Egon Coordes war Spieler und Trainer in der Fußball-Bundesliga. Bekannt wurde er aber vor allem als Assistent großer Namen beim FC Bayern München. Jetzt ist er gestorben.
Von so einer Bundesliga-Karriere können viele nur träumen. Viermal wurde Egon Coordes mit dem FC Bayern München deutscher Meister. Jahrelang diente der knorrige Norddeutsche so bekannten Trainer wie Udo Lattek, Jupp Heynckes und Giovanni Trapattoni als Assistent. Umgekehrt brachte er auch Fußballgrößen wie Lothar Matthäus oder Hansi Flick ins Schwitzen, als die noch Spieler waren.
„Der FC Bayern hat Egon Coordes sehr viel zu verdanken“, sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer in einer Würdigung. „Er stand nie in der ersten Reihe und hatte dennoch einen großen Einfluss und seinen Anteil an den Erfolgen in den 90er Jahren.“ Am Dienstag ist Coordes im Alter von 80 Jahren nach langer Krankheit in seinem Haus in Memmingen gestorben. Das bestätigte seine Frau der Deutschen Presse-Agentur.
Coordes‘ 80. Geburtstag fiel im vergangenen Jahr in die Zeit der Europameisterschaft in Deutschland. Aus diesem Anlass gab er der „Nordsee-Zeitung“ in seiner Heimatstadt Bremerhaven noch einmal eines seiner seltenen Interviews. Die EM gefalle ihm überhaupt nicht. „Das sieht teilweise aus wie Altherrenfußball“, sagte der frühere Bundesliga-Profi von Werder Bremen und dem VfB Stuttgart da. Und das erklärt auch ein Stück, warum Coordes immer ein sehr erfolgreicher Co- und weniger erfolgreicher Cheftrainer war.
Coordes war geradlinig und streng, ein „Schleifer“, wie die „Bild“-Zeitung in ihrem Nachruf schreibt. Die Bayern sahen in dieser direkten Art eine so ideale Ergänzung zu ihren prominenten Trainergrößen, dass sie ihn 1984, 1988 und 1997 gleich dreimal als Assistenten verpflichteten. Die Wertschätzung ging so weit, dass Jupp Heynckes ihn auch 2011 noch einmal in seinen Trainerstab holte und Coordes ein Jahr später im Alter von 68 Jahren sogar noch einmal die aufstrebenden Basketballer des Clubs fit machen durfte.
An denselben Eigenschaften scheiterte jedoch seine Cheftrainer-Karriere in der ersten und zweiten Liga. Beim VfB Stuttgart (1986/87), dem Hamburger SV (1992) und bei Hannover 96 (1995/96) musste Coordes jeweils schon nach kurzer Zeit und fast immer aus den gleichen Gründen gehen: einem zerrütteten Verhältnis zu den eigenen Spielern und den Medien.
Ausführlich beschrieb der „Spiegel“ 1987, wie die Zusammenarbeit zwischen dem VfB und seinem langjährigen Abwehrspieler in nur wenigen Monaten in die Brüche ging. Der Club-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder beschrieb in dem Artikel den „blanken Hass“ zwischen den Reportern und dem Trainer und hielt auch nicht mit der Aufforderung an seinen Freund Coordes hinterm Berg, „doch nicht jedem gleich mit dem Hintern ins Gesicht zu springen“.
Fisch aus Bremerhaven bis zum Schluss
Später arbeitete Coordes noch als Trainer in Österreich, der Schweiz, in der Golfregion und 1999 auch noch kurz im Iran. Doch so erfolgreich und so schön wie bei den Bayern und in seiner Heimat Bremerhaven war es nirgendwo sonst.
Bei der Leher Turnerschaft und beim damaligen Regionalligisten Bremerhaven 93 spielte Coordes, bevor er in die Bundesliga ging. Den Fusionsclub OSC Bremerhaven trainierte er fünf Jahre, ehe er nach München ging. Bis zum Schluss ließ er sich Fisch aus Bremerhaven in seine Wahlheimat Memmingen bringen, erzählte seine Frau. „Ich habe leidenschaftlich alles gegeben und ich möchte keine Stunde missen“, sagte Coordes selbst der „Nordsee-Zeitung“ über seine Bundesliga-Zeit.
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