarczyk und Gisa Flake in ihren noch jungen Rollen als Ross und Luschke gar nichts von Klischees halten und herrlich unvoreingenommen und einfühlsam an die Sache rangehen. Die Regisseure verzichten bei den Ermittlern (noch) auf persönliche Dramen, sondern konzentrieren sich erfrischender Weise nur auf deren Arbeit und legen dabei stets den passenden Ton an den Tag. Auf Floskeln wird verzichtet, stattdessen gehen die beiden ernsthaft, unaufgeregt und als Team eingespielt an die Arbeit.

Deswegen wirkt dieses Krimi-Drama weitaus realistischer als manch andere Folgen. Auf große Actionszenen und überdramatische Dialoge muss man zwar verzichten, doch gerade in der Unaufgeregtheit liegt die Kraft dieses Falls. Das spiegelt sich auch in den schlichten Bildern wider, die die Atmosphäre im Grenzgebiet sowie den Fußballplatz abseits der großen Siege gut einfangen. Die Jungschauspieler sind als fußballverrückte Jungs ebenfalls sehr überzeugend.

Alles in allem ist „Spiel gegen den Ball“ auch für Nicht-Fußballfans ein würdiger Abschied aus der aktuellen Saison. Nach der Sommerpause geht es ab September dann mit neuen Sonntagskrimi-Fällen weiter.

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